Angezählt: Fitness-Boxen ist nix für Weicheier
- Redaktion
Die meisten Boxer wie Felix Sturm, Vitali Klitschko oder Marco Huck haben eine Top-Figur. Grund genug für mich, Boxtraining auch einmal auszuprobieren. Allerdings wollte ich mir auch nicht gleich beim ersten Sparring den Kiefer brechen lassen. Also habe ich mir einen persönlichen Boxtrainer gesucht, um ohne Vollkontakt den Sport mal auszuprobieren. Unter Anleitung des Kampsport-Experten und Personaltrainers John Bernhardt habe ich mir Boxhandschuhe angezogen. So schlimm kann es nicht werden, dachte ich. Immerhin mache ich ja regelmäßig Sport.
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https://www.netzathleten.de/lifestyle/sports-inside/item/171-angezaehlt-fitness-boxen-ist-nix-fuer-weicheier#sigProId6752a488aa
Wie war das gleich mit dem Butterfly
Diesen Irrtum hat John schnell ausgeräumt und mir ziemlich schnell meine konditionellen Grenzen aufgezeigt. Aber nun der Reihe nach: los ging es mit Seilchenspringen zum Warm-up. Ganz klassisch. Das wärmt nicht nur Bein- und Schultermuskulatur auf, sondern bereitet mich auch auf die anschließende Beinarbeit vor. Leichtfüßig und reaktionsschnell muss ein Boxer sein. Beim Schattenboxen übt man die Koordination von Schlägen und Schritten. „Blitzschnell die Distanz zum Gegner überwinden und zuschlagen“, lautete Johns Anweisung. Fly like a Butterfly. Oder heißt das übersetzt nicht Hummel?
Nach dem Aufwärmen ging es dann richtig los. Pratzentraining kombiniert mit Kettlebells. Immer im Wechsel. Fünf Minuten Volldampf in die Pratzen hauen und dann die Rundhanteln schwingen. Das treibt den Puls nach oben. Vor allem das Training mit den Kettlebells hat ziemlich rein gehauen. Bei der Grundübung Swings arbeiten so ziemlich alle großen Muskelgruppen. 20 Schwünge und der Kreislauf läuft auf Hochtouren. Zeit zum Ausruhen blieb aber keine. Da kannte John keine Gnade. Sofort ging es weiter mit dem Pratzentraining.
Auftragen, Polieren!
Jab, Jab, Ausweichen, Punch – mit einstudierten Schlagkombinationen werden Bewegungen automatisiert. In einem richtigen Kampf hat man ja auch keine Zeit zum Nachdenken. Der natürliche Reflex wäre aber Kopf einziehen oder wegdrehen. Keine gute Idee, den Gegner aus den Augen zu verlieren. Deshalb übt man im Training immer wieder die gleichen Schlagkombinationen und Bewegungsmuster. Mit der Zeit schleifen sich die Bewegungen ein und man reagiert instinktiv richtig. Wer Karate Kid gesehen hat, weiß, wovon ich spreche.
Beim Kampfsport kommt es auf eine saubere Technik an. Fast alle Schläge und Tritte werden aus der Hüfte eingeleitet. Da kommt die Power her. Dementsprechend standen auch Stabilisierungsübungen für die Körpermitte auf dem Plan. Besonders fies: Liegestütze auf dem Gymball. Durch den wackeligen Ball ist der Körper zu Ausgleichsbewegungen gezwungen. So wird auch die Tiefenmuskulatur angesprochen. Um das Ganze noch zu erschweren, rüttelte John zusätzlich am Gymball. „Das ist echtes Vibrationstraining.“ Recht hat er. Durch den manuellen Vibrationseffekt werden zehn Liegestütze bereits zur Herausforderung.
Zum Abschluss kamen noch Low-Kicks dazu, um auch noch das letzte aus den Beinen zu holen. Mein Fazit: Nach anderthalb Stunden war mir klar, warum viele Kampfsportler so fit aussehen. Sie sind es. Und Dank der hohen Intensität des Trainings profitiert man lange vom Nachbrenneffekt.
Jörg Birkel