Biathlon-WM 2011: So sehen die Männer ihre Chancen netzathleten

Biathlon-WM 2011: So sehen die Männer ihre Chancen

  • Nils Borgstedt
Ab Donnerstag heißt es Laufen, Schießen, Treffen für die besten Biathleten und Biathletinnen der Welt. Im sibirischen Chanty-Mansijsk werden vom 03.03.2011 bis zum 13.03.2011 die Biathlon-Weltmeister gesucht. Deutschland geht mit insgesamt zwölf Athleten und Athletinnen an den Start. Aber wie sehen die Verantwortlichen und Athleten ihre Chancen bei dieser WM? Geht das Deutsche Team Olympiasieger Michael Greis und Siegläufer Arnd Peiffer gut gerüstet in die Wettkämpfe? Hier gibt es die aktuellen Statements der Herren.

Michael Greis
"Die Amerika-Reise habe ich mir natürlich etwas anders vorgestellt. Aber letztendlich war es richtig, dass ich - obwohl ich nur einen Wettkampf machen konnte - wieder nach Hause gefahren bin. Ich hatte doch ziemliche Rückenprobleme und als ich nach einer Woche wieder ins Training eingestiegen bin, ging es die ersten beiden Tage doch noch recht zäh. Mittlerweile habe wir die Probleme aber wieder im Griff und ich fühle mich gut und fit. Wenn ich an Khanty denke, dann fällt mir vor allem ein, das es dort meistens ziemlich kalt ist. Klar, wer Weltmeister werden will, muss mit allen Bedingungen zurecht kommen. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn es ein wenig wärmer als minus 18 Grad wäre. Denn meisten kommt dort auch noch der Wind dazu, und der allein macht den Schießstand auch ganz schön tückisch. Jedenfalls hab ich im Training noch ein paar Dinge ausprobiert, damit es nicht an kalten Fingern scheitert. Zur WM erwarte ich dann auch noch einige neue Paar Ski. Die müssen dann natürlich vor Ort gleich noch getestet werden. Von daher bleibt nicht sonderlich viel Zeit zum Eingewöhnen, bevor es dann am Donnerstag losgeht. Wenn ich gesund bin, will ich sehr gerne die Mixedstaffel laufen. Ich hab es ja schon öfter gesagt: Das ist ein Wettbewerb, den ich mag! Wäre schön, wenn uns dort gleich ein guter Start in die WM gelingen würde. Denn ich hoffe natürlich schon, dass ich es diesmal wieder besser mache und mit einer Medaille nach Hause komme."

Das sagt Disziplintrainer Fischer: "Wer in Russland Weltmeister werden will, muss - neben den drei-vier großen Favoriten - auch erst einmal Michi Greis schlagen. Er hat sich in den vergangenen Tagen extrem auf seinen Sport konzentriert, denkt und lebt praktisch rund um die Uhr `Biathlon`, kümmert sich um jedes noch so kleine Detail - so ähnlich wie damals vor Turin. Zuletzt hat er noch an einem wärmeren Handschuh herum genäht, damit auch ja alles passt. Es macht zur Zeit richtig Spaß, mit ihm zu arbeiten. Und wie gesagt: Wenn er gesund bleibt, ist er für mich ein absoluter Medaillenkandidat. Sein WM-Programm beginnt mit der Mixedstaffel. Außerdem ist er auch für Sprint/Verfolger und das Einzel vorgesehen."

Arnd Peiffer
"Es ging ein bisschen schleppend los in dieser Wintersaison, gerade bis Weihnachten, da waren wir läuferisch allesamt noch nicht ganz vorne mit dabei, die Norweger und andere Nationen aber schon extrem stark. Wir haben uns dann im Saisonverlauf steigern können, besonders bei den Heim-Weltcups. In Ruhpolding und Antholz, mit den beiden Staffel-Siegen, haben wir gezeigt, dass wir immer besser in Form kommen. Auch in den USA hat es gut funktioniert. Ich bin hinten raus zwar krank geworden, aber grundsätzlich stimmt die Form. Es ist eine ganz gute Entwicklung – die Formkurve geht nach oben. Wir hatten beim Training zuletzt in Ruhpolding gute Bedingungen. Es wird allerdings für Khanty Mansiysk aufgrund der dort herrschenden Temperaturen schon einer Umstellung bedürfen – doch nach zwei Tagen hat man sich daran gewöhnt. Es ist gar nicht mal so schlecht ist, dass es in Ruhpolding nicht so kalt war, denn gerade die intensiven Einheiten zehren doch. Wenn es dabei sehr kalt ist, läuft man Gefahr, sich eher mal eine Erkältung einzufangen! Ich möchte aus Russland auf jeden Fall eine Medaille mit nach Hause nehmen. Welche und in welcher Disziplin ist egal, Hauptsache eine Medaille, das wäre schon schön.
Grundsätzlich sind die Russen, wie alle anderen auch, erst mal für ihre Leute – und vielleicht auch ein bisschen gegen die anderen. Aber wenn man gute Leistungen bringt, wird man auch gefeiert. Ich finde das gut, weil die Russen ein ziemlich fachkundiges Publikum sind, anders als in den USA. Dort haben sie wahllos geschrien, weil sie die Leute nicht kannten. Das ist so, als ob man eine Jubel-CD einlegt – überhaupt nicht wettkampfbezogen. Ich finde es besser, wenn sich die Reaktionen der Zuschauer auch ein bisschen am Wettkampfgeschehen orientieren."

