FC St. Pauli
2022: Das Jahr der jungen Blindenfußball-Pionierin Thoya Küster
- Andreas Hardt
Die 16-jährige Hamburgerin spielt beim FC St. Pauli in der Bundesligamannschaft und für das Frauenteam des Klubs. Über eine außergewöhnliche Athletin, die im Nationaldress ein Tor nach dem anderen Schießt und jüngst auch als Hamburgs ‚Sporttalent des Jahres‘ ausgezeichnet wurde. Zurecht.
Was für ein Jahr! Thoya Küster kann kaum glauben, was ihr 2022 alles passiert ist. Was sie erreicht hat, für sich, ihre Mannschaften – aber auch für ihren Sport überhaupt. Die 16 Jahre alte Schülerin aus Hamburg ist zu einer Pionierin im Blindenfußball für Frauen geworden. Anfang Oktober ist Thoya dafür vom Hamburger Sport-Bund zum „weiblichen Sporttalent 2022“ der Hansestadt ausgezeichnet worden (Siehe Aufnahme oben; Foto:Witters). „Ich konnte es gar nicht glauben“, sagt Thoya, „das ist nicht nur eine große Ehre für mich, sondern auch super für die Aufmerksamkeit für meine Sportart“.
Da ist es kein Wunder, dass sie als einzige Frau einen Stammplatz in der Bundesliga hat, die zwar für alle Geschlechter offen ist, aber von Männern dominiert ist. Thoya wurde mit dem FC St. Pauli Deutscher Meister 2021 und 2022. „Ich habe jahrelang immer nur gegen Männer gespielt, dieses Jahr dann endlich auch mal gegen Frauen. Das war richtig toll“, sagt sie.
„Sie hat dadurch den Sport sehr früh gelernt, war schon im golden Lernalter von etwa zehn Jahren dabei“, sagt Trainer Wolf Schmidt, der der entscheidende Ausbilder und Macher hinter den Erfolgen der Kiezkicker mit dem Klingelball ist, „Thoya hat dadurch sicherlich einen Vorteil gegenüber Spielerinnen, die erst später angefangen haben.“ Sie hat eine sehr gute Ballbehandlung und einen ersten Kontakt, der besser ist als bei vielen männlichen Spielern“, sagt der Trainer: „Sie ist deshalb anderen im Frauenteam um Längen voraus.“
Thoya Küster hofft, dass ihr Vorbild auch andere junge Frauen dazu bringt, Blindenfußball für sich zu entdecken. Viele Frauen mit Seh-Beeinträchtigung wissen noch gar nicht, dass es den Sport gibt. Oder hätten Hemmungen, weil er überwiegend von Männern gespielt wird. „Ich würde es toll finden, wenn in Deutschland auch in vielen andere Städten Frauenteams gegründet werden“, sagt sie.
Das „Gefühl, sich komplett frei auf dem Platz bewegen zu können“, macht für die angehende Abiturientin den Reiz an dem Spiel aus und vermittelt ihr „ein Gefühl der Freiheit.“ Ganz besonders sei aber auch der Teamgeist. „Bei uns sind alle zusammen, Männer, Frauen, Sehbehinderte und Sehende, wir sind eine tolle Gemeinschaft“, sagt Thoya Küster.
Bis März ungefähr ist jetzt Wettspielpause, das Training geht jedoch weiter. Es gibt schließlich neue Herausforderungen für 2023: Den Meistertitel mit dem FC St. Pauli verteidigen, die im Sommer geplante Weltmeisterschaft in England, mehr Frauen zu dem Sport holen – und dann hat sie auch noch ein persönliches Ziel: „Endlich mein erstes Tor in der Bundesliga schießen.“
Messi und Ronaldo in einer Person
Erst im Januar dieses Jahres hatte ihr Verein, der FC St. Pauli, eine Frauenmannschaft gegründet. Mit der ebenfalls neuen deutschen Nationalmannschaft gewann sie im Juni in Italien die erstmals ausgetragene Europameisterschaft. Bei den beiden 4:0-Siegen gegen England erzielte sie alle Tore. Beim ersten europäischen Turnier für Vereinsmannschaften im August in Wien traf sie gegen Teams aus Schweden und Österreich insgesamt 13mal ins Schwarze. Die junge Hamburgerin ist Messi und Ronaldo zugleich im Blindenfußball der Frauen.Thoya Küster (©Witters)
Da ist es kein Wunder, dass sie als einzige Frau einen Stammplatz in der Bundesliga hat, die zwar für alle Geschlechter offen ist, aber von Männern dominiert ist. Thoya wurde mit dem FC St. Pauli Deutscher Meister 2021 und 2022. „Ich habe jahrelang immer nur gegen Männer gespielt, dieses Jahr dann endlich auch mal gegen Frauen. Das war richtig toll“, sagt sie.
