Studie warnt – Sind Barfuß-Laufschuhe gefährlich?
- Christian Riedel
Statt große Dämpfung und starke Stützen setzen die so genannten Barfuß-Laufschuhe auf extrem dünne Sohlen, unter denen man jeden Stein und jeden Ast spürt. Auf Dämpfung und Stützen wird verzichtet. Stattdessen haben die Schuhe eine dünne Zwischensohle, eine geringe Absatzhöhe und deutlich mehr Flexibilität im Bereich des Vorderfußes. Das Ziel ist, dass der Läufer so natürlich wie möglich laufen kann, wie es beim Laufen ohne Schuhe der Fall ist. Daher bezeichnet man diese Art zu laufen auch als natural running. Und das geht eben am besten ohne Dämpfung und Stützen. Mittlerweile ist natural running zu einem richtigen Trend im Laufsport geworden. Doch die Minimalistenschuhe bergen auch Gefahren, die den einen oder anderen von einem Kauf abhalten sollte.
Denn wie eine Studie der Griffith University in Southport ergeben hat, sind die Barfuß-Laufschuhe womöglich gar nicht so gesund, wie sich die Hersteller und vor allem die Nutzer erhoffen. Tatsächlich klagen viele Läufer über Schmerzen im Schienbein und in der Wade. Zudem könnte ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit den minimalistischen Laufschuhen einher gehen, wie Michael Ryan und seine australischen und kanadischen Kollegen berichten.
Die Forscher luden 103 Männer und Frauen zwischen 19 und 50 Jahren zu einem zwölfwöchigem Test ein, an dessen Ende ein 10km-Lauf stand. Die Teilnehmer hatten vor der Studie keine gesundheitlichen Probleme und liefen entweder neutral oder mit einer leichten Pronation, wie es bei fast allen Hobbyläufern der Fall ist. Die Probanden mussten bei der Untersuchung einen von drei Laufschuhen tragen. Im Test waren der neutrale Laufschuh Nike Pegasus 28 mit guter Dämpfung, der gemäßigte Minimalismusschuh Nike Free 3.0 V2 und der extreme Barfuß-Laufschuh Vibram five fingers. Bei diesem Schuh ist die Front für jeden Zeh einzeln unterteilt, damit der Träger ein echtes Barfuß-Gefühl bekommt. Auf Dämpfung verzichtet der Vibram komplett.
Die Ergebnisse
Am Ende wurden 99 Läufer berücksichtigt. Von diesen hatten insgesamt 23 eine Verletzung durch das Laufen bekommen. Unter Verletzung verstanden die Forscher Schmerzen, die durch das Laufen entstanden und weswegen die Probanden zumindest an drei folgenden Trainingstagen nicht teilnehmen konnten.
Wenn die Forscher nun schauten, bei welchem Schuh die Teilnehmer am häufigsten Probleme bekamen, stellten sie fest, dass die Gruppe mit den normalen Schuhen am wenigsten Verletzungen bekamen. Bei ihnen hatten nur vier Teilnehmer Probleme. Trugen die Teilnehmer den extremen Vibram Schuh, erlitten sie in sieben Fällen Verletzungen. Mit zwölf Fällen war der gemäßigte Minimalistenschuh die häufigste Schmerzursache. Zudem berichteten die Läufer, die den five fingers trugen, am häufigsten über Schmerzen im Schienbein und in der Wade.
Die Forscher vermuten nun, dass die hohe Verletzungsrate bei den Nike free-Schuhen an der teilweisen Reduktion der Zwischensohle liegt. Durch die teilweise noch vorhandene Dämpfung könne sich nach Angaben der Wissenschaftler die Laufdynamik trotz hoher Flexibilität trotzdem nicht so verändern wie bei dem extremen Vibram five fingers.
Fazit
Auch wenn die Gruppe der Teilnehmer sehr klein war und die Forscher keine Angaben über den Trainingszustand, gesundheitliche Vorgeschichte oder beispielsweise das Körpergewicht machten, sollte man trotzdem nicht unbedarft auf natural running umstellen. Auch die Autoren der Studie raten Ärzten aufgrund des erhöhten Verletzungsrisikos nicht dazu, ihren Patienten Barfuß-Laufschuhe zu empfehlen. In weiteren Studien mit mehr Probanden und größeren Umfängen wollen die Autoren nun weitere Erkenntnisse über mögliche Gefahren der Barfuß-Laufschuhe sammeln und ob es möglicherweise zu einem Gewöhnungseffekt kommt. Bis dahin sollten Läufer mit Probleme in Schienbein und Wade nicht unbedingt auf diese minimalistischen Schuhe wechseln.
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