Dauernde Knieschmerzen – Dr. Sport hilft beim Sportlerknie

Hallo Dr. Sport,

ich bin 20 Jahre alt und spiele seit meinem 15. Lebensjahr Handball. Meine Knieprobleme (beidseitig) haben angefangen als ich 10 war - Osgood Schlatter und irgendwann ist das dann in das Patellaspitzensydrom übergegangen. Ich habe also seit 10 Jahren mal mehr mal weniger Knieschmerzen. Außerdem wurde bei Defilee Röntgenaufnahmen festgestellt, dass mein Knie nicht richtig im Lager läuft.

An Physiotheraphie habe ich schon so ziemlich alles durch, Strom, Ultraschall, Muskelaufbau etc. Bei einem MRT kam heraus, dass ich ein „Patellaspitzensyndrom mit Partialläsion des Ligamentum patellae“ habe - versteh ich das richtig, dass das bedeutet, dass die Patellasehne angerissen ist? Auf jeden Fall sind die Beschwerden in letzter Zeit immer schlimmer geworden, ich hab selbst beim Rad fahren Schmerzen - nach Spielen sind die Knie extrem geschwollen. Nun war ich noch mal bei einem anderen Arzt. Dieser möchte nun in beide Knie bei je 4 Behandlungen Procain spritzen, und wenn das nicht anschlägt, operieren.

Was denken Sie zu den Procainspritzen bzw. einer Operation?

Vielen Dank

Lara


Hallo Lara,
Du beschreibst einen typischen Verlauf eines Sportlerknies bei Osgood-Schlatter in der Jugend, chronische Knieschmerzen bei frustranen Therapieversuchen und jetzt einer teilweisen Ruptur der Patellarsehne.

Die Frage ist, was Du jetzt besser machen kannst. Die meisten Therapeuten und Du selbst richten ihren Aufmerksamkeit und therapeutischen Bemühungen auf das Kniegelenk. Dort sind alle von dir beschriebenen Therapien möglich und teilweise erfolgreich: Sportpause (!), Physiotherapie mit exzentrischen Übungen, Triggerpunktbehandlung, Behandlungen nach dem Fasziendistorsionsmodell, Ausgleich des Säure-Base Haushalts, Elektrotherapie, Kinesiotape, Bandagen, Operationen, etc.

Ich selber habe unter lokaler Betäubung wiederholt ein Needling der Patellarsehne erfolgreich durchgeführt. Dabei sticht man mit einer kleinen Nadel mehrfach durch die betäubte Sehne, um so die Durchblutung zu verbessern - gemäß dem Motto „Wo Blut ist, da ist Leben!“

Zusätzlich habe ich einen pflanzlichen Entzündungshemmer appliziert, ein Kinesiotape angelegt und exzentrisch gekräftigt. Es ist also meist eine Kombination der Methoden, die Erfolg verspricht.

Der vielleicht wichtigste Schritt ist aus meiner Sicht die Untersuchung deiner Bewegungsmuster auf muskuläre Dysbalancen und Mobilität/Stabilität deiner Gelenke. Ein Beispiel ist der FMS (Functional Movement Screen). Eine zu schwache Core Muskulatur, fehlende Koordination, etc. verstärken die Kniebeschwerden gerade bei intensiver sportlicher Belastung.

Stell dir vor es brennt, der Rauchmelder piept und du schaltest einfach nur den Rauchmelder aus... Das wäre etwas kurzsichtig, oder? So in etwa erfolgt meist die Therapie der Kniebeschwerden.

Um deine Frage konkret zu beantworten, die Procain Injektion mag helfen, aber ich bin überzeugt (auf Basis deiner Angaben und ohne eigene körperliche Untersuchung), dass diese Maßnahme alleine keinen nachhaltigen Erfolg liefern wird.

Beste Grüsse und gute Besserung!

Dr. med Markus Klingenberg
Sportmediziner