„Klare Treffer – Das macht Spaß“ – Interview mit Susi Kentikian www.picturealliance.de

„Klare Treffer – Das macht Spaß“ – Interview mit Susi Kentikian

  • Maria Poursaiadi
Profi-Boxerin Susi Kentikian ist aktuell dreifache Weltmeisterin in der Fliegengewichtsklasse. Ihren nächsten Kampf wird die quirlige Hamburgerin mit aramäischer Abstammung am 21.10.2011 in der Brandenburg-Halle in Frankfurt a.d. Oder austragen. Wir unterhielten uns mit Susi über ihr Training und wie sie sich auf einen Kampf ganz konkret vorbereitet.

netzathleten: Susi, dem Nachrichtenmagazin „Focus“ gegenüber hast Du einen dynamischen Kampf für den kommenden Freitag versprochen. Das kann man von Dir eigentlich immer erwarten. Welche Gedanken machst Du Dir vor einem Kampf über die jeweilige Gegnerin?

Susi Kentikian: Ich beschäftige mich nur bei der Videoanalyse näher mit der Gegnerin, versuche mich mit meinem Trainer taktisch darauf einzustellen. Dann werden Sparringspartner gesucht, die dem Typus meiner Gegnerin ähnlich sind. Ansonsten konzentriere ich mich auf mich selbst.

netzathleten: Legst Du Dir bestimmte Strategien zurecht, und wie oft passiert es, dass Du dann im Ring doch improvisieren musst? Oder anders gefragt: Wie gut lassen sich Deine Gegner einschätzen?

Susi Kentikian: Das was man die ersten ein oder zwei Runden macht, nennt man den Gegner „lesen“. Ich stelle mich auf seinen Kampfstil ein, versuche vor allem die Schwächen zu entdecken, das kann beispielsweise eine falsche Fußhaltung sein oder eine fehlende Deckung...

netzathleten: Ab wann fängst Du für gewöhnlich an, Dich auf einen konkreten Gegner vorzubereiten? Ist dieses Training von der Motivation her enfacher, als normales tagtägliches Training?

Susi Kentikian: Das Basistraining dauert ca. 3-4 Wochen. Erstes Körpertraining dauert dann eine Woche lang. Dann 2 Wochen Sparring, hier wird der Kampf gegen die konkrete Gegnerin im Ring simuliert, insgesamt mach' ich 60 bis 70 Runden Sparring, manchmal mehr. Die letzten Tage vor dem Kampf gibt es nur noch leichtes Training. Ich bin fast immer so fit, dass ich mich im Basistraining nicht sehr quälen muss – und wie gesagt, ich denke daran, dass ich optimal vorbereitet bin, denke nicht soviel an die Gegnerin. Ich brauche keine Extramotivation, denn jede Gegnerin ist ernst zu nehmen, ich will meinen Ansprüchen genügen, spüre selbst, wenn noch die letzten 5 Prozent Power fehlen.

netzathleten: In einem Interview mit der Bild-Zeitung hast Du gesagt, dass Du es für wichtig erachtest, dass eine Frau sich pflegt und gut aussieht. Hast Du Dir dafür nicht den denkbar ungünstigsten Sport ausgesucht? Die Gefahr ,Verletzungen im Gesicht davon zu tragen ist ja ziemlich hoch…

Susi Kentikian: Ja, da gibt es pflegeleichtere Sportarten. Bisher habe ich aber Glück gehabt und hatte nur einen Cut am Auge. Die Nase ist auch noch gerade. Ich hoffe, das bleibt so.

netzathleten: Stellen wir uns alle Phasen eines Boxkampfes vor. Welche genießt Du am meisten?

Susi Kentikian: Ein Knock-out ist schon ein gehöriger Kick. Aber das Wichtigste ist, dass man technisch gut boxt und die Gegnerin klar trifft – auspendeln, kontern, klare Treffer, das macht Spaß.

netzathleten: Als Boxerin gehören Ausdauer und Stehvermögen zu Deinen absoluten Stärken. Wann beißt selbst die Killer Queen die Zähne zusammen? Was würdest Du als den anstrengendsten Part Deines Sports bezeichnen?

Susi Kentikian: Das Krafttraining mit Gewichten ist schon sehr anstrengend. Und 10 Runden Sparring mit Vollgas sind fast so erschöpfend wie ein echter Kampf. Im Kampf verausgabt man sich anders als im Training, da überdeckt das Adrenalin eine Menge der Schmerzen. Wie sehr es wehtut, merkt man oft erst Stunden später oder am nächsten Tag, wenn man aufwacht.

Interview von Maria Poursaiadi und Nils Borgstedt

 

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