privat -- Max und Marcus Laudan
Rollstuhltennis-Zwillinge bei den Paralympics?
- Nico Feißt
Die Berliner Laudan-Brüder geben alles für ihr großes Ziel: „In der Matchpause wird gearbeitet und im Flieger studiert“.
Sie sind Zwillinge, haben beide dieselbe Behinderung und denselben Traum: Die Berliner Max und Marcus Laudan haben durchaus Chancen, dass erstmals seit 2004 wieder ein deutscher Rollstuhltennis-Spieler bei den Paralympics dabei ist. Beide studieren und arbeiten nebenher noch, um ihren Traum zu verwirklichen – doch das gestaltet sich manchmal abenteuerlich.
Eigentlich wollten die 28-jährigen Laudan-Brüder Anfang März in den USA wichtige Punkte für die Paralympics-Qualifikation für Tokio sammeln, doch nach nur einem Turnier mussten sie wegen der Corona-Pandemie wieder zurückreisen. „Mit einem Sieg dort wäre man oben dabei gewesen in der Weltrangliste“, sagt Max, der mit Platz 26 noch auf eine Platzierung unter den ersten 16 hofft, die zur Teilnahme berechtigen würden: „Wir wollen die Verschiebung der Paralympics jetzt als Chance sehen, uns richtig fit zu machen.“ Würden im Januar 2021 die Turniere so starten, wie sie auch für 2020 vorgesehen waren, scheint eine Qualifikation noch realistisch. „Doch fallen Turniere aus“, sagt Marcus, der in der Weltrangliste auf Position 34 ist, „wäre das super schade, weil unsere Chancen für Tokio dann deutlich schlechter wären.“
Das soll sich möglichst bald ändern – vor allem aus Sicht der Laudan-Brüder. 2020 hätte ihr Jahr werden sollen: Beide haben ihren Werkstudenten-Job gekündigt und in ihrem Master-Studiengang ein Urlaubssemester genommen, um ein halbes Jahr „Vollgas zu geben“, wie Max sagt. „Da müssen wir jetzt halt zurückrudern, aber das ist auch kein Beinbruch.“ Statt Tennisturnieren auf der ganzen Welt wird jetzt eben die Masterarbeit in BWL geschrieben – und dazu weiter an der Fitness gearbeitet.
Max hatte seine beste Phase 2018, als er in der Weltrangliste auf Rang zehn geklettert war und reihenweise Spieler aus den Top 10 besiegen konnte. Doch dann folgte eine Rückenverletzung, die ihn fast die Karriere gekostet hätte und zu zehn Monaten Pause zwang. Sieben Monate davon musste er 16 Stunden täglich ein Korsett tragen, die Ärzte rieten ihm, mit Rollstuhltennis aufzuhören. „Das war krass anzusehen, dass er nichts machen kann“, blickt Marcus zurück. Doch Max kämpfte sich durch die schwere Zeit und sagt heute: „Mein Level war vor der Verletzung wirklich hoch, wenn ich das wieder erreiche und es zu den Paralympics schaffe, werde ich jedem in den Top 10 bedrohlich.“
Mit Blick auf die Spiele 2024 in Paris strebt Max eine Medaille an. Und vielleicht könnten dort sogar beide gemeinsam auf einer Seite des Netzes aufschlagen: „Wir spielen noch nicht so lange zusammen im Doppel und entwickeln uns von Turnier zu Turnier. Da haben wir auch schon unser Potenzial angedeutet, als wir gegen die dreifachen Paralympics-Sieger David Wagner und Nicholas Taylor aus den USA im ersten Satz 3:0 geführt haben, es dann aber leider nicht nach Hause bringen konnten.“
