Noch ausreichend – Noten für das deutsche Olympiateam Getty Images

Noch ausreichend – Noten für das deutsche Olympiateam

  • Christian Riedel
Die olympischen Spiele von Sotschi sind vorbei und es wird Zeit, ein Fazit zu ziehen. Welche Sportler haben uns begeistert, wo waren wir enttäuscht und wer hat uns überrascht? Netzathleten.de wirft einen Blick auf die verschiedenen Sportarten und vergibt klassische Schulnoten an unsere Olympia-Starter.

Eine Note zu geben ist immer etwas schwierig, weil auch immer subjektive Eindrücke damit verbunden sind. Welche Sportart welche Note bekommt, hängt in diesem Fall auch von den Chancen ab. Man muss sich schließlich an seinen Ansprüchen messen lassen. So erhofften sich die Biathleten im Vorfeld fünf Medaillen, die Bobpiloten mindestens drei, während man im Skispringen von einmal Edelmetall im Teamspringen ausgehen konnte. Insofern könnt ihr gerne darüber diskutieren, ob die von der Redaktion vergebenen Noten für die Sportler gerecht sind oder nicht.

Ski alpin (1 Gold/1 Silber/1 Bronze): Note 3


Die erhoffte Medaillenflut für Neureuther, Riesch & Co blieb aus, auch wenn die deutschen Skifahrerinnen mit drei Medaillen zumindest für ein befriedigendes Ergebnis sorgen konnten. Gold und Silber für Risch in der Kombination und im Super G sowie eine bronzene für die wiedererstarkte Viktoria Rebensburg sorgten im Endeffekt für ein befriedigendes Ergebnis. Allerdings wäre für Riesch (Slalom, Abfahrt) und Neureuther (Slalom, Riesenslalom) deutlich mehr drin gewesen. So kann man verpassten Chancen hinterher trauern. Das gilt vor allem für Nachwuchsfahrer Stefan Luitz, der auf Rang zwei im Riesenslalom liegend am letzten Tor einfädelte.

Snowboard alpin (0/1/1): Note: 2


Ohne große Hoffnungen angereist holten Anke Karstens und Amelie Kober völlig überraschend Silber und Bronze im Parallelslalom. Karstens schrammte dabei nur 12 Hundertstel Sekunden an Gold vorbei und wenn Amelie Kober weniger Probleme mit ihrem Ellenbogen gehabt hätte, wäre hier vielleicht sogar noch mehr drin gewesen.

Ski Freestyle (0/0/0): Note 5,5


Daniel Bohnacker im Skicross und Lisa Zimmermann im Slopestyle weckten im Vorfeld Medaillenhoffnungen. Diese musste der DOSB nach der verletzungsbedingten Absage von Zimmermann und dem Achtenfinalaus von Bohnacker schnell begraben. Auch in der Halfpipe und in der Buckelpiste gabs für die deutschen Freestyler nichts zu holen.

Snowboard Freestyle (0/0/0): Note 4,5


Bei den Snowboarden hatten Konstantin Schad und Paul Berg, die nicht ohne Medaillenchance angereist waren, im Cross großes Pech, weil sie unverschuldet in Stürze verwickelt waren. Ansonsten reisten die Freestyle Snowboarder ohne große Erwartungen an und konnten folglich auch nicht enttäuschen.

Biathlon (0/2/0): Note 5,5


Fünf Medaillen wollten die Biathleten aus Sotschi mitbringen. Am Ende wurden es zwei. Dazu der Dopingskandal um Evi Sachenbacher-Stehle, das Sturzpech der Damen-Staffel und teils indiskutable Leistungen am Schießstand. Mit Blick auf den Nachwuchs kann man nur hoffen, dass sich Magdalena Neuner die Rennen von Sotschi angeschauen hat und aus Mitleid zum deutschen Biathlon einen Rücktritt vom Rücktritt erwägt.

Rodeln (4/1/0): Note 1-


Gold bei den Herren, Damen, Doppelsitzer und fürs Team. Von acht Goldmedaillen insgesamt fürs deutsche Team gingen vier auf das Konto der Schlittenfahrer. Dazu im Damenschlitten noch eine silberne. Die glatte eins wurde nur getrübt durch die Diskussionen um eine mögliche Bevorteilung der Fahrer aus Bayern gegenüber denen aus Thüringen und in den Einzelkonkurrenzen waren immerhin drei Athleten am Start...

Bob (0/0/0): Note: 6


Drei Medaillen, darunter mindestens eine goldene, wollten die Bobpiloten in Sotschi holen. Die Vorzeichen waren nach gewonnenen Weltcups auch nicht schlecht. Es folgte das größte Debakel der deutschen Bob-Geschichte. Weder den Männern noch den Frauen gelang es, vorne mitzufahren. Dazu die Diskussionen um schlechtes Material im 2er Bob der Herren. Kurz gesagt: alles schlecht, sechs, setzen.

