Hannes Doesseler
„Plötzlich war ich nicht mehr die Wundertüte“
- Redaktion
Valentin Baus startet bei der Para Tischtennis-WM als Titelverteidiger: 2014 wurde er Überraschungs-Weltmeister mit 18 Jahren, 2016 Vize-Paralympics-Sieger – nach einem Dämpfer bei der EM 2017 hat er nun neue Angriffslust.
Valentin Baus ist aktueller Weltmeister und Vize-Paralympics-Sieger – und ein Botschafter seiner Sportart. So zeigt der 22-Jährige auf Veranstaltungen bei Show-Matches, wie spektakulär Tischtennis auch im Rollstuhl sein kann. Bei den Weltmeisterschaften im Para Tischtennis vom 15. bis 20. Oktober im slowenischen Celje geht es für den Bochumer allerdings nicht um Show, sondern um Medaillen – und dafür hat er sich intensiv vorbereitet.
2014 wurde Valentin Baus Weltmeister. Mit gerade einmal 18 Jahren. Ein völlig überraschender Erfolg. „Ich bin mit wenigen Erwartungen ins Turnier gestartet – und plötzlich war ich im Finale“, blickt Baus zurück. Und auch dort setzte er sich durch, gewann sensationell Gold. Mit einem verdammt coolen und abgebrühten Auftreten, passend zu seinem Naturell. Denn Baus ist mental stark und ein „Zocker an der Platte“, sagt Bundestrainer Volker Ziegler über seinen Schützling. All das hat dazu beigetragen, dass der Bochumer 2014 seine Wettkampfklasse 5 gehörig aufmischte und auf einmal Weltmeister war. „Das war für mich selbst überraschend und überwältigend. Ich hatte einfach einen Lauf und auch das nötige Glück“, resümiert Baus, der dem Top Team des Deutschen Behindertensportverbandes angehört.
Das hatte auch einige spürbare Veränderungen zur Folge. „Plötzlich war ich nicht mehr die Wundertüre. Die anderen Spieler haben mehr Respekt vor mir, geben alles und wollen mich schlagen. An meiner Platte stehen viel mehr Kameras als vorher, weil die Gegner mich analysieren.“ Ein Beweis: Valentin Baus ist in der Weltspitze angekommen.
Kein Wunder also, dass die nächsten Spiele 2020 in Tokio fest eingeplant sind. „So ein Erlebnis bekommt man nicht so häufig. Ganz klar, ich will wieder zu den Paralympics“, sagt Baus. Jetzt ist gewissermaßen Halbzeit – Rio liegt zwei Jahre zurück, Tokio zwei Jahre voraus. Und zunächst steht mit den Weltmeisterschaften in Slowenien ein großes Highlight vor der Tür. „Ich möchte Spaß haben, meine Leistung abrufen und mein bestes Tischtennis spielen“, nennt der Bochumer seine Ziele. Dafür hat er viel investiert und früh mit der Vorbereitung angefangen. „Es waren zehn lange Monate. Jetzt bin ich heiß auf die WM und will Gas geben.“ Für ein möglichst erfolgreiches Turnier stellte der Student des Wirtschaftsingenieurwesens auch die Uni hintenan und arbeitete stattdessen an seinem Spiel und der körperlichen Fitness. „Für mich ist die Rumpfstabilität sehr wichtig, um die Spannung nicht zu verlieren. Dafür habe ich viel getan“, sagt Baus.
Seine härtesten Konkurrenten kommen aus China und Norwegen. Auch die Auslosung könnte daher entscheidend sein, so wie 2014, als er davon profitierte. „Aber das kann ich ja nicht beeinflussen. Letztlich muss ich eh jeden schlagen, egal wer an der Platte gegenüber ist. Daher mache ich mich nicht verrückt“, erklärt er so pragmatisch, wie er eben ist.
