Jambo Bukoba – Sport für Tansanias Kinder Jambo Bukoba e.V.

Jambo Bukoba – Sport für Tansanias Kinder

  • Derk Hoberg
Der gemeinnützige Verein Jambo Bukoba (aus dem Swahili übersetzt: „Hallo Bukoba“), unterstützt Kinder in der tansanischen Region Bukoba. Mit einem maßgeschneiderten Programm werden tansanische Sportlehrer zu Mittlern und Vorbildern für Schulkinder ausgebildet. HIV/Aids-Aufklärung, die Gleichberechtigung von Mädchen und mehr Bildung für alle Kinder soll dadurch erreicht werden. Wir sprachen mit dem Mann, der dem Heimatland seines Vaters laut „Hallo“ zuruft und den Kindern der Region Bukoba eine helfende Hand reicht: Clemens Mulokozi, dem Gründer von Jambo Bukoba.

netzathleten: Clemens, 2008 hast Du Jambo Bukoba gegründet. Wie kam es dazu?
Clemens Mulokozi: Die Idee, etwas für Kinder und Jugendliche in Tansania zu tun, hatte ich bereits im Jahre 2006. Allerdings kam dann auch noch eine Menge an Recherche auf mich zu, zum Beispiel wo und welche Hilfe am dringendsten nötig war. Ich selbst bin Marathon-Läufer und betreute zu dieser Zeit auch die Kooperation unserer Bank mit dem FC Bayern München. Daher lag es also nahe, den Sport zu nutzen, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Diese Idee stellte ich zunächst beim tansanischen Botschafter in Berlin vor, der mich bat, vor Ort in Tansania vorstellig zu werden. Die Idee war in den zuständigen Ministerien sehr willkommen und als klar war, dass jene Behörden sich ebenfalls einbringen wollen, wurde es ernst mit der Gründung von Jambo Bukoba.

netzathleten: Ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wie wichtig ist bei einem solchen Projekt die Beteiligung aus der unterstützten Region selbst?
Clemens Mulokozi: Der partnerschaftliche Aspekt ist meiner Meinung nach enorm wichtig in der Entwicklungshilfe. Ein einfaches Beispiel: Viele, die in einem Entwicklungsland im Urlaub waren und die Armut gesehen haben, möchten helfen und bauen einen Brunnen, wo sie glauben, dass er benötigt wird. Häufig haben sie vor Ort aber nicht gefragt, wo dieser am sinnvollsten wäre. Deshalb legen wir großen Wert auf die Meinung und Eigenbeteilligung unserer Partner vor Ort. Das steigert in meinen Augen auch die Nachhaltigkeit unseres Projektes.

netzathleten: Wie hat sich die Infrastruktur vor Ort seit Eurer Gründung entwickelt und wie viele Helfer bringen sich bei Jambo Bukoba ein?
Clemens Mulokozi: Wir haben einen festen Ansprechpartner im Ministerium für die gesamte Region und ein eigenes Büro. Dort haben wir auch einen Projektleiter angestellt, den einzigen, der für seine Arbeit von uns bezahlt wird. Insgesamt haben wir über ganz Deutschland verteilt 207 Mitglieder. Dazu engagieren sich im Schnitt etwa zwei bis drei Praktikanten oder Volontäre bei uns, die durch Entsendeprogramme wie PROMOS und Weltwärts finanziert werden.

netzathleten: Was sind die konkreten Ziele von Jambo Bukoba?
Clemens Mulokozi: Wir haben drei grundsätzliche Ziele. Wir wollen Chancengleichheit für Mädchen stärken und sie selbstbewusster machen, mehr Bildung für alle und über HIV/Aids aufklären. Das alles ist deshalb so wichtig, weil der Anteil von jungen Mädchen bei mit HIV infizierten Jugendlichen besonders hoch ist, er beträgt bis zu 80 Prozent. Deshalb setzen wir auch auf Sport und Spiel, weil man damit junge Menschen am besten erreicht, ohne erhobenen Zeigefinger. Der Sport kann die Massen begeistern. Aktiv, wie auch passiv, wie wir hier beim derzeitigen Champions League-Hype erleben.

netzathleten: Wie hoch ist denn überhaupt der Stellenwert des Sports in Tansania?
Clemens Mulokozi: Sehr niedrig. Sport wurde in der Vergangenheit als Luxus angesehen, der Zeit kostet. Deshalb genießt Breitensport speziell in der traditonell geprägten ländlichen Region in der wir uns engagieren kein Ansehen. Zum einen kann man sich dabei verletzen und man würde bei der Feldarbeit ausfallen. Zum anderen könnte die Kleidung kaputtgehen und waschen kann man sie dort auch nicht so einfach. In einem armen Land gibt es nun mal Wichtigeres als Sport.

netzathleten: Wie nutzt Ihr den Sport denn konkret, um Eure Ziele zu erreichen?

