Focus on Performance -- Steffen Tepel beim Neuroathletiktraining mit dem Nordischen Kombinierer Fabian Rießle
„Neuroathletiktraining? Vor wenigen Jahren noch undenkbar...“
- Frank Schneller
Im Interview vor der ersten „Neuro Athletik Conference“ in München spricht Experte Steffen Tepel über den Aufstieg und die Zukunft der Neuroathletik. Aber auch über noch nicht überwundene Widerstände.
Auf der ersten Neuro Athletik Conference in München (10./11. Nov. 2018) sprechen die führenden Neuroathletiktrainer. Einer von ihnen ist Steffen Tepel. Der heute 33-Jährige hat parallel zu seiner leistungssportlichen Karriere (Deutsche Nationalmannschaft Nordische Kombination, u.a. Juniorenweltmeister und Weltcupteilnehmer) an der Uni Freiburg Sportwissenschaften studiert. 2013/2014 war Tepel Chef-Bundestrainer der Schweizer Nordischen Kombinierer und feierte mit ihr große Erfolge. Im Sommer 2013 schloss er sich den Neuroathletik-Pionieren von Focus on Performance an und lernte im Zuge dessen fortan sein Handwerk von den Koryphäen auf diesem Gebiet – von Lars Lienhard, aber auch von Dr. Eric Cobb, dem Begründer dieser neuronalen Trainingslehre. Tepel arbeitet seitdem an den Olympiastützpunkten Freiburg und Winterberg mit Olympiasiegern und Weltcupstartern aus dem Wintersport, aber auch mit vielen weiteren Athleten aus anderen Sportarten zusammen. Im Interview spricht er über den Aufstieg und die Zukunft der Neuroathletik. Aber auch über noch nicht überwundene Widerstände.
Herr Tepel, Sie gehören zu den führenden Neuroathletiktrainern in Deutschland und schauen auf eine entsprechend umfassende Ausbildung zurück. Es reicht ja nicht, mal eben einen Wochenend-Kurs zu belegen. Wie verlief Ihre Ausbildung, von wem haben Sie gelernt?
Steffen Tepel: Ich bin Anfang 2013 im Zuge der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele von Sotschi erstmals mit dieser Thematik in Berührung gekommen. Ich war Cheftrainer der Schweizer Nordischen Kombinierer und wollte meine Athleten bestmöglich auf Olympia vorbereiten. Darum habe ich über Martin Weddemann Kontakt zu Lars Lienhard aufgenommen und ihn für ein Trainingslager gebucht. Die Sinnhaftigkeit dieses neurozentrierten Ansatzes erkannte ich sofort – und so habe ich direkt nach Olympia eine mehrjährige, intensive Ausbildung bei Dr. Eric Cobb und Lars Lienhard begonnen. Diese kam einem zweiten Studium gleich. Mir persönlich haben mein absolviertes Sportstudium und meine eigene leistungssportliche Karriere sowie die tägliche Trainingspraxis mit Topathleten wie zum Beispiel Fabian Rießle sehr geholfen, dieses komplexe Neurothema bestmöglich zu lernen, zu verstehen und kontextbezogen anzuwenden.
Wie sehr half Ihnen Ihre eigene leistungssportliche Vergangenheit als Nordischer Kombinierer?
Als Leistungssportler ist man gewöhnt, diszipliniert, viel und zielorientiert zu arbeiten. Den Großteil der Karriere wird man ja noch nicht mal für den großen Aufwand bezahlt. Das prägt die eigene Arbeitsmoral und hilft im Nachgang natürlich im Trainerberuf. Ich weiß noch ziemlich genau, was damals in meiner eigenen Karriere alles schief gelaufen ist und habe auch in meiner Verbandszeit gesehen, wie Athleten trotz viel Trainingseifer am System gescheitert sind. Diese Fehler versuche ich bei meinen Athleten zu vermeiden. Darüber hinaus hatte ich als junger Sportler ein vergleichbares Mindset wie viele meiner jetzigen Athleten. Das hilft natürlich enorm in der Trainingskommunikation. Am Ende werde ich als Coach jedoch nur mit dem Vertrauen meiner Athleten belohnt, wenn ich liefere – sprich: sie nachweislich und nachhaltig besser mache.
