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„Für meinen Lebenstraum gebe ich alles“
- Redaktion
Neuer Partner, alte Ziele: Tim Kleinwächter greift erstmals mit Teamsprint-Olympiasieger Stefan Nimke bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften an, die vom 14. bis 17. März im niederländischen Apeldoorn stattfinden. Ziel sind die Paralympics 2020 in Tokio.
Nach einem intensiven Trainingslager verbrachten Tim Kleinwächter und Stefan Nimke das Wochenende vor der WM in Apeldoorn (Niederlande) noch einmal zu Hause. Es galt, Kraft zu tanken und den Kopf freizubekommen, bevor sich das Duo am Montag auf die Reise ins niederländische Apeldoorn machte. Dort finden vom 14. bis 17. März die Para Radsport-Weltmeisterschaften auf der Bahn statt. Kleinwächters Fazit trotz der kräftezehrenden Einheiten: „Wir verstehen uns nach zehn Tagen im Doppelzimmer immer noch“, entgegnete er mit einem Augenzwinkern.
Die Freude darüber ist dem 29-Jährigen anzumerken. Tatsächlich lief die Vorbereitung bisher gut. Die Mitglieder der Nationalmannschaft sollten sich bei der Maßnahme in Frankfurt/Oder ihren Feinschliff für die WM holen – wobei diese Formulierung auf das Tandem Kleinwächter/Nimke streng genommen gar nicht zutrifft. Denn das Duo hat vor wenigen Wochen überhaupt erst zusammengefunden. Zum sechsten Mal erst saßen beide gemeinsam im Sattel. Dass es sportlich und menschlich bereits so gut passt, ist also nicht unbedingt selbstverständlich. Beide nutzten die gemeinsame Trainingszeit, um die Abstimmung auf und neben dem Rad zu optimieren. „Das war eine harte Woche“, gibt Kleinwächter zu.
Der stark sehbehinderte Sportler aus Bad Winsheim bei Nürnberg war davor mit Erik Mohs bis zu dessen Karriereende auf der Bahn unterwegs. Stefan Nimke, der 2004 Olympiasieger im Teamsprint wurde, fuhr bei den Paralympics 2016 in Rio mit Hintermann Kai Kruse zu Bronze. Seit Herbst übernimmt der Schweriner nun für Kleinwächter die „Pilotendienste“.
Von ihrer bisherigen Zusammenarbeit sind beide sehr angetan. „Für die kurze Zeit läuft es sehr gut“, erklärt Kleinwächter. „Schon nach den ersten Trainingstagen im September sind wir schnellere Zeiten gefahren als mit unseren Vorgängern.“
Die Eingewöhnung war kurz, und dennoch: Beim ersten Härtetest Ende November fuhr das Duo über seine Paradestrecke, die 4000 Meter, auf Anhieb zum Deutschen Meistertitel und stellte in 4:27,41 Minuten sogar einen Deutschen Rekord auf. „Tandem fahren ist vergleichbar mit einer Beziehung – nur auf dem Fahrrad“, erklärt der Radsportler lächelnd. „Passt ein Paar menschlich zusammen, dann funktioniert es auch als Team. Genauso ist es auf dem Rad. Wenn Pilot und Stoker nicht harmonieren, kann jeder Einzelne noch so gut sein.“
Ganz offensichtlich kommen dem Duo auch die körperlichen Voraussetzungen zugute. „Mein Partner vorher war 13 Zentimeter kleiner als ich. Stefan dagegen ist größer. Ich sitze optimal in seinem Windschatten, brauche mich nicht mehr klein machen“, nennt Kleinwächter die aerodynamischere Fahrposition als einen Grund für die schnelleren Zeiten.
