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Vom Backen zum Backen - Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel

In seiner heutigen Kolumne gibt Kombinierer Eric Frenzel welche Rolle das Wort "Backen" derzeit für ihn spielt - beruflich wie privat.

Die Assoziationen hinsichtlich des Begriffs „Backen“ richten sich auch in der Vorweihnachtszeit bei uns Kombinierern ausschließlich auf die Skisprungschanze, die im Volksmund ja auch „Backen“ genannt wird. Im Moment arbeiten wir in derwettkampffreien Zeit sehr hart an Kleinigkeiten beim Sprungstil und gehen etwa 5-10 mal pro Trainingsintervall über den Backen.

Die große Kunst beim Skispringen ist die Automatisierung der Vorgänge, im Wettkampf selbst sollten alle Abläufe ohne große Gedanken abgespult werden, dann kommen auch gute Sprünge heraus, vorausgesetzt, man hat im Training sein Sprungsystem, das Zusammenspiel von Körper und Material, perfekt abgestimmt. Laufeinheiten auf Schnee und Krafteinheiten an den Geräten runden die Vorbereitung auf den nächsten Weltcup in Ramsau am Dachstein ab. Die Trainingsphase absolviere ich in Oberwiesenthal, wo immer eine relative Schneesicherheit gegeben ist. Nach dem Training fahre ich dann zurück nach Flossenbürg zur Familie, wo auch mal ein anderes Backen auf der Tagesordnung steht.

„Nein, Papa!“, ereifert sich mein Sohn Philipp, „Du sollst keine Schneemänner ausstechen, sondern Skispringer“. Ich sitze am Küchentisch vor dem ausgerollten Teig und hatte die Verabredung mit meinem Sohn vergessen, Skispringerplätzchen auszuprobieren, und bemühte mich mehr um die Erfüllung traditioneller Vorgaben, wie Engelchen und Weihnachtsmänner. Also gut, dieses Jahr werden wir die Skispringer –Plätzchen backen.

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Das, was man selbst den ganzen Vormittag auf der Schanze gemacht hat, von außen zu betrachten und es sogar in Plätzchenform zu geben, ist doch gar nicht so leicht. Prompt kommt auch schon wieder die Kritik: „ Papa, wenn du so springst, würdest du aber nicht weit kommen.“ Philipp spielt den Wertungsrichter und gibt mir die schlechtesten Haltungsnoten, die denkbar sind angesichts der X-Bein-Stellung bei meinem so eben produzierten Skispringerkeks. Auch hier macht wohl Training den wahren Meister. Nach ein paar Versuchen, habe ich auch in der Backstube die zielführende Automatisierung entwickelt, die selbst meinen Sohn schließlich zufriedenstellt. Als die Grundform perfekt sitzt, wagen wir uns sogar an farbige Startnummern aus Zuckerguss heran – die ganze Familie hat einen Riesenspaß. Bis in den späten Abend hinein werden die Bleche in den Ofen geschoben.

Kurz vor Mitternacht – ein kombinierter Trainings-und Familientag liegt hinter mir - gehe ich ermüdet vom ganzen „Backen“ ins Bett!

Herzlichst

Ihr Eric Frenzel

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