Seit 2008 sitzt er im Rollstuhl. „Die Olympischen Spiele in Peking habe ich mit Gipsbein vor dem Fernseher verfolgt“, erzählt er. Tischtennis im Stehen war nicht mehr möglich, die Probleme an Hüften und Knien wurden immer schlimmer. „Ich habe trotzdem nicht ans Aufhören gedacht.“ Baus meldete sich im Rollstuhlsportverein an – und spielte weiter Tischtennis. „Natürlich hat sich dadurch vieles verändert, aber einiges bleibt auch gleich. Ich sitze zwar im Rollstuhl, doch mein Verständnis vom Tischtennis habe ich ja noch immer“, sagt der 22-Jährige.
Seine Entwicklung schritt weiter voran, die Leistungskurve verläuft seit Jahren nahezu ungebremst nach oben, 2014 und 2016 gelangen ihm bei den großen Highlights außergewöhnliche Erfolge. Nur im Vorjahr bei den Europameisterschaften musste Baus einen kleinen Dämpfer hinnehmen. „Da war ziemlich der Wurm drin, doch es kann ja nicht immer perfekt laufen.“ Statt den Kopf in den Sand zu stecken, zog der 22-Jährige Energie aus dem für ihn enttäuschenden Abschneiden und arbeitete noch härter. Belohnen will er sich dafür bei den anstehenden Weltmeisterschaften. Und Valentin Baus stellt klar: „Nach der EM verspüre ich neue Angriffslust.“
Mehr zum Top Team, das von der Allianz Deutschland AG, der Sparkassen-Finanzgruppe, der Deutschen Telekom AG und der Toyota Deutschland GmbH gefördert wird, zum Hintergrund und zum Kader finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Paralympischen Mannschaft.
2014 wurde Valentin Baus Weltmeister. Mit gerade einmal 18 Jahren. Ein völlig überraschender Erfolg. „Ich bin mit wenigen Erwartungen ins Turnier gestartet – und plötzlich war ich im Finale“, blickt Baus zurück. Und auch dort setzte er sich durch, gewann sensationell Gold. Mit einem verdammt coolen und abgebrühten Auftreten, passend zu seinem Naturell. Denn Baus ist mental stark und ein „Zocker an der Platte“, sagt Bundestrainer Volker Ziegler über seinen Schützling. All das hat dazu beigetragen, dass der Bochumer 2014 seine Wettkampfklasse 5 gehörig aufmischte und auf einmal Weltmeister war. „Das war für mich selbst überraschend und überwältigend. Ich hatte einfach einen Lauf und auch das nötige Glück“, resümiert Baus, der dem Top Team des Deutschen Behindertensportverbandes angehört.
Das hatte auch einige spürbare Veränderungen zur Folge. „Plötzlich war ich nicht mehr die Wundertüre. Die anderen Spieler haben mehr Respekt vor mir, geben alles und wollen mich schlagen. An meiner Platte stehen viel mehr Kameras als vorher, weil die Gegner mich analysieren.“ Ein Beweis: Valentin Baus ist in der Weltspitze angekommen.
Süchtig nach dem Erlebnis Paralympics: „Rio war eine unbeschreibliche Zeit“
Dass der WM-Titel von 2014 zwar überraschend, allerdings kein Zufalls-Produkt war, zeigt die Silbermedaille bei den Paralympics in Rio de Janeiro 2016. Als einziger Spieler im Turnier blieb Baus bis zum Endspiel ohne Satzverlust. Erst im Finale gegen Ningning Cao, den favorisierten Weltranglistenersten aus China, zog er den Kürzeren, doch freute er sich über Platz zwei. „Rio war eine unbeschreibliche Zeit. Ich habe so lange von den Paralympics geträumt und darauf hingearbeitet. Schon bei der Ankunft im Paralympischen Dorf und als ich das erste Mal in der Halle war – da hatte ich eine Riesen-Gänsehaut, das war ein unglaubliches Gefühl“, schildert der 22-Jährige seine Emotionen. „Ich kann sagen: Es macht süchtig“, betonte er damals noch in Rio.Kein Wunder also, dass die nächsten Spiele 2020 in Tokio fest eingeplant sind. „So ein Erlebnis bekommt man nicht so häufig. Ganz klar, ich will wieder zu den Paralympics“, sagt Baus. Jetzt ist gewissermaßen Halbzeit – Rio liegt zwei Jahre zurück, Tokio zwei Jahre voraus. Und zunächst steht mit den Weltmeisterschaften in Slowenien ein großes Highlight vor der Tür. „Ich möchte Spaß haben, meine Leistung abrufen und mein bestes Tischtennis spielen“, nennt der Bochumer seine Ziele. Dafür hat er viel investiert und früh mit der Vorbereitung angefangen. „Es waren zehn lange Monate. Jetzt bin ich heiß auf die WM und will Gas geben.“ Für ein möglichst erfolgreiches Turnier stellte der Student des Wirtschaftsingenieurwesens auch die Uni hintenan und arbeitete stattdessen an seinem Spiel und der körperlichen Fitness. „Für mich ist die Rumpfstabilität sehr wichtig, um die Spannung nicht zu verlieren. Dafür habe ich viel getan“, sagt Baus.