Mit Stefan Nimke hat er einen extrem erfahrenen Taktgeber zum Vordermann. Der 41-jährige Olympiasieger und sechsfache Weltmeister wechselte 2012 in den Paralympischen Sport – hat es als einziger Deutscher bisher geschafft, bei den Olympischen wie auch paralympischen Spielen Medaillen zu gewinnen. Zu gerne würde er auch mit Kleinwächter 2020 in Tokio dabei sein. Noch ist aber nicht klar, welches Tandem Deutschland vertreten darf. „Die Teilnahme an den Paralympics ist für mich ein Lebenstraum. Dafür gebe ich alles“, sagt Kleinwächter, den Nimke als „extrem ehrgeizig und akribisch“ kennengelernt hat. „Er ist manchmal wie ein kleines Duracell-Männchen, das man eher einbremsen muss. Der weiß, was er will. Das sind gute Voraussetzungen“, sagt Nimke, der das neue Tandem auf einem guten Weg sieht.
Erschwert wird die Zusammenarbeit allenfalls durch die Entfernung ihrer Wohnorte Schwerin und Bad Winsheim. Doch für die 4000 Meter ist vor allem Ausdauer gefragt. Das Training spult jeder für sich ab. An der Technik feilt das Duo wie zuletzt beim Vorbereitungslehrgang mit der Nationalmannschaft. Kleinwächter absolvierte im Februar sogar noch ein Trainingslager für die Straßensaison auf Gran Canaria, die er wie gewohnt mit seinem langjährigen Straßenpartner Peter Renner für das Herrmann Radteam fahren möchte. Er legte dort mehr als 18.000 Höhenmeter auf dem Tandem zurück. „Jetzt bin ich aber erstmal froh, keine Berge mehr fahren zu müssen“, sagt der 29-Jährige.
Nach den Trainingstagen von Frankfurt/Oder sind sich beide einig, einen „Schritt weitergekommen“ zu sein. „Zum Ende hin waren die Zeiten so wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärt Nimke, der sich wie sein Partner jedoch mit einer WM-Prognose schwertut. Das Duo, das wohl auch über die 1000 Meter startet, vergleicht sich zum ersten Mal überhaupt mit der internationalen Konkurrenz. „Ich möchte durchkommen und bin optimistisch, dass uns ein gutes Ergebnis gelingt“, sagt Kleinwächter. „Mein Ansporn ist es, erneut den Deutschen Rekord zu knacken. Dann schauen wir, zu was es reicht.“
Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.
Die Freude darüber ist dem 29-Jährigen anzumerken. Tatsächlich lief die Vorbereitung bisher gut. Die Mitglieder der Nationalmannschaft sollten sich bei der Maßnahme in Frankfurt/Oder ihren Feinschliff für die WM holen – wobei diese Formulierung auf das Tandem Kleinwächter/Nimke streng genommen gar nicht zutrifft. Denn das Duo hat vor wenigen Wochen überhaupt erst zusammengefunden. Zum sechsten Mal erst saßen beide gemeinsam im Sattel. Dass es sportlich und menschlich bereits so gut passt, ist also nicht unbedingt selbstverständlich. Beide nutzten die gemeinsame Trainingszeit, um die Abstimmung auf und neben dem Rad zu optimieren. „Das war eine harte Woche“, gibt Kleinwächter zu.
Der stark sehbehinderte Sportler aus Bad Winsheim bei Nürnberg war davor mit Erik Mohs bis zu dessen Karriereende auf der Bahn unterwegs. Stefan Nimke, der 2004 Olympiasieger im Teamsprint wurde, fuhr bei den Paralympics 2016 in Rio mit Hintermann Kai Kruse zu Bronze. Seit Herbst übernimmt der Schweriner nun für Kleinwächter die „Pilotendienste“.