Das große Problem der Zwillinge ist das Geld. Schließlich kostet eine Saison mit Reisen, Training und Material rund 45.000 Euro. Vor jedem Turnier müssen die Laudan-Brüder daher überlegen, ob es sich finanziell lohnen könnte, dort hinzufliegen. „Die Japaner reisen drei Tage vorher mit drei Trainern und Physiotherapeuten an. Wir am Abend vorher um 23 Uhr, weil es günstiger ist – oft als einzige alleine“, sagt Max: „Da kommt es auch schon mal vor, dass wir in der Matchpause vor unserem Doppel online etwas für den Werkstudentenjob erledigen müssen und abends im Flieger studieren. Viele Gegner sagen oft: Eure Leistung ist dadurch noch viel krasser einzustufen.“
Mehr Informationen zu den Athletinnen und Athleten des Team Deutschland Paralympics finden sie unter www.teamdeutschland-paralympics.de
Eigentlich wollten die 28-jährigen Laudan-Brüder Anfang März in den USA wichtige Punkte für die Paralympics-Qualifikation für Tokio sammeln, doch nach nur einem Turnier mussten sie wegen der Corona-Pandemie wieder zurückreisen. „Mit einem Sieg dort wäre man oben dabei gewesen in der Weltrangliste“, sagt Max, der mit Platz 26 noch auf eine Platzierung unter den ersten 16 hofft, die zur Teilnahme berechtigen würden: „Wir wollen die Verschiebung der Paralympics jetzt als Chance sehen, uns richtig fit zu machen.“ Würden im Januar 2021 die Turniere so starten, wie sie auch für 2020 vorgesehen waren, scheint eine Qualifikation noch realistisch. „Doch fallen Turniere aus“, sagt Marcus, der in der Weltrangliste auf Position 34 ist, „wäre das super schade, weil unsere Chancen für Tokio dann deutlich schlechter wären.“
Seltene Behinderung: In Deutschland nur 13 Menschen davon betroffen
Als Max und Marcus Laudan in den Kindergarten kamen, diagnostizierten die Ärzte eine sogenannte multiple epiphysäre Dysplasie, eine Störung des Knochen- und Körperwachstums, die hauptsächlich die Enden der Knochen in Armen und Beinen betrifft. Die Krankheit ist weitgehend unbekannt, nur 13 Leute in Deutschland seien davon betroffen. Seit dem fünften Lebensjahr sitzen dadurch beide im Rollstuhl. Durch ihren größeren Bruder und ihre Mutter entdeckten sie mit zwölf Jahren, dass Rollstuhltennis für sie der perfekte Sport ist. Max und Marcus spielen aufgrund ihrer Behinderung in der noch jungen Quad-Klasse, die erst seit 2004 paralympisch ist. Sabine Ellerbrock und Katharina Krüger waren die Namen im deutschen Rollstuhltennis der vergangenen Jahre, wenn man die Paralympics betrachtet. Die Männer warten seit Kai Schrameyer 2004 wieder auf eine Teilnahme.Das soll sich möglichst bald ändern – vor allem aus Sicht der Laudan-Brüder. 2020 hätte ihr Jahr werden sollen: Beide haben ihren Werkstudenten-Job gekündigt und in ihrem Master-Studiengang ein Urlaubssemester genommen, um ein halbes Jahr „Vollgas zu geben“, wie Max sagt. „Da müssen wir jetzt halt zurückrudern, aber das ist auch kein Beinbruch.“ Statt Tennisturnieren auf der ganzen Welt wird jetzt eben die Masterarbeit in BWL geschrieben – und dazu weiter an der Fitness gearbeitet.