Was sind Ihre persönlichen Ziele, was ist Ihre persönliche Motivation?
Ich ziehe viel Motivation daraus zu sehen, dass der neurozentrierte Ansatz über den wir arbeiten, außergewöhnliche Resultate liefern kann. Oftmals schaffen wir Probleme – beispielsweise in der Bewegungssteuerung oder bei Schmerzmustern – aus der Welt, die die Athleten seit Jahren mit sich herumgetragen haben und in dieser Zeit Kompensationsstrategien drum herum entwickelt haben. Wenn wir die Bewegungssteuerung nach und nach aufbauen, sind keine Kompensationen mehr nötig und so haben auch trainingsältere Athleten das Gefühl, dass ihre Sportart auf einmal total einfach zu bespielen ist. Ziele sind natürlich immer relativ zur jeweiligen Aufgabe und zum jeweiligen Athleten. Es macht mich als Trainer einfach glücklich, wenn wir zusammen die Ziele der Athleten erreichen.
Wintersport ist vermutlich Ihr Steckenpferd...
Richtig, aber über den Wintersport hinaus arbeite ich auch mit vielen anderen Sportlern aus den unterschiedlichsten Sportarten zusammen: Vom Fußballbundesligaprofi über den Tennisprofi bis zur mehrfachen Kunstradmeisterin waren bereits viele interessante Athleten bei mir. Ich arbeite aber besonders gerne mit jungen talentierten Sportlern zusammen, die noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Ich betreue u.a. einige vielversprechende Talente des FC Bayern München. Ein absolut positives Beispiel ist hier sicherlich die U14 der Bayern von Cheftrainer Alex Moj, dem ich für seine Mannschaft ein Neuro-Warm-Up erstellt habe. Seither sind bei den Jungs viel weniger bewegungsinduzierte Verletzungen aufgetreten. Dies ist ein tolles Beispiel wie sich Cheftrainer und Neuroathletiktrainer zum Wohle der Athleten ergänzen können.
Wie sportart-spezifisch, wie individuell gehen Sie vor?
Grundsätzlich schaue ich mir anfangs das individuelle Bewegungsprofil des Athleten an. Hieraus leitet sich ein Großteil der Arbeit schnell von alleine ab. Je nachdem, ob es sich um Performance- oder Rehabilitationsarbeit handelt, müssen wir dann das Training auf das Ziel ausrichten.
Reha, Prävention, Leistungssteigerung und -steuerung sind sehr sensible Bereiche. Athletiktrainer, Reha-Coaches, Physiotherapeuten, Ärzte – sie alle achten letztlich darauf, dass ihre Methoden möglichst nicht infrage gestellt, sondern geschützt werden. Es gehört viel dazu, sich dieser Lobby zu erwehren...
Stimmt schon. Das Thema bekommt aber eine immer größere Akzeptanz. Hierfür sind sicherlich in erster Linie Lars Lienhard und Martin Weddemann verantwortlich, die anfangs mutig und mit dem Glauben an ihre Vision gegen sehr viele Widerstände dieses Thema im Spitzensport platziert haben und dem Ganzen dann im Zuge der FIFA WM 2014 mit Neuroathletiktraining auch noch einen einprägsamen Namen gegeben haben. Insbesondere Lars Lienhard hat durch seine Pionierarbeit und seine Unnachgiebigkeit vielen anderen nach ihm, auch mir, den Weg bereitet. Ich bin froh und dankbar von Experten wie ihm und Dr. Eric Cobb weiter lernen zu dürfen. Zudem habe ich festgestellt, dass immer mehr Ärzte, Athletik- und Rehatrainer dem Neuro-Thema äußerst positiv gegenüberstehen und sich öffnen. Das ist eine sehr positive und erfreuliche Entwicklung.
Die Akzeptanz nimmt aus Ihrer Sicht nachhaltig zu?
