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Gut für die Seele – Eric Frenzels Kolumne
- Eric Frenzel
Nach dem Saisonauftakt nach Maß ist Eric Frenzel aktuell beim Training in Oberwiesental. In seiner Experten-Kolumne stellt er fest, dass er im Sommer richtig trainiert hat. Dazu schildert er seine Erlebnisse an Bord einer Transall-Maschine, die für einen Tapetenwechsel vor dem nächsten Weltcup-Start in Lillehammer sorgt.
Nach dem ersten Weltcupwochenende, das mit meinem Einzelsieg und dem Podestplatz für die Mannschaft sehr erfolgreich verlief, sind wir wieder in heimischen Gefilden. Beides ist gut für die Seele. Der Auftakt nach Maß gibt einem die Bestätigung, dass man in der Vorbereitung den richtigen Aufbau gewählt hat, der Rückzug nach Hause gibt einem mehr als an anderen Orten, die Möglichkeit, zu regenerieren. Der nächste Wettkampf findet am nächsten Wochenende im norwegischen Lillehammer statt. Die Zwischenzeit nutzen wir nun, in Oberwiesenthal zu trainieren, wo die Schneeverhältnisse im Moment sehr gut sind.
Was wir hier tun, ist aus Erfahrungen der letzten Jahre gewachsen. Der direkte Umzug von Kuusamo nach Lillehammer hätte mit Zwischenstopps und Aufenthalten 10-12 Stunden Zeit gekostet – Reisestress pur. In Lillehammer selbst braucht man jenseits der Trainingseinheiten fast eine Beschäftigungstherapie, um die freie Zeit sinnvoll zu verbringen.
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Jetzt liegen die Dinge anders. Wir wurden mit einer Transall C 160 Propellermaschine der Bundeswehr aus Kuusamo ausgeflogen – mit dem Mannschaftsbus direkt aufs Flugfeld, Einstieg über die Laderampe und mit 40 Leuten im Großraum der Maschine. Auf uns wartete ein Erlebnis der besonderen Art, ist ein Flug mit einer Transall doch ein kleines Abenteuer.
Die Laune an Board war gut, abwechselnd durften wir zu den Piloten ins Cockpit, um uns erklären zu lassen, wie ein derartiges Flugzeug zu manövrieren ist und was eine solche Maschine so kann. Militärischer Komfort ist natürlich etwas anderes als die Business Class, aber vor allem das Gemeinschaftserlebnis ist unerreicht. Vier Stunden später - bei rund 500km/h Fluggeschwindigkeit - waren wir in Erfurt, zwei weitere war ich daheim bei meiner Familie, die es in diesem olympischen Winter ohnehin lange Phasen ohne „Papa“ geben wird. Mit dem Aufenthalt nach Hause stellt sich ein sofortiger Tapetenwechsel ein, zwischen den Trainingseinheiten ist man gemütlich zu Hause; ich kann mit meinem Sohn spielen und bin froh, im eigenen Bett zu schlafen – man befindet sich jenseits eines Lagerkollers.
Vor allem für die geistige Regeneration ist das „deutsche Modell“ - einige Nationen sind direkt nach Lillehammer weitergereist - sehr gut. Ich freue mich also schon jetzt auf die nächste Transall und auf den nächsten Weltcup in Norwegen.
Herzlichst, Euer Eric