Das sagt Disziplintrainer Kirchner: "Arnd ist nach seiner Erkrankung wieder soweit hergestellt. Es war sicherlich richtig und wichtig, dass er früher als geplant von Amerika nach Hause fuhr, um sich vernünftig auszukurieren. Vor allem seit Januar hat er konstant gute Leistungen gebracht und hätte sicher auch in Amerika in diesem Spitzenbereich weitergemacht. Arnd ist auf alle Fälle ein Mann, der an einem guten Tag auf´s Podium laufen kann. Er wird voraussichtlich zunächst in der Mixedstaffel und dann im Sprint/Verfolger und im Einzel zum Einsatz kommen.


Andreas Birnbacher
"Zur Zeit passt eigentlich alles ganz gut. Wenn man bedenkt, dass mir aufgrund meiner Krankheit im Januar sechs Rennen fehlen, kann ich mit einem 17. Platz im Gesamtweltcup sicher nicht unzufrieden sein. Speziell in Presque Isle und Fort Kent habe ich gespürt, dass die Kurve wieder deutlich nach oben zeigt. Ich habe deshalb beim Lehrgang in Ruhpolding nichts Außergewöhnliches gemacht, sondern einfach noch einmal ordentlich Grundlagen trainiert und zum Ende hin auch ein paar schnellere Einheiten, inklusive dem Abschlusswettkampf am Samstag. An Khanty-Mansjysk habe ich eigentlich nur gute Erinnerungen. In erster Linie natürlich an die Junioren-WM 2001, bei der ich dreimal ganz oben auf dem Treppchen stand. Aber auch sonst habe ich hier fast nur gute Rennen gemacht. Die Strecken taugen mir. Wenn alles optimal läuft ist vielleicht eine Einzelmedaille drin. Mein spezielles Gepäck für Khanty: Eine Sturmhaube und insgesamt viele warme Sachen (jedenfalls mehr als sonst) außerdem: Schokolade und Chips."

Das sagt Disziplintrainer Fischer: "Andi hat in den letzten Rennen noch einmal zusätzliches Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten bekommen. Gerade auch was das Laufen betrifft. Man spürt, dass er sich auf die Aufgabe in Sibirien freut. 2001 hat er ja schon einmal - damals noch bei den Junioren - in der Höhle des Löwen gewonnen. Ich denke, dass er diese Rennen noch immer als Motivation in seinem Gedächtnis hat. Wenn er gesund bleibt und einfach das macht, was er kann, dann ist er für mich ein echter Geheimtipp. Andi wird wahrscheinlich sowohl im Sprint/Verfolger sowie im Einzel laufen."

Daniel Böhm
"Ich habe ziemlich stark mit einer Erkältung zu kämpfen gehabt und bin deshalb erst später nach Ruhpolding angereist. Es ging für mich auch darum, den Körper mit ruhigen Einheiten wieder an die Belastung zu gewöhnen. Dann habe ich peu à peu die Geschwindigkeiten gesteigert, bis hin zu intensiven Einheiten. Auch aufgrund der vielen Wettkämpfe, die wir in der letzten Zeit hatten, stimmt die Form wieder.
Ich bin grundsätzlich ein eher ruhiger Typ und gehe Sachen gelassen an. Ich halte nichts davon, Ziele in den Himmel zu schrauben. Ich bin froh, dass nach dem Jahreswechsel alles so gut geklappt hat, in Ruhpolding und Antholz, auch bei den Übersee-Weltcups. Ich sehe mich deswegen aber noch nicht als festen Teil der Mannschaft. Es ist schön, jetzt bei der WM dabei zu sein, das ist ein riesiger Erfolg für mich. Ich werde jetzt von Rennen zu Rennen versuchen, meine zuletzt guten Saisonleistungen zu bestätigen. Dabei sind die Top-Ten immer das Ziel. Ich versuche, das Maximum heraus zu holen. Ich mag es gerne, wenn es knackig kalt ist. Ich komme mit extrem frostigen Temperaturen gut zurecht und sehe es eher als Vorteil, weil andere damit Probleme haben. Natürlich besteht immer die Gefahr, dass man sich leichter erkältet."