Ja. Ich bin seit 2014 aktiv dabei und habe eine positive Entwicklung und eine immer größer werdende Akzeptanz festgestellt. Ich denke, dass es vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, dass ich am FC Bayern Campus junge Fußballer in engem Austausch mit den Athletik- und Rehatrainern neuroathletisch aufbaue oder dass ich auf einem Ärztekongress über Neuroathletik referiere. Auch hier erfahre ich eine große Offenheit für das Thema. Die Leute möchten lernen und sich weiterentwickeln. Auch im Wintersport hat man sich im Vergleich zu meiner aktiven Zeit Innovationen gegenüber geöffnet und es findet Austausch statt. Am offensten waren sicherlich die Leichtathleten, die seit 2015 eng mit Lars Lienhard zusammenarbeiten. Mit entsprechenden Folgen, vor und hinter den Kulissen. Die Gina-Lückenkemper-Erfolgs-Story nach ihrem 10.95sec Lauf auf 100m wurde sicherlich nicht umsonst im ZDF Sportstudio thematisiert.
Gibt es auch noch Gegenbeispiele? Ablehnung?
Problematisch ist nach wie vor, dass in vielen Rehadisziplinen, gerade im Fußball, der Körper am Hals aufhört und Neurologie ausschließlich auf Nerv und Muskel begrenzt wird. Letztendlich kann die Welt sich aber nicht mehr länger vor den Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft verschließen, denn gerade für z.B. die Physiotherapie liefert die Neuroathletik hervorragende Ansätze um die Möglichkeiten der Akut-Reha und vor allem der Post-Reha auf ein höheres Niveau zu bringen. Da gibt es noch viel Redebedarf, viel Potential zu heben und es gilt weiter Ängste durch konstruktiven Dialog abzubauen.
Apropos Dialog: Die Neuroathletik-Konferenz in München ist die erste ihrer Art. Welchen Stellenwert hat sie?
Einen sehr großen, denn es ist die erste Konferenz weltweit zu diesem Thema. Sie vereint alle führenden Experten und trennt so die Spreu vom Weizen. Hier sprechen in Dr. Eric Cobb und Lars Lienhard die Wegbereiter. Weitere anerkannte Größen aus dem Spitzensport treffen sich hier. Dass beispielsweise Weltmeister Per Mertesacker als Ehrengast kommt und sogar eine Delegation um Toptrainer Marcel Lucassen von Arsenal London mitbringt, spricht für sich.
Brauchte Neuroathletik etwa eine solche Plattform, eine Kontaktbörse – auch hinsichtlich der Qualitätssicherung?
Durchaus. Und ich denke, dass diese Konferenz all dies in Zukunft bieten kann. Wichtig wird sein, dass auch große Verbände wie DFB, DLV oder DSV diese Themen aktiv aufnehmen und von den Initiatoren der Konferenz und den führenden Experten in diesem Bereich lernen, sich weiterentwickeln wollen. Das Ziel sollte sein, dass diese Experten dann das Wissen in Trainerfortbildungen an die Verbands- und Vereinstrainer transportieren. Ich freue mich auf die Zukunft und blicke dieser sehr positiv entgegen.
Herr Tepel, Sie gehören zu den führenden Neuroathletiktrainern in Deutschland und schauen auf eine entsprechend umfassende Ausbildung zurück. Es reicht ja nicht, mal eben einen Wochenend-Kurs zu belegen. Wie verlief Ihre Ausbildung, von wem haben Sie gelernt?
Steffen Tepel: Ich bin Anfang 2013 im Zuge der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele von Sotschi erstmals mit dieser Thematik in Berührung gekommen. Ich war Cheftrainer der Schweizer Nordischen Kombinierer und wollte meine Athleten bestmöglich auf Olympia vorbereiten. Darum habe ich über Martin Weddemann Kontakt zu Lars Lienhard aufgenommen und ihn für ein Trainingslager gebucht. Die Sinnhaftigkeit dieses neurozentrierten Ansatzes erkannte ich sofort – und so habe ich direkt nach Olympia eine mehrjährige, intensive Ausbildung bei Dr. Eric Cobb und Lars Lienhard begonnen. Diese kam einem zweiten Studium gleich. Mir persönlich haben mein absolviertes Sportstudium und meine eigene leistungssportliche Karriere sowie die tägliche Trainingspraxis mit Topathleten wie zum Beispiel Fabian Rießle sehr geholfen, dieses komplexe Neurothema bestmöglich zu lernen, zu verstehen und kontextbezogen anzuwenden.
