Interview mit David Göttler – Ich lebe für das Bergsteigen Gerlinde Kaltenbrunner

Interview mit David Göttler – Ich lebe für das Bergsteigen

  • Nils Borgstedt
David Göttler ist einer der besten deutschen Extrembergsteiger. Als Expeditionspartner und Kameramann ist er viel mit Gerlinde Kaltenbrunner unterwegs gewesen, die als erste Frau alle Achttausender der Welt ohne Sauerstoff bestieg. Wir haben mit David Göttler über seine Vorlieben im Gebirge und das Bergsteigen als Bergsteiger und Kameramann gesprochen.

David Göttler ist erst 34 Jahre und hat dennoch geschafft, was viele nie erreichen. Er bestieg unter anderem den Broad Peak (8047m), den Dhaulagiri (8150m), den Nuptse (7861m) – alles ohne künstlichen Sauerstoff. Nicht immer ist Göttler „nur“ Bergsteiger. Kameramann ist sein zweites Standbein. Beeindruckende Bilder bringt er von den höchsten Gipfeln dieser Erde mit.

netzathleten: David, du bist sowohl als „reiner“ Extrembergsteiger unterwegs, begleitest aber auch als Kameramann Expeditionen. Was reizt dich mehr: Das Leben als Extrembergsteiger oder das als Kameramann?
David Göttler: Das Extrembergsteigen reizt mich sicherlich mehr. Da liegt ja letztlich auch mein Ursprung. Das Filmen hat sich erst mit den Expeditionen langsam entwickelt und ich habe mir anfangs alles mehr oder weniger selbst beigebracht. Dann wurde ich immer professioneller, habe Schulungen gemacht. Insgesamt ist es eine sehr schöne Ergänzung und macht mir Spaß. Schließlich kann man so die Eindrücke vom Berg mit nach Hause nehmen und andere daran teilhaben lassen. Aber ganz klar: Das Bergsteigen ist das, wofür ich lebe.

 

netzathleten: Worin unterscheidet sich eine Expedition als Bergsteiger von der als Kameramann? Ist es mit der Kamera risikoreicher, da man für manche Einstellungen ja zurück bleibt, eventuell auch mal ein bisschen die geplante Route verlässt…
David Göttler: Risikoreicher würde ich vielleicht nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall anstrengender. Wie du schon sagst, muss man manchmal zurück bleiben, hantiert dann mit der Kamera und versucht anschließend die anderen wieder einzuholen. Oder man möchte eine Eistellung von vorne machen und muss die anderen dazu überholen. Und, was beim Bergsteigen natürlich auch wichtig ist: Man hat immer noch das Kameraequipment als zusätzliches Gewicht. Auch für den Kopf ist es anstrengender, weil man sich einerseits natürlich auf die Schwierigkeit am Berg konzentrieren muss, andererseits will man auch gutes Filmmaterial mit nach Hause bringen und hat also auch noch diese Aufgabe zu bewältigen.

netzathleten: Gab es schon Probleme und Differenzen, wenn du als Kameramann auf Tour warst und deinen Begleitern sagen musstest: Klettert nochmal die Strecke, damit ich nochmal eine Aufnahme in einer anderen Einstellung machen kann?
David Göttler: Eigentlich klappt es immer gut, aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es gibt nie Beschwerden. Natürlich heißt es manchmal: „Och, nicht nochmal. Du hast’s doch jetzt gefilmt.“ „Oh Mann, der Göttler. Jetzt will er wieder, dass wir alle warten“. Ich kann verstehen, dass meine Partner manchmal stöhnen. Man kommt dann ja auch aus dem Rhythmus oder muss eben kurze Strecken zwei Mal gehen. Aber manchmal muss das halt sein und am Ende ist dann auch jeder froh, wenn er das Material sieht und feststellt, dass es sich wirklich gelohnt hat. Größeren Zwist hat es aber nie gegeben. Ein kurzes Murren und dann ist es aber auch wieder vorbei.

netzathleten: Was war deine bisher schönste Tour?
David Göttler: Die schönste Tour zu bestimmen, ist immer brutal schwer. Doch genau das ist ja das Schöne am Bergsteigen. Man erlebt so viele schöne Augenblicke. Eine Tour herausstreichen kann ich eigentlich nicht. Ein Beispiel: dieses Frühjahr habe ich den Nuptse bestiegen. Das war genial. Der Gipfeltag war einfach unglaublich, unbeschreiblich. Aber genau so kann es sein, wenn ich etwa im Trentino am Gardasee mit einem Kumpel beim Klettern bin. Wenn man dann eine anspruchsvolle Route durchsteigt, ist das genauso erfüllend.

netzathleten: Und was magst du lieber? Expeditionsbergsteigen oder Klettern?
David Göttler: Das Expeditionsbergsteigen ist sicherlich das, in das ich die meiste Zeit investiere. Wenn man ins Himalaya fährt, ist man in der Regel ja auch direkt acht Wochen unterwegs. Daher steht das ganz klar auf Platz eins meiner Bergsportfavoritenliste. Das schwierige Sportklettern ist für mich eher ein Hobby. Ich setzte mir zwar hier auch noch Ziele und sage: diese und jene Route und Schwierigkeit möchte ich noch klettern, aber das Expeditionsbergsteigen steht klar im Vordergrund.

netzathleten: Vielen Dank für das Interview und wir sind gespannt auf kommende Bilder von zukünftigen Expeditionen.

David Göttler wird natürlich auch 2013 wieder auf Tour gehen. Auch sein Partner für zumindest eine Unternehmung steht bereits fest: Stefan Glowacz wird ihn begleiten. Gemeinsam mit Klaus Fengler waren sie auch schon 2011 unterwegs, scheiterten aber bei dem Versuch der Erstbegehung der Südwand am Gauri Shanka in Nepal. Wohin es sie dieses Mal genau verschlagen wird, verrät Göttler noch nicht: „Diese Ziele sind noch nicht spruchreif.“ Nun denn, trotzdem viel Erfolg dabei.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten