Marc Zwiebler im Interview - Dimitri von Paris bei Gold in London picture-alliance

Marc Zwiebler im Interview - Dimitri von Paris bei Gold in London

  • Nils Borgstedt
Badminton-Star Marc Zwiebler spricht im Interview über sein großes Hobby Musik. Warum sind Songs auf Vinyl cooler als digital? Und welchen Song würde sich Zwiebler wünschen, gewänne er in London die Goldmedaille?

netzathleten: Musik ist Dein Hobby – wie kommt’s?
Marc Zwiebler: Oh, das hat schon früh angefangen. Ich habe mir mit neun oder zehn Jahren meine erste Schallplatte gekauft. Ich habe eigentlich immer nur Schallplatten gehört und gekauft, obwohl es ja auch schon CDs gab. Durch meinen Freundes- und Bekanntenkreis habe ich immer weiter Musik gesammelt und später als Jugendlicher aufgelegt. Meistens privat, aber hin und wieder auch in ein paar Clubs. Und das mache ich heute immer noch ein, zwei Mal im Jahr.

netzathleten: Und wo kann man dich sehen beziehungsweise hören?
Marc Zwiebler: Also es kommt ja wirklich nur noch ganz selten vor, je nachdem wie es die Zeit erlaubt. Aber wenn, dann in einer Bar hier in Saarbrücken.

netzathleten: Was sind denn deine Lieblingsmusikrichtungen?
Marc Zwiebler: Ich bin eigentlich für alles offen. Ich höre viel Soul, Disco, Funk. Auch ein bisschen elektronische Musik. Eigentlich fast alles außer Charts.

netzathleten: Zeit ist ein gutes Stichwort. Wie kannst du dein Hobby Musik denn in deinen Trainingsalltag integrieren?
Marc Zwiebler: Auch ich habe natürlich den Fortschritt mitgemacht und dank i-Phone oder Laptop begleitet mich Musik schon mehr oder weniger über den Tag. Und wenn ich zu Hause bin, läuft bei mir schon die ganze Zeit irgendwas.
Wir machen außerdem zwei Mal die Woche mit der Mannschaft ein Zirkeltraining, während dessen wir auch immer Musik laufen lassen. Da stecke ich dann immer als erstes mein Handy an.

netzathleten: Das heißt, du bist für die Musik zuständig bei euch in der Mannschaft?
Marc Zwiebler: Meistens, ja. In 90% der Fälle ja.

netzathleten: Und wenn nicht, dann steckt irgendwer die Charts an, und dir vergeht…
Marc Zwiebler: Ne, ne, ne. Die Jungs haben alle einen ganz guten Musikgeschmack. Und wenn man morgens um acht ein Zirkeltraining macht, dann braucht man schon Musik, bei der etwas vorangeht, Gute-Laune-Musik. Dann wird es gleich einfacher.

netzathleten: und dann heißt es: Liegestütze im Takt.
Marc Zwiebler: Genau, Liegestütze, Sprünge und so weiter. Alles im Takt. (lacht)

netzathleten: Wenn Musik einen so großen Stellenwert bei dir einnimmt, ist sie sicherlich auch ein Teil deiner Motivation, oder?
Marc Zwiebler: Ja, schon. Allerdings habe ich jetzt kein bestimmtes Lied oder Ritual. Aber Musik hilft natürlich schon zu entspannen und abzuschalten.

netzathleten: Hast du einen Lieblingssong?
Marc Zwiebler: Nö, eigentlich nicht. Klar gibt es immer wieder Lieder, die man gerne und viel hört – gerade neue Songs, die man noch nicht kannte. Aber die ändern sich bei mir relativ schnell.


netzathleten: Gibt es auch kein Lied, das dich auf deinem Weg zu Olympia begleitet?
Mac Zwiebler: Jetzt willst du irgendwas höre, ne? Aber eigentlich kann ich dir nichts wirklich sagen. Wobei, es gibt ein paar Mixe von dem französischen DJ Keint Stikovsky, den ich bei einem Turnier in China in der Bar Rouge in Shanghai gehört habe. Diese Mixe begleiten mich auf jeden Fall schon seit längerem, auch, weil ein Mix etwa eine Stunde dauert.

netzathleten: Du bist Deutschlands erfolgreichster Badmintonspieler. Was war der schönste Moment in deiner Karriere und verbindest du ein Musikstück damit?
Ich habe ja eigentlich schon fast zwei Karrieren, die je einen Höhepunkt hatten. Zunächst natürlich die ganze Jugend bis hin zum Profi. Hier ist 2003 ein Höhepunkt, als ich die French Open gewinnen konnte. Das war das erste Mal, dass ich bei einem Turnier gewonnen habe. Dann hatte ich eine schwere Rückenverletzung und war zwei Jahre außer Gefecht. Nach der Verletzung habe ich direkt in Belgien meinen zweiten Turniersieg eingefahren. Und das war natürlich auch ein Höhepunkt. Aber natürlich prägt sich jeder Erfolg ein. Egal, ob es jetzt fünf oder sechs Deutsche Meistertitel sind, sie sind natürlich alle wichtig.

netzathleten: Und die Musikstücke zu den Erfolgen oder auch der schweren Zeit, während der Verletzung?
Marc Zwiebler: Es gibt einen, auch ein französischer Produzent, den ich recht viel gehört habe und höre. Er ist eigentlich der einzige, der mich seit 15 Jahren durchgehend begleitet: Dimitri from Paris. Von dem habe ich ungefähr alles, was es gibt.

netzathleten: Und was gefällt dir an ihm?
Marc Zwiebler: Ich mag die Mischung. Etwas elektronisch, alte Sachen neu interpretiert.

netzathleten: Du sammelst Schallplatten, das ist doch fast schon ein bisschen „out“, oder? Selbst DJs kommen immer häufiger mit ihrem Laptop…
Marc Zwiebler: Klar, digitale Musik wird immer mehr, weil es einfach bequemer ist. Ich habe natürlich auch viel Musik auf dem Computer. Allerdings muss ich sagen, dass so eine Schallplattensammlung langlebiger ist. Und man hört die Musik anders, bewusster. Man kann eben nicht wie bei digitaler Musik einfach vorspulen oder mal ein Lied weiterspringen. Platten sind einfach wertiger und es macht mir mehr Spaß Musik so zu hören. Es ist meiner Meinung nach ein größerer Musikgenuss.

netzathleten: Der Flair der Musik ist also durch die Digitalisierung ein bisschen flöten gegangen?
Mac Zwiebler: Ja, finde ich schon. Es ist bisschen schnelllebiger geworden. Man kann sich alles auf Youtube anhören oder anschauen, bei Facebook werden wahnsinnig viele Songs gepostet. Aber wenn mir ein Album wirklich gut gefällt, dann hole ich es mir auf Platte.

netzathleten: Solltest du bei Olympia Gold holen und du dürftest dir ein Lied wünschen, welches wäre es?
Marc Zwiebler: Also die Nationalhymne auf jeden Fall für den Moment. Aber zur Goldmedaillenfeier wäre es super, wenn Dimitri von Paris auflegen würde.

netzathleten: Ok, dann wissen wir hier schon mal Bescheid. Vielen Dank für das Interview und viel Glück für die Team-EM, die Olympiaqualifikation und die Spiele selbst.

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