Wie sehr half Ihnen Ihre eigene leistungssportliche Vergangenheit als Nordischer Kombinierer?
Als Leistungssportler ist man gewöhnt, diszipliniert, viel und zielorientiert zu arbeiten. Den Großteil der Karriere wird man ja noch nicht mal für den großen Aufwand bezahlt. Das prägt die eigene Arbeitsmoral und hilft im Nachgang natürlich im Trainerberuf. Ich weiß noch ziemlich genau, was damals in meiner eigenen Karriere alles schief gelaufen ist und habe auch in meiner Verbandszeit gesehen, wie Athleten trotz viel Trainingseifer am System gescheitert sind. Diese Fehler versuche ich bei meinen Athleten zu vermeiden. Darüber hinaus hatte ich als junger Sportler ein vergleichbares Mindset wie viele meiner jetzigen Athleten. Das hilft natürlich enorm in der Trainingskommunikation. Am Ende werde ich als Coach jedoch nur mit dem Vertrauen meiner Athleten belohnt, wenn ich liefere – sprich: sie nachweislich und nachhaltig besser mache.
Was sind Ihre persönlichen Ziele, was ist Ihre persönliche Motivation?
Ich ziehe viel Motivation daraus zu sehen, dass der neurozentrierte Ansatz über den wir arbeiten, außergewöhnliche Resultate liefern kann. Oftmals schaffen wir Probleme – beispielsweise in der Bewegungssteuerung oder bei Schmerzmustern – aus der Welt, die die Athleten seit Jahren mit sich herumgetragen haben und in dieser Zeit Kompensationsstrategien drum herum entwickelt haben. Wenn wir die Bewegungssteuerung nach und nach aufbauen, sind keine Kompensationen mehr nötig und so haben auch trainingsältere Athleten das Gefühl, dass ihre Sportart auf einmal total einfach zu bespielen ist. Ziele sind natürlich immer relativ zur jeweiligen Aufgabe und zum jeweiligen Athleten. Es macht mich als Trainer einfach glücklich, wenn wir zusammen die Ziele der Athleten erreichen.
Wintersport ist vermutlich Ihr Steckenpferd...
Richtig, aber über den Wintersport hinaus arbeite ich auch mit vielen anderen Sportlern aus den unterschiedlichsten Sportarten zusammen: Vom Fußballbundesligaprofi über den Tennisprofi bis zur mehrfachen Kunstradmeisterin waren bereits viele interessante Athleten bei mir. Ich arbeite aber besonders gerne mit jungen talentierten Sportlern zusammen, die noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Ich betreue u.a. einige vielversprechende Talente des FC Bayern München. Ein absolut positives Beispiel ist hier sicherlich die U14 der Bayern von Cheftrainer Alex Moj, dem ich für seine Mannschaft ein Neuro-Warm-Up erstellt habe. Seither sind bei den Jungs viel weniger bewegungsinduzierte Verletzungen aufgetreten. Dies ist ein tolles Beispiel wie sich Cheftrainer und Neuroathletiktrainer zum Wohle der Athleten ergänzen können.
Wie sportart-spezifisch, wie individuell gehen Sie vor?
Grundsätzlich schaue ich mir anfangs das individuelle Bewegungsprofil des Athleten an. Hieraus leitet sich ein Großteil der Arbeit schnell von alleine ab. Je nachdem, ob es sich um Performance- oder Rehabilitationsarbeit handelt, müssen wir dann das Training auf das Ziel ausrichten.
Reha, Prävention, Leistungssteigerung und -steuerung sind sehr sensible Bereiche. Athletiktrainer, Reha-Coaches, Physiotherapeuten, Ärzte – sie alle achten letztlich darauf, dass ihre Methoden möglichst nicht infrage gestellt, sondern geschützt werden. Es gehört viel dazu, sich dieser Lobby zu erwehren...
