Verschüttet – Richtiges Verhalten bei Lawinengefahr Thinkstockphotos.com

Verschüttet – Richtiges Verhalten bei Lawinengefahr

  • Jörg Birkel
Abseits der Piste lauert der Weiße Tod: Einmal von einer Lawine verschüttet, kommt für Skifahrer und Snowboarder meist jede Hilfe zu spät. Laut Statistik sterben 4 von 10 Lawinenopfern. Doch mit dem richtigen Verhalten lässt sich das Risiko reduzieren.

Eine Lawine cool wie auf einer Welle abzusurfen, klappt leider nur im Comic. Tatsächlich hast Du kaum eine Chance, aus einem abgehenden Schneebrett heraus zu kommen. Beherzigst Du aber ein paar wichtige Tipps und hast die richtige Ausrüstung dabei, kannst Du Deine Überlebenschancen vergrößern, wenn Du doch einmal in eine Lawine gerätst. Und auch wenn Du alle Tipps beherzigst und das Lawinenrisiko noch so klein zu sein scheint, darfst Du die Berge niemals unterschätzen. Ein Restrisiko bleibt immer.

Vorbeugen

Einfach die Berge zu meiden, ist vermutlich der sicherste Weg, im Winter nicht von gewaltigen Schneemassen beerdigt zu werden. Falls sich das nicht mit Deinen Hobbys vereinbaren lässt, solltest Du Dich schlau machen, bevor Du ein Skigebiet auf eigene Faust erkundest.

Vor einer Skitour solltest Du Dir den Wetter- und den Lawinenbericht für Dein Skigebiet anschauen. Im Idealfall hast Du zudem einen erfahrenen Skiguide dabei, der auch weiß, ob einzelne Hänge trotz niedriger Warnstufe potenziell gefährlich sind. Außerdem solltest Du einen Lawinenkunde-Kurs besuchen und Dich mit der lebensrettenden Ausrüstung vertraut machen. Das schützt im Notfall vielleicht nicht nur Dein Leben, sondern auch das Deiner Freunde.

Ausrüstung

Zur Standardausrüstung für Skitouren abseits der Pisten gehören ein Lawinensuchgerät, ein Klappspaten, eine Sonde und eventuell auch einen Rucksack mit Airbag. Dieser schützt Dich zwar nicht im Falle eines Aufpralls, hält Dich aber etwas länger an der Oberfläche einer Lawine.

Das ist deshalb hilfreich, weil schon Lawinenopfer geborgen wurden, die gerade einmal 20 Zentimeter unterhalb der Schneedecke erstickt sind. Ersticken ist übrigens die häufigste Todesursache bei Lawinenunglücken, gefolgt von Erfrieren. Beides ist zwar weniger schmerzhaft, als es sich vielleicht anhört, läuft aber auf dasselbe Ergebnis hinaus.

Verhalten bei Lawinenabgängen

Wie gesagt, 100-prozentige Sicherheit vor Lawinen gibt es nur, wenn Du die Berge meidest. Solltest Du aber trotzdem mal von einer Lawine überrollt werden, kannst Du Deine Überlebenschancen steigern, indem Du möglichst noch in der abgehenden Schneemasse Deine Skier abschnallst.

Ansonsten können die auftretenden Kräfte Deine Beine brechen und mehr Schnee kann die Skispitzen nach unten drücken. Dadurch wirst Du wie ein Anker in die Tiefe gezogen. Sobald die Skier oder das Snowboard ab sind, solltest Du mit den Armen rundern, um möglichst lange oben zu bleiben. Wenn Dich die Lawine nach unten zieht, ist es hilfreich, die Hände vors Gesicht zu bringen, damit Du Dir später damit eine Atemhöhle graben kannst.

Der lockere Pulverschnee, durch den Du kurz zuvor noch gefahren bist, verdichtet sich nämlich durch die Geschwindigkeit und umschließt Dich wie Beton. Bewegungsfreiheit kannst Du Dir dann abschminken. Kaum ein Lawinenopfer kann sich aus eigener Kraft befreien, sondern ist auf Hilfe angewiesen. Für Dich heißt das: Bist Du einmal verschüttet, kannst Du nur noch abwarten und beten.

Erste Hilfe bei Lawinenunglücken

Für die Opfer beginnt der Wettlauf mit der Zeit. Nach 15 Minuten sinken die Überlebenschancen drastisch, d.h. für die Retter ist Eile geboten. Die besten Chancen, um die Verschütteten zu orten, hast Du mit einem Lawinensuchgerät.

Hast Du ein Opfer grob ausgemacht, suchst Du mit der Sonde weiter und kannst damit auch ein Luftloch stoßen. Aber Vorsicht, das Opfer kann nicht ausweichen und ein Stoß in die Augen kann sehr schmerzhaft sein. Noch schmerzhafter kannst Du es mit Deinem Spaten traktieren. Deshalb solltest Du Dich vorsichtshalber von der Seite an den Verschütteten heran graben und nicht direkt von oben.

Ist das Opfer geborgen, musst Du als nächstes die Vitalfunktionen überprüfen. Lass Dich dabei aber nicht beirren, je nachdem wie stark ausgekühlt das Opfer ist, können Atmung und Herzschlag stark verlangsamt sein oder kurzzeitig aussetzen. Es sind daher schon geborgene Opfer fälschlicherweise als Tod erklärt worden.

Unterkühlte Personen solltest Du sehr langsam wieder aufwärmen, denn wenn sich das kalte Blut aus den Extremitäten mit dem warmen Blut im Körperinneren mischt, kann es zu einem Schock und sogar einem Infarkt kommen. Man spricht auch vom Bergungstod. Blöder kann es wohl nicht laufen, also sei achtsam.

Ein Video zur Funktionsweise eines Lawinenverschüttetensuchgeräts, kurz LVS, gibt es hier: http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Sports-Inside/Vaude-Skitouren-Opening-Sicherheit-geht-vor/6238853320452424257/head

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