Clemens Mulokozi: Wir haben spezielle Spiele entwickelt, die unser Projektleiter den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort vermittelt. Inzwischen betreuen wir 320 Schulen, deren Lehrer bereits unseren Workshop absolviert haben, in denen wir diese Spiele erklären. Damit erreichten wir bisher 155.000 Kinder. Unser Projektleiter vor Ort, selbst früher Lehrer, ist permanent unterwegs. Das Programm selbst hat Sebastian Rockenfeller von der Sporthochschule Köln entwickelt. Er hat uns angeboten, ein wissenschaftlich fundiertes Konzept zu entwickeln. Inklusive einer Feldstudie vor Ort war dieses die Basis für unser Programm „Spielend für das Leben lernen“, das inzwischen sogar gebündelt in Buchform vorliegt. Nach diesem werden dann auch die Lehrer ausgebildet, damit sie die Spiele in ihrer Schule einbringen können.

netzathleten: Gibt es denn neben der Lehrerausbildung noch weitere Maßnahmen, die Ihr leisten könnt?
Clemens Mulokozi: Parallel unterstützen wir die Behörden in der Region Kagera beim Bau oder der Reparatur von Schulräumen und können dank unserer Partner verschiedene Sportmaterialien stellen. Ein gutes Beispiel sind da der FC Bayern München und auch Adidas, aber auch kleine Vereine spenden uns gebrauchte Trikotsätze und Fußbälle, sofern diese noch in Ordnung sind.

netzathleten: Neben dem FC Bayern habt Ihr noch weitere große Partner. Wie sehr helfen diese, Eure Ziele zu erreichen?
Clemens Mulokozi: Das besondere an der Partnerschaft mit dem FC Bayern München ist ja, dass die Frauenfußball-Mannschaft unser Partner ist. Das passt doch sehr gut zu unserem Anliegen, Mädchen selbstbewusster zu machen. Partner wie die Bayern, die Deutsche Post DHL oder die Deutsche Sporthochschule Köln geben uns aber ganz generell die nötige Glaubwürdigkeit, damit wir weitere Unterstützer finden können. Auch die Vereinten Nationen empfehlen unser Projekt, was ebenfalls hilft, unseren kleinen Verein bekannter zu machen. Und dann sind da kleine Unternehmen wie Werkstatt54, die uns ehrenamtlich mit viel Herzblut unseren neuen Flyer gestalten und unsere Internetseite.

netzathleten: Wie ist denn das Feedback von den tansanischen Kindern und gibt es schon erste Ergebnisse der einzelnen Projekte?
Clemens Mulokozi: Wenn man sieht, unter welchen Verhältnissen die Kinder dort zur Schule gehen müssen, begreift man erst, wie schwer die Situation dort ist. Das heißt, dass die Kinder sich wirklich über jede Kleinigkeit freuen. Umso überwältigender ist es, wenn man die Freude vor Ort sieht. Aber das verklärt sich natürlich, da muss man differenzieren: Unsere Unterstützung macht wirklich nur dann Sinn, wenn wir nachhaltig etwas verändern können. Wenn wir es also wirklich schaffen, die HIV-Infizierungsraten zu verringern, mehr Aufklärung darüber und eine bessere Bildung aller zu erreichen. Und, dass speziell Mädchen selbstbewusster werden und sich in bestimmten Situationen auch trauen, „Nein“ zu sagen. Das sind alles sehr langfristige Ziele, aber ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg. Ganz konkret bestätigen uns teilnehmende Lehrer, dass die Kinder weniger in der Schule fehlen, weil sie unbedingt unsere Spiele machen wollen. So bekommen sie natürlich auch vom normalen Unterricht mehr mit. Und wie gesagt: 155.00 Kinder erreichen wir mit unserem Programm zu mehr Chancengleichheit und HIV/ AIDS Aufklärung.

netzathleten: Wie geht Ihr mit den Spenden um, wie viel davon landet wirklich in Tansania?
Clemens Mulokozi: Wir haben zwar kein Spendensiegel, weil wir uns das finanziell nicht leisten können, aber ich weiß, dass Unternehmen die ein solches bekommen, etwa 14 Prozent für Werbung, Verwaltungskosten etc. einsetzen. Bei uns sind das nur 10 Prozent, 90 Prozent landen wirklich in Tansania. Das geht aber nur, weil wir ehrenamtliche Mitarbeiter haben, bei denen ich mich auch auf diesem Wege für ihre tolle Arbeit bedanken möchte. Davon kann man natürlich gar nicht genug haben und weitere sind uns herzlich willkommen. Und mit nur fünf Euro im Monat kann man bei uns auch Mitglied werden und damit unterstützt man schon unsere Projekte in Tansania.

netzathleten: Für diese Projekte wünschen wir viel Erfolg und danken für das Gespräch, Clemens.


Hier erfahrt Ihr mehr über Jambo Bukoba und auch, wie Ihr selbst helfen könnt.

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