Das sagt Disziplintrainer Kirchner: "Daniel hat in diesem Winter eine absolut positive Entwicklung gezeigt. Er hat die Gunst der Stunde genutzt und war zur rechten Zeit zur Stelle. Daniel war der einzige aus unserer Mannschaft, der in Übersee alle sechs Rennen bestritten hat. Aufgrund von leichten Erkältungsproblemen konnte er dann zwar im Anschluss daran, erst mit einigen Tagen Verzögerung ins Training einsteigen, ist aber mittlerweile wieder gesund und gut in Form. Sein erster WM-Start wird voraussichtlich der Einzelwettkampf sein."


Christoph Stephan
"Mit meinen Schießergebnissen war ich im Schnitt eigentlich immer ganz zufrieden. Beim Laufen klappte es anfangs allerdings noch nicht wie gewünscht. Von Weltcup-Block zu Weltcup-Block wurde aber auch das besser. Und ich hoffe, dass ich bei der WM dann noch einmal eine Schippe drauflegen kann. Die letzten Tage habe ich jedenfalls noch einmal gut trainiert und werde in den Einzelrennen natürlich mein Bestes geben. Was dann dabei herauskommt, wird man sehen. Richtig wichtig wird für uns in diesem Jahr aber die Staffel. Nachdem wir uns in diesem Winter dort wieder an die Spitze heran gekämpft haben, wollen wir bei der WM natürlich auch wieder um die Medaillen mitlaufen. An Khanty habe ich eigentlich ganz gute Erinnerungen. Auch wenn ich dort immer ganz besonders mit meinen Händen aufpassen muss. Arme, Beine und Oberkörper sind bei mir nicht so kälteempfindlich, aber dafür umso mehr die Finger. Nachdem wir am Samstag noch einen Abschlusswettkampf hatten, hätte es sich nicht mehr rentiert, nach Hause zu fahren. Von Ruhpolding ging es deshalb am Montag direkt an den Flughafen nach München."

Das sagt Disziplintrainer Kirchner: "Christoph hat zuletzt wirklich gut trainiert und damit seinen Aufwärtstrend bestätigt. Er hatte ja in diesem Winter immer mal wieder Probleme mit dem Rücken und hat sich deshalb in der vergangenen Woche auch noch einmal behandeln lassen. Inzwischen scheint er das aber ganz gut im Griff zu haben. In Ruhpolding haben wir unter anderem auch noch einmal an den Schießzeiten gearbeitet. Dass er fehlerfrei schießen kann, haben wir ja zuletzt gesehen. Und auch läuferisch hat er sich - gerade auch beim Massenstart in Fort Kent, wo er mit der sechstbesten Laufzeit ins Ziel kam - deutlich verbessert. In der Staffel hat er in den vergangenen zwei Jahren eigentlich immer Top-Leistungen gezeigt. Wenn er jetzt sein bestes Laufen und sein bestes Schießen zusammenfügt, dann ist er auch in den Einzelrennen für eine Überraschung gut. Wenn alles normal läuft, wird er im Sprint und Verfolger starten.

Erik Lesser
Das sagt Disziplintrainer Kirchner: "Erik gab im vergangenen Winter in Kontiolahti seinen Weltcup-Einstand. Wegen hartnäckiger Muskelprobleme verlief die Saisonvorbereitung allerdings nicht unbedingt so wie geplant, so dass er zunächst einmal im Deutschlandpokal an den Start ging. Mit drei Siegen qualifizierte sich Erik dann aber für den IBU-Cup und stieg dort auf Anhieb mit einem Sieg ein. Mittlerweile liegt er in der Gesamtwertung des IBU-Cups auf Rang zwei. Bei den Europameisterschaften gewann er vor wenigen Tagen mit der Staffel Gold und ließ als Zweitschnellster aller Staffelteilnehmer - unter anderem auch den österreichischen Weltcup-Athleten Landertinger - hinter sich. Erik reist als Ersatzmann nach Khanty und soll dort weitere Erfahrungen sammeln."

Quelle: Pressemitteilung Deutscher Skiverband, vom 28.02.2011

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