Fußball: Raumkontrolle ist wichtiger Leistungsfaktor getty images

Fußball: Raumkontrolle ist wichtiger Leistungsfaktor

Über Packing wurde während der EM sehr viel gesprochen. Es schien gerade so, als sei die Anzahl überspielter Gegner die einzige relevante Größe zur Beurteilung der Spieler. Stimmt nicht ganz, aber die Tendenz ist richtig, sagt eine Untersuchung der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).

Mehr als Zweikampfquote

Die moderne Spielanalyse umfasst mittlerweile mehr als die Auswertung von Zweikampfquote oder zurückgelegten Kilometern – denn es hat sich herausgestellt, dass diese Daten nicht zwingend über Sieg oder Niederlage entscheiden. „Die genaue Erfassung der Positionsdaten jedes Spielers und des Balles ermöglicht deutlich komplexere Analysen mit neuartigen Key Performance Indizes. […] Ereignisse wie Ballgewinn oder Ballverlust werden (mittels eines speziellen Computerprogramms, Anm. d. Red.) aus den Spieler- und Ballpositionen berechnet“, heißt es in einer Pressemitteilung der DSHS.

Vor allem die Auswertung der Raumkontrolle ließ die Forscher aufhorchen. „Nimmt man nur die Spiele, die mit einem Abstand von mindestens zwei Toren gewonnen wurden, zeigt sich, dass die siegreichen Teams besonders im Spielaufbau deutlich höhere Werte erzielen“, schreibt die Hochschule. Um die Raumkontrolle zu bewerten, erklärt uns Prof. Dr. Daniel Memmert, kämen sogenannte Voronoi-Diagramme zum Einsatz. Diese zerstückelten das Spielfeld in viele geometrische Teile und ermöglichten es zu bestimmen, welcher Spieler welchen Ort des Spielfeldes vor allen anderen Akteuren erreichen kann, diesen Raum also kontrolliert. So kann exakt bestimmt werden, wie viel Raum eine Mannschaft insgesamt kontrolliert. Da ein Torwart einer angreifenden, weit aufgerückten Mannschaft schnell auch mal ein Drittel eins Spielfeldes kontrollieren kann, haben sich die Forscher aus Köln auf die „Angriffszone“ und den gegnerischen Strafraum konzentriert. So bekommt der Wert eine Aussagekraft.

Packing – Siegreiche Teams überspielen mehr Gegenspieler

Das Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln analysierte für die Untersuchung die Positionsdaten von 50 Spielen der Fußball-Bundesligasaison 2014/15. Neben den Einzelpartien wurden auch die Leistungen aller siegreichen und unterlegenen Mannschaften verglichen. „In allen Pässen zwischen und innerhalb von Defensivzone und Mittelfeld weisen siegreiche Teams deutliche Vorteile im Positionsspiel auf, ebenso bei Vertikal-Pässen in der Angriffszone. Im Schnitt stehen ihnen weniger Gegenspieler gegenüber. Die Gewinner überspielen zudem mehr Gegner bei Pässen von der Verteidigung ins Mittelfeld“, heißt weiter. Der Schlüssel dazu ist der Spielaufbau, der zu verbesserter Raumkontrolle führt. Kontrollierter Spielaufbau sorgt für mehr überspielte Gegner, mehr Raumgewinn und schließlich auch mehr Raumkontrolle in der Angriffszone, folgern Prof. Daniel Memmert und sein Team. „Erfolgreichere Teams verdichten zudem schneller nach Ballverlust.“

Im Zusammenspiel mit anderen Werten ist Packing also ein ernstzunehmender Faktor bei der Bewertung einer Mannschaftsleistung. Zweikampfwerte und Laufleistung spielen aber dennoch eine Rolle. So haben frühere Untersuchungen gezeigt, dass auch die Laufleistung einen entscheidenden Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben kann.

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