Seit dem neunten Lebensjahr am Ball
Mit neun Jahren hat die junge Frau mit dem Sport angefangen. Ihre Augen sind extrem lichtempfindlich, sie ist farbenblind und hat nur noch zehn Prozent Sehstärke. Da ist es nicht so einfach, einen passenden Sport zu finden. Sie ist aber auch großer Fan der Kicker vom Millerntor, insbesondere des ehemaligen Kapitäns Jan-Philipp Kalla, dessen Rückennummer 27 sie trägt. Und weil die Blindenfußballer des Vereins in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses trainieren ist sie schon als Neunjährige einfach mal dahin gegangen – „und dann bin ich geblieben."„Sie hat dadurch den Sport sehr früh gelernt, war schon im golden Lernalter von etwa zehn Jahren dabei“, sagt Trainer Wolf Schmidt, der der entscheidende Ausbilder und Macher hinter den Erfolgen der Kiezkicker mit dem Klingelball ist, „Thoya hat dadurch sicherlich einen Vorteil gegenüber Spielerinnen, die erst später angefangen haben.“ Sie hat eine sehr gute Ballbehandlung und einen ersten Kontakt, der besser ist als bei vielen männlichen Spielern“, sagt der Trainer: „Sie ist deshalb anderen im Frauenteam um Längen voraus.“
(©FC St. Pauli)
Führungsspielerin im Frauenteam
Unterfordert fühlt sie sich deshalb bei den Frauen aber nicht. „Die Fortschritte der anderen Spielerinnen sind enorm“, sagt sie. Es macht ihr in beiden Teams gleichermaßen Spaß. Physisch, mit vielen Zweikämpfen gehe es überall gleich zu, „da merke ich keinen Unterschied.“ In den Frauenteams ist sie natürlich klar die Führungsspielerin. Eine Rolle, die sie gerne annimmt. „Als sie zu uns kam, war sie eher schüchtern und zurückhaltend“, erinnert sich Schmidt, „inzwischen ist eine selbstbewusste junge Frau aus ihr geworden.“Thoya Küster hofft, dass ihr Vorbild auch andere junge Frauen dazu bringt, Blindenfußball für sich zu entdecken. Viele Frauen mit Seh-Beeinträchtigung wissen noch gar nicht, dass es den Sport gibt. Oder hätten Hemmungen, weil er überwiegend von Männern gespielt wird. „Ich würde es toll finden, wenn in Deutschland auch in vielen andere Städten Frauenteams gegründet werden“, sagt sie.
Das „Gefühl, sich komplett frei auf dem Platz bewegen zu können“, macht für die angehende Abiturientin den Reiz an dem Spiel aus und vermittelt ihr „ein Gefühl der Freiheit.“ Ganz besonders sei aber auch der Teamgeist. „Bei uns sind alle zusammen, Männer, Frauen, Sehbehinderte und Sehende, wir sind eine tolle Gemeinschaft“, sagt Thoya Küster.
Bis März ungefähr ist jetzt Wettspielpause, das Training geht jedoch weiter. Es gibt schließlich neue Herausforderungen für 2023: Den Meistertitel mit dem FC St. Pauli verteidigen, die im Sommer geplante Weltmeisterschaft in England, mehr Frauen zu dem Sport holen – und dann hat sie auch noch ein persönliches Ziel: „Endlich mein erstes Tor in der Bundesliga schießen.“