Schneller als die Formel1 – Interview mit Powerboat-Fahrer Fabian Kalsow Fabian Kalsow/www.formel1boot.de

Schneller als die Formel1 – Interview mit Powerboat-Fahrer Fabian Kalsow

  • Christian Riedel
Die Formel1 gibt es nicht nur auf der Straße, sondern auch auf dem Wasser. Powerboat-Fahrer Fabian Kalsow erklärt, wie schwierig es ist, mit 220km/h auf dem Wasser zu fahren und warum die Fahrer mehr leisten müssen als die Kollegen auf der Straße.

Netzathleten: Du fährst Formel1 Powerboat. Was ist für Dich das Faszinierende daran?
Fabian Kalsow: Das Faszinierende ist, dass es wesentlich anspruchsvoller ist als beispielsweise der Automobilrennsport. Bei uns verändert sich in jeder Sekunde das Wasser, die Strömung und der Wind. Das ist gerade beim Autorennsport nicht so. Und die Geschwindigkeit fühlt sich doppelt so schnell an wie auf Asphalt.

Netzathleten: Hast Du denn selber mit Autorennsport angefangen?

Fabian: Ich bin früher Kart gefahren. Allerdings nur hobbymäßig. Aber ich komme von der Ostsee und bin daher immer mit Wasser in Berührung gekommen. Deswegen war ich eigentlich auch schon immer daran interessiert, mit schnellen Booten unterwegs zu sein.

Netzathleten: Kann man Powerboot fahren denn mit Rennsport auf der Straße vergleichen?
Fabian: Nicht wirklich. Wir haben höhere G-Kräfte als die Formel1 auf der Straße. Die Geschwindigkeit kommt anders rüber, auch wenn wir nicht ganz so schnell sind wie die Formel1 auf der Straße. Wir fahren um die 220km/h in einem Rennen. Allerdings, wie ich schon sagte, fühlt sich das doppelt so schnell an wie auf Asphalt.

Netzathleten: Wie schwierig ist Powerboat fahren?
Fabian: Es ist sehr, sehr schwierig und ein sehr anspruchsvoller Sport. Das liegt daran, dass in jeder Runde das Wasser eben anders ist. Man muss das Boot in jeder Runde neu abstimmen. Auch der Bremspunkt verschiebt sich permanent, weil ja Strömung, Wasser und Wind sich ändern. Hier muss man das Wasser gut beobachten können. Zudem fahren wir mit geschlossenen Cockpits. Dadurch haben wir in wärmeren Ländern das Problem, dass wir einer sehr hohen Temperatur im Cockpit ausgesetzt sind. Und somit auch körperlich ganz stark beansprucht werden.

Netzathleten: Wie anstrengend ist es grundsätzlich, Powerboat zu fahren?

Fabian: Es ist sehr anstrengend und man muss auch körperlich topfit sein, um den Sport ausüben zu können. Aufgrund der hohen Temperaturen sollte man sich auch sehr fit halten.

Netzathleten: Du trainierst also auch Deinen Körper und nicht nur deine fahrerischen Fähigkeiten.
Fabian: Genau. Ich gehe ganz normal ins Fitnessstudio. Habe ein individuelles Programm, das ich abspule, um fit für die Rennen zu sein. Besonders trainiere ich hierbei den Nackenbereich, die Muskulatur in den Armen bzw. den Handgelenken. Das ist sehr wichtig, weil die Handgelenke sehr hohen Kräften ausgesetzt sind. Wir haben zwar eine Servolenkung, trotzdem wirken eben auf den Körper sehr hohe Kräfte.

Netzathleten: Wie funktioniert denn Powerboat fahren? Hat man da wie beim Auto Pedale und eine Gangschaltung?
Fabian: Eine Gangschaltung haben wir nicht. Wir haben eine Direktübersetzung. Das heißt, wenn wir den Motor starten, läuft das Boot auch sofort los. Wir haben ganz normales Fußgas wie auch beim Auto. Das Interessante bzw. das Schwierige bei uns ist halt, dass wir den Motor elektrisch, hydraulisch verstellen. Das heißt, wenn wir auf der Geraden fahren, versuchen wir, maximal ein Drittel des Bootes hinten im Wasser zu haben. Ehe wir, wenn wir eine Kurve fahren, das komplette Boot mit Wasser in Berührung bringen, um eben schneller um die Kurve fahren zu können.

Netzathleten: Und so bremst man auch? Ein Bremspedal wird es im Powerboat ja nicht geben.
Fabian: Ganz genau. Ein Bremspedal gibt es nicht. Wir verringern eben die Geschwindigkeit, indem wir den Motor verstellen und mehr vom Boot ins Wasser bringen. Das bremst eben sehr stark ab.

Netzathleten: Welche Fähigkeiten muss denn ein guter Powerboat-Fahrer mitbringen?
Fabian: Er muss natürlich eine sehr gute Reaktion aufweisen. Das ist sehr wichtig, nicht nur beim Start sondern eben auch beim Ende eines Rennens. Hier muss man natürlich auch noch sehr fit sein. Ansonsten besteht eben die Gefahr, dass man sich überschlägt.

Netzathleten: Fährst Du selber auch noch?
Fabian: Ich habe zwar eine dreijährige Pause eingelegt, weil wir bei uns in Neustadt/Holstein einen Teamsitz aufgebaut haben, um ein eigenes deutsches Formel1-Team zu gründen. Da sind wir noch am Aufbau. Das Boot, mit dem ich in diesem Jahr an den Start gehen möchte, ist komplett fertig und wir probieren gerade, das Boot zeitnah zum ersten Rennen Mitte März nach Katar zu bringen, um da eben auch an den Start zu gehen zu können.

Netzathleten: Dafür wünschen wir Dir viel Glück.


Mehr Infos gibt’s unter www.formel1boot.de/

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