Die „Brothers McLaud“ wollen es in die Weltspitze schaffen – auch im Doppel
Jahrelang haben die „Brothers McLaud“, wie sie sich selbst in den sozialen Medien nennen, gemeinsam trainiert. Mittlerweile haben Max und Marcus aber auch eigene Trainer und absolvieren Teile des Trainings getrennt, um ihre Einzel-Karrieren voranzutreiben. „Wir sind uns als Zwillinge super nah und lieben uns“, sagt Marcus, der mit Max im gleichen Wohnblock wohnt, und fügt an: „Allerdings sind wir als Spielertyp unterschiedlich. Deshalb macht die Hälfte-Hälfte-Regelung Sinn, so dass sich jeder entfalten kann.“ Eine Bilanz gegeneinander gibt es nicht. Im Training sind beide relativ gleichauf, doch Max, der schon größere Erfolge erzielt hat, verliert gegen Marcus regelmäßig die Nerven beziehungsweise spielt Marcus gegen Max „gefühlt besser“ als sonst: „Da bin ich befreiter. Die Aufregung vor anderen Matches ist bei mir immer groß, das ist Kopfsache und ärgert mich. Dazu fehlt mir oft das Losglück, sonst bin ich gar nicht so weit weg“, sagt Marcus.Max hatte seine beste Phase 2018, als er in der Weltrangliste auf Rang zehn geklettert war und reihenweise Spieler aus den Top 10 besiegen konnte. Doch dann folgte eine Rückenverletzung, die ihn fast die Karriere gekostet hätte und zu zehn Monaten Pause zwang. Sieben Monate davon musste er 16 Stunden täglich ein Korsett tragen, die Ärzte rieten ihm, mit Rollstuhltennis aufzuhören. „Das war krass anzusehen, dass er nichts machen kann“, blickt Marcus zurück. Doch Max kämpfte sich durch die schwere Zeit und sagt heute: „Mein Level war vor der Verletzung wirklich hoch, wenn ich das wieder erreiche und es zu den Paralympics schaffe, werde ich jedem in den Top 10 bedrohlich.“
Mit Blick auf die Spiele 2024 in Paris strebt Max eine Medaille an. Und vielleicht könnten dort sogar beide gemeinsam auf einer Seite des Netzes aufschlagen: „Wir spielen noch nicht so lange zusammen im Doppel und entwickeln uns von Turnier zu Turnier. Da haben wir auch schon unser Potenzial angedeutet, als wir gegen die dreifachen Paralympics-Sieger David Wagner und Nicholas Taylor aus den USA im ersten Satz 3:0 geführt haben, es dann aber leider nicht nach Hause bringen konnten.“
Cheftrainer Niklas Höfken: „Hängen sich voll rein und sind einfach gute Jungs“
Das sieht auch Cheftrainer Niklas Höfken so, der den Zwillingen zutraut, richtig durchzustarten: „In den vergangenen zwei Jahren ist bei beiden physisch und mental nochmal eine Menge passiert. Trotzdem ist da auf jeden Fall auch weiterhin Luft nach oben, um noch professioneller zu werden auf ihrem Weg zu kompletten Athleten. Es macht Spaß, gemeinsam mit ihnen daran zu arbeiten, da sie sich voll reinhängen und auch neben dem Platz einfach gute Jungs sind." Höfken hat mit seinem Team in den vergangenen Jahren schon viel bewirkt im deutschen Rollstuhltennis, wie Marcus sagt: „Wir haben bei den Lehrgängen super Möglichkeiten, die machen alle einen tollen Job und wir bekommen jede Unterstützung.“Das große Problem der Zwillinge ist das Geld. Schließlich kostet eine Saison mit Reisen, Training und Material rund 45.000 Euro. Vor jedem Turnier müssen die Laudan-Brüder daher überlegen, ob es sich finanziell lohnen könnte, dort hinzufliegen. „Die Japaner reisen drei Tage vorher mit drei Trainern und Physiotherapeuten an. Wir am Abend vorher um 23 Uhr, weil es günstiger ist – oft als einzige alleine“, sagt Max: „Da kommt es auch schon mal vor, dass wir in der Matchpause vor unserem Doppel online etwas für den Werkstudentenjob erledigen müssen und abends im Flieger studieren. Viele Gegner sagen oft: Eure Leistung ist dadurch noch viel krasser einzustufen.“
Mehr Informationen zu den Athletinnen und Athleten des Team Deutschland Paralympics finden sie unter www.teamdeutschland-paralympics.de