Wir sind die Golden Boys! – Eric Frenzels Kolumne Getty Images

Wir sind die Golden Boys! – Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel

Siegeswille setzt sich durch – nach 28 Jahren holten die deutschen Kombinierer Team-Gold in Falun. Für Eric Frenzel war es das bisher spannendste Staffelrennen seiner Karriere. In seiner aktuellen Kolumne berichtet er voller Emotionen vom Sieg.

Vielleicht war etwas Magie im Spiel, als wir uns gestern nach 28 Jahren anschickten, wieder einen Mannschaftsweltmeistertitel der Kombinierer nach Deutschland zu holen, denn der Vorsprung auf unsere ärgsten Widersacher Norwegen betrug nach dem Springen exakt 28 Sekunden. Dieser Vorsprung war die Grundlage für das spannendste Staffelrennen, das ich in meiner Karriere mitgelaufen bin.

Auf jeden Fall war ein unbändiger Team-Spirit im Spiel. Ob Johannes Rydzek im Supemann-Trikot unter dem Laufanzug antrat oder Fabian Riessle nach seinem guten Sprung die Luftgitarre spielte – zu jeder Zeit, vom Frühstück bis zur Siegerehrung, lag gute Laune und Siegeswille in der Luft. Wir wollten den Titel.

Das zeigte sich auch in der Loipe von Anfang an, als Tino Edelmann, nachdem er von der Verfolgergruppe zunächst gestellt wurde, an einem Anstieg attackierte und uns vor dem Wechsel wichtige Sekunden herauslief. In der Loipe fühlte ich mich hinsichtlich der Bedingungen und des Materials besser als im Einzelwettkampf und konnte meinen Beitrag zum Ganzen leisten. Fabian hielt den Vorsprung mit einer konstanten Leistung und dann, ja dann ging es im letzten Flight mit hauchdünnem Vorsprung gegen den stärksten norwegischen Läufer Kraabak – und Johannes konnte ihn in seiner Super-Form tatsächlich in Schach halten. Wir sind Weltmeister!

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Vor der Siegerehrung gehen uns allen gemeinschaftlich, vor allem unserem Trainer Hermann Weinbuch, die Gedanken durch den Kopf: Olympia 2000 wurden wir auf der Schanze vom Winde verweht, auch 2013 bei der WM in Val di Fiemme waren wir durch schlechte Bedingungen benachteiligt, bei der WM 2011 in Oslo waren wir im Team zweimal in Foto-Finishs unterlegen und bei den olympischen Spielen in Sotchi hatte es im Zielsprint gegen die Norweger nicht gereicht.

Jetzt ist das alles Vergangenheit. Wir stehen auf dem Treppchen ganz oben. Die Nationalhymne erklingt, Schwarz-Rot-Gold wird hochgezogen. Überall leuchten Fackeln. Die Medaillen werden übergeben.

Im Hinblick auf die vielen Einzelerfolge der Kombinierer in den letzten Jahren wird durch den Mannschaftstitel eine Erfolgsstory der besonderen Art gekrönt, das deutsche Modell hat sich durchgesetzt in der Welt der Kombinierer: das Zusammenspiel zwischen Heimtrainern und Trainerstab der Nationalmannschaft, das Reisesystem, nach dem wir zu jedem Weltcup anreisen und in den Zwischenzeiten zu Hause an den Stützpunkten trainieren, das Technikerteam mit einem nun eigenen Wachstruck und die individuelle Professionalität der einzelnen Sportlerpersönlichkeiten haben eine Mannschaft geformt, die jetzt ganz oben steht.

Wir sind Weltmeister!

Herzlichst
Eric

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