Stimmt schon. Das Thema bekommt aber eine immer größere Akzeptanz. Hierfür sind sicherlich in erster Linie Lars Lienhard und Martin Weddemann verantwortlich, die anfangs mutig und mit dem Glauben an ihre Vision gegen sehr viele Widerstände dieses Thema im Spitzensport platziert haben und dem Ganzen dann im Zuge der FIFA WM 2014 mit Neuroathletiktraining auch noch einen einprägsamen Namen gegeben haben. Insbesondere Lars Lienhard hat durch seine Pionierarbeit und seine Unnachgiebigkeit vielen anderen nach ihm, auch mir, den Weg bereitet. Ich bin froh und dankbar von Experten wie ihm und Dr. Eric Cobb weiter lernen zu dürfen. Zudem habe ich festgestellt, dass immer mehr Ärzte, Athletik- und Rehatrainer dem Neuro-Thema äußerst positiv gegenüberstehen und sich öffnen. Das ist eine sehr positive und erfreuliche Entwicklung.
Dreharbeiten für das ZDF: Steffen Tepel und Fabian Rießle
Die Akzeptanz nimmt aus Ihrer Sicht nachhaltig zu?
Ja. Ich bin seit 2014 aktiv dabei und habe eine positive Entwicklung und eine immer größer werdende Akzeptanz festgestellt. Ich denke, dass es vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, dass ich am FC Bayern Campus junge Fußballer in engem Austausch mit den Athletik- und Rehatrainern neuroathletisch aufbaue oder dass ich auf einem Ärztekongress über Neuroathletik referiere. Auch hier erfahre ich eine große Offenheit für das Thema. Die Leute möchten lernen und sich weiterentwickeln. Auch im Wintersport hat man sich im Vergleich zu meiner aktiven Zeit Innovationen gegenüber geöffnet und es findet Austausch statt. Am offensten waren sicherlich die Leichtathleten, die seit 2015 eng mit Lars Lienhard zusammenarbeiten. Mit entsprechenden Folgen, vor und hinter den Kulissen. Die Gina-Lückenkemper-Erfolgs-Story nach ihrem 10.95sec Lauf auf 100m wurde sicherlich nicht umsonst im ZDF Sportstudio thematisiert.
Gibt es auch noch Gegenbeispiele? Ablehnung?
Problematisch ist nach wie vor, dass in vielen Rehadisziplinen, gerade im Fußball, der Körper am Hals aufhört und Neurologie ausschließlich auf Nerv und Muskel begrenzt wird. Letztendlich kann die Welt sich aber nicht mehr länger vor den Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft verschließen, denn gerade für z.B. die Physiotherapie liefert die Neuroathletik hervorragende Ansätze um die Möglichkeiten der Akut-Reha und vor allem der Post-Reha auf ein höheres Niveau zu bringen. Da gibt es noch viel Redebedarf, viel Potential zu heben und es gilt weiter Ängste durch konstruktiven Dialog abzubauen.
Apropos Dialog: Die Neuroathletik-Konferenz in München ist die erste ihrer Art. Welchen Stellenwert hat sie?
Einen sehr großen, denn es ist die erste Konferenz weltweit zu diesem Thema. Sie vereint alle führenden Experten und trennt so die Spreu vom Weizen. Hier sprechen in Dr. Eric Cobb und Lars Lienhard die Wegbereiter. Weitere anerkannte Größen aus dem Spitzensport treffen sich hier. Dass beispielsweise Weltmeister Per Mertesacker als Ehrengast kommt und sogar eine Delegation um Toptrainer Marcel Lucassen von Arsenal London mitbringt, spricht für sich.
Brauchte Neuroathletik etwa eine solche Plattform, eine Kontaktbörse – auch hinsichtlich der Qualitätssicherung?
Durchaus. Und ich denke, dass diese Konferenz all dies in Zukunft bieten kann. Wichtig wird sein, dass auch große Verbände wie DFB, DLV oder DSV diese Themen aktiv aufnehmen und von den Initiatoren der Konferenz und den führenden Experten in diesem Bereich lernen, sich weiterentwickeln wollen. Das Ziel sollte sein, dass diese Experten dann das Wissen in Trainerfortbildungen an die Verbands- und Vereinstrainer transportieren. Ich freue mich auf die Zukunft und blicke dieser sehr positiv entgegen.