Skeleton (0/0/0): Note 5


Was für die Bobfahrer gilt, gilt auch für die bäuchlings-Fahrer. Allerdings waren hier die Erwartungen deutlich niedriger. Schon lange hat Deutschland keinen Skeletoni mehr, der vorne mitfahren kann. Insofern bleibt hier nur die Hoffnung auf die Zukunft.

Skispringen (2/0/0): Note 1,5


Severin Freund und Andreas Wellinger weckten im Vorfeld leise Hoffnungen auf Edelmetall. Vielleicht sogar auf Gold. Dazu konnte man zumindest von einem Podestplatz im Teamspringen ausgehen. Am Ende holte das Team in einem dramatischen Finish Gold. Dazu kam der überraschende Sieg von Carina Vogt bei der Premiere der Skispringerinnen. Wenn Severin Freund von der Großschanze nicht haarscharf an Platz drei vorbei gesprungen wäre, hätten die Skispringer eine glatte eins verdient gehabt.

Nordische Kombination (1/1/1): Note 2


Drei Medaillen klingen zunächst nicht schlecht. Allerdings hätten es deutlich mehr sein können. Im Team waren die deutschen anhand der Einzelergebnisse eigentlich auf Gold programmiert. Auch der Weltcupführende Eric Frenzel galt von der Großschanze als großer Favorit, war aber aufgrund einer Virusinfektion dann chancenlos. Im Wettkampf sorgten dann Fabian Rießle, Björn Kircheisen und Johannes Rydzek für die Lachnummer der olympischen Spiele, die den Norweger Magnus Moen dazu hinreißen ließ, die Deutschen als „größte Clowns“ der Spiele zu bezeichnen. Auf den Plätzen 2,3 und 4 liegend kollidierten die DSV-Athleten in der vorletzen Kurve. Rydzek stürzte und der Norweger Moen zog an den anderen beiden Deutschen vorbei. Statt mindestens Silber und Bronze zu holen, wurde es so nur Platz drei für Rießle und der inoffizielle Titel des bestens Spaßmachers von Sotschi.

Langlauf (0/0/1): Note 5


Enttäuschend war auch das auftreten der deutschen Langläufer. Nur für die Damenstaffel reichte es zu Rang drei und damit der einzigen Olympiamedaille. Im Teamsprint ließ sich Denise Hermann auf der Zielgeraden überholen und bei den Herren stürzte Tim Tscharnke und verschenkte so eine sichere Medaille. Im Sprint der Herren enttäuschte Josef Wenzl und schied schon in der Qualifikation aus. Auch die Herrenstaffel enttäuschte und so blieb nur eine einzige Trostmedaille für die DSV-Läufer.

Eisschnelllauf (0/0/0): Note 6


Eine glatte sechs für die Eisschnellläufer, insbesondere für die Damen, die einst eine Bank waren, was Medaillen angeht. Ein vierter Platz für Claudia Pechstein über die 3.000m, dazu Platz vier für Nico Ihle über die 1.000m fühlen sich so an wie ein Ehrentreffer bei einer 1:7 Niederlage im Fußball. Und wenn sich im Nachwuchsbereich nicht bald etwas tut, ist auch keine Besserung in Sicht.

Short Track (0/0/0): Note 5


Zwei Teilnehmer, keine Medaille. Davon konnte man aber auch nicht ausgehen. Trotzdem sorgte zumindest das Short Track-Küken Anna Seidel (15) für Spaß, zumindest bis zum Halbfinale.

Eiskunstlauf (0/0/1): Note 4


Nach mehreren Stürzen mussten sich die deutschen Paarläufer Aliona Savchenko und Robin Szolkowy mit Platz drei zufrieden geben. Mit dem erhofften Gold wurde es nichts. Für Aufsehen sorgte dagegen Peter Liebers, der bis zur Kür um eine Medaille mitlief, am Ende noch Rang acht belegte.

Eishockey (0/0/0): Note 5


Deutsche Herren waren nicht qualifiziert. Die Damen mussten bis zum letzten Spiel um den Klassenerhalt zittern. Dank eines knappen 3:2 gegen Japan sicherten sich die Damen aber den Verbleib in der höchsten Spielklasse.

Curling (0/0/0): Note 5,5


Die Damen waren nicht qualifiziert. Die Herren um Skip John Jahr belegten mit einem Sieg und acht Niederlagen den letzten Platz im olympischen Curling-Turnier.

Das Deutsche Olympia Team (8/6/5): Note 4,17 (Schnitt aus allen Teilnoten)


Das schlechteste Abschneiden eines deutschen Teams seit der Wiedervereinigung spiegelt sich auch in der Durchschnittsnote wider. Das Ziel von 30 Medaillen wurde mehr als deutlich verfehlt. Erste persönliche Konsequenzen (Uwe Müßiggang, Biathlon) wurden schon gezogen. Weitere (Christoph Langen, Bob) könnten folgen. Nun gilt es, das Abschneiden der Athleten zu analysieren und für die nächsten Olympischen Spiele in Pyeongchang (Südkorea) die richtigen Schlüsse zu ziehen.

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