Seine härtesten Konkurrenten kommen aus China und Norwegen. Auch die Auslosung könnte daher entscheidend sein, so wie 2014, als er davon profitierte. „Aber das kann ich ja nicht beeinflussen. Letztlich muss ich eh jeden schlagen, egal wer an der Platte gegenüber ist. Daher mache ich mich nicht verrückt“, erklärt er so pragmatisch, wie er eben ist.
Glasknochen durch einen Gendefekt: „Ich habe aufgehört, die Operationen zu zählen“
Mit sieben Jahren hat Valentin Baus zum ersten Mal Tischtennis gespielt. „Im Urlaub mit meinem Vater und meinem Bruder. Damals war ich noch zu Fuß unterwegs und habe an der Platte gestanden“, berichtet er. Schnell zeigte sich sein Talent und er spielte auch im Verein. Doch Baus hat aufgrund eines Gendefekts von Geburt an Glasknochen, brach sich schon drei Tage, nachdem er auf der Welt war, den Oberschenkelknochen. Es blieb längst keine Ausnahme. „Ich habe aufgehört, die Operationen zu zählen“, sagt Baus – und nicht alle Operationen verliefen reibungslos.Seit 2008 sitzt er im Rollstuhl. „Die Olympischen Spiele in Peking habe ich mit Gipsbein vor dem Fernseher verfolgt“, erzählt er. Tischtennis im Stehen war nicht mehr möglich, die Probleme an Hüften und Knien wurden immer schlimmer. „Ich habe trotzdem nicht ans Aufhören gedacht.“ Baus meldete sich im Rollstuhlsportverein an – und spielte weiter Tischtennis. „Natürlich hat sich dadurch vieles verändert, aber einiges bleibt auch gleich. Ich sitze zwar im Rollstuhl, doch mein Verständnis vom Tischtennis habe ich ja noch immer“, sagt der 22-Jährige.
Seine Entwicklung schritt weiter voran, die Leistungskurve verläuft seit Jahren nahezu ungebremst nach oben, 2014 und 2016 gelangen ihm bei den großen Highlights außergewöhnliche Erfolge. Nur im Vorjahr bei den Europameisterschaften musste Baus einen kleinen Dämpfer hinnehmen. „Da war ziemlich der Wurm drin, doch es kann ja nicht immer perfekt laufen.“ Statt den Kopf in den Sand zu stecken, zog der 22-Jährige Energie aus dem für ihn enttäuschenden Abschneiden und arbeitete noch härter. Belohnen will er sich dafür bei den anstehenden Weltmeisterschaften. Und Valentin Baus stellt klar: „Nach der EM verspüre ich neue Angriffslust.“
Mehr zum Top Team, das von der Allianz Deutschland AG, der Sparkassen-Finanzgruppe, der Deutschen Telekom AG und der Toyota Deutschland GmbH gefördert wird, zum Hintergrund und zum Kader finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Paralympischen Mannschaft.