Von ihrer bisherigen Zusammenarbeit sind beide sehr angetan. „Für die kurze Zeit läuft es sehr gut“, erklärt Kleinwächter. „Schon nach den ersten Trainingstagen im September sind wir schnellere Zeiten gefahren als mit unseren Vorgängern.“
Die Eingewöhnung war kurz, und dennoch: Beim ersten Härtetest Ende November fuhr das Duo über seine Paradestrecke, die 4000 Meter, auf Anhieb zum Deutschen Meistertitel und stellte in 4:27,41 Minuten sogar einen Deutschen Rekord auf. „Tandem fahren ist vergleichbar mit einer Beziehung – nur auf dem Fahrrad“, erklärt der Radsportler lächelnd. „Passt ein Paar menschlich zusammen, dann funktioniert es auch als Team. Genauso ist es auf dem Rad. Wenn Pilot und Stoker nicht harmonieren, kann jeder Einzelne noch so gut sein.“
Ganz offensichtlich kommen dem Duo auch die körperlichen Voraussetzungen zugute. „Mein Partner vorher war 13 Zentimeter kleiner als ich. Stefan dagegen ist größer. Ich sitze optimal in seinem Windschatten, brauche mich nicht mehr klein machen“, nennt Kleinwächter die aerodynamischere Fahrposition als einen Grund für die schnelleren Zeiten.
Mit Stefan Nimke hat er einen extrem erfahrenen Taktgeber zum Vordermann. Der 41-jährige Olympiasieger und sechsfache Weltmeister wechselte 2012 in den Paralympischen Sport – hat es als einziger Deutscher bisher geschafft, bei den Olympischen wie auch paralympischen Spielen Medaillen zu gewinnen. Zu gerne würde er auch mit Kleinwächter 2020 in Tokio dabei sein. Noch ist aber nicht klar, welches Tandem Deutschland vertreten darf. „Die Teilnahme an den Paralympics ist für mich ein Lebenstraum. Dafür gebe ich alles“, sagt Kleinwächter, den Nimke als „extrem ehrgeizig und akribisch“ kennengelernt hat. „Er ist manchmal wie ein kleines Duracell-Männchen, das man eher einbremsen muss. Der weiß, was er will. Das sind gute Voraussetzungen“, sagt Nimke, der das neue Tandem auf einem guten Weg sieht.
Erschwert wird die Zusammenarbeit allenfalls durch die Entfernung ihrer Wohnorte Schwerin und Bad Winsheim. Doch für die 4000 Meter ist vor allem Ausdauer gefragt. Das Training spult jeder für sich ab. An der Technik feilt das Duo wie zuletzt beim Vorbereitungslehrgang mit der Nationalmannschaft. Kleinwächter absolvierte im Februar sogar noch ein Trainingslager für die Straßensaison auf Gran Canaria, die er wie gewohnt mit seinem langjährigen Straßenpartner Peter Renner für das Herrmann Radteam fahren möchte. Er legte dort mehr als 18.000 Höhenmeter auf dem Tandem zurück. „Jetzt bin ich aber erstmal froh, keine Berge mehr fahren zu müssen“, sagt der 29-Jährige.
Nach den Trainingstagen von Frankfurt/Oder sind sich beide einig, einen „Schritt weitergekommen“ zu sein. „Zum Ende hin waren die Zeiten so wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärt Nimke, der sich wie sein Partner jedoch mit einer WM-Prognose schwertut. Das Duo, das wohl auch über die 1000 Meter startet, vergleicht sich zum ersten Mal überhaupt mit der internationalen Konkurrenz. „Ich möchte durchkommen und bin optimistisch, dass uns ein gutes Ergebnis gelingt“, sagt Kleinwächter. „Mein Ansporn ist es, erneut den Deutschen Rekord zu knacken. Dann schauen wir, zu was es reicht.“
Das deutsche Team für die WM:
Tim Kleinwächter (29/Hermann Radteam), Kai-Kristian Kruse (27/Schweriner SC), Stefan Nimke (41/PSV Schwerin), Denise Schindler (33/BPRSV Cottbus), Pierre Senska (30/BPRSV Cottbus), Michael Teuber (51/BSV München), Erich Winkler (50/TV Geisenhausen).Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.