Interview mit BMX-Fahrerin Nadja Pries Nadja Pries

Interview mit BMX-Fahrerin Nadja Pries

  • Christian Riedel
Nadja Pries holte unlängst bei der BMX-WM in Kopenhagen die Bronzemedaille im Zeitfahren. Im netzathleten-Interview spricht die 17-jährige über die WM, ihre Olympia-Chancen und warum lackierte Fingernägel zum Outfit dazu gehören.

netzathleten: Erst einmal Glückwunsch zur Bronzemedaille bei der WM. Wie hast Du den Wettkampf erlebt?
Nadja: Vor der Bahn mit dem 8m hohem Starthügel hatte ich am Anfang sehr viel Respekt, da ich aber durch meine Freundin, meinen Trainer und meine Eltern nebenher viel Ablenkung hatte, hab ich das Ganze mehr als einen Urlaub mit viel Adrenalin, Anspannung und natürlich auch der nötigen Disziplin erlebt.

netzathleten: Welche Erfahrungen nimmst Du aus Dänemark mit?
Nadja: Mit jedem Wettkampf nimmt man viel Erfahrung mit, bei der WM aber immer noch ein bisschen mehr als sonst. Außerdem gibt es mir einen zusätzlichen Schuss an Selbstvertrauen, dass ich im Zeitfahren die Schnellste meines Jahrgangs war.

netzathleten: Hast Du beim Wettkampf keine Angst?
Nadja: Normalerweise nicht. Wenn ich Angst hätte, müsste ich ja mehr gegen meinen Kopf als gegen die anderen Fahrer kämpfen. Aber ein bisschen Respekt ist natürlich trotzdem dabei.

netzathleten: Was geht Dir am Start vor dem Wettkampf durch den Kopf?
Nadja: Wenn ich am Start stehe ist es wie ein Blackout. Ich schaue nur auf die Bahn bis der Streckenposten die grüne Flagge hebt. Dann kommt das Startkommando. Der Start funktioniert automatisch, also fange ich das Denken erst nach dem Start wieder an.

netzathleten: Hast Du ein Ritual bzw. einen Glücksbringer?
Nadja: Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen bescheuert, aber ich fahre immer nur dann gut, wenn ich bunten Nagellack auf meinen Nägeln habe, der zur Hälfte schon wieder abgegangen ist. Hahaha.

netzathleten: Wie sehr muss man auch mal zwischendurch seine Ellenbogen benutzen? Kann man als faire Fahrerin überhaupt erfolgreich sein?
Nadja: In den Kurven benutzt man sie schon relativ oft. Eigentlich gibt es wenig unfaire Fahrer, da man auch mit Ellenbogen fair fahren kann, wenn man einfach nur seine Linie damit verteidigt.

netzathleten: Wie groß ist das Verletzungsrisiko, und was hast Du Dir schon zugezogen?
Nadja: Natürlich gibt es relativ oft Schürfwunden und Knochenbrüche. Das Schlimmste, das ich bis jetzt hatte, waren eine Leberprellung und Schürfwunden, also alles recht glimpflich. Allgemein ist es denke ich nicht viel schlimmer oder besser als andere Extremsportarten.

netzathleten: Wie bist Du BMX-Fahrerin geworden und hatten Deine Eltern nichts dagegen?
Nadja: Mein Bruder Timo (20), hat als wir klein waren immer drauf gedrängt, mal auf der Bahn in unserem Ort fahren zu dürfen. Anfangs war meine Mutter nicht begeistert, aber irgendwann waren wir nicht mehr „aufzuhalten“.

netzathleten: Wie schwierig ist BMX-Fahren und worauf muss man achten? Welche Talente muss man mitbringen?
Nadja: Ich denke es kommt auf die Person an, ob es ihr schwer oder leicht fällt. Allgemein denken aber viele, dass es einfach ist, weil man ja nur über Hügel fahren muss. So gesehen ist man aber auch noch lange kein Turner, nur weil man einen Handstand kann. Und manche sind auch einfach zum Radfahren geboren. Solche gibt es ja in jeder Sportart.

netzathleten: Trainierst Du auch Technik und wie sieht das dann aus?

Nadja: Natürlich. Wir trainieren sehr viel Technik. Die ist der wichtigste Grundbaustein. Kraft kann ja im Prinzip jeder trainieren. Technik trainieren wir hauptsächlich auf unserer Bahn, aber manchmal gehen wir auch „Dirts“ fahren oder trainieren auf anderen Bahnen in Frankreich oder den Niederlanden etwa.

netzathleten: Wie fängt man überhaupt an, BMX zu fahren?
Nadja: Einfach aufs Rad steigen und Losfahren. Am Anfang „rollt“ man natürlich nur über die Bahn, bis man sich dann mal an das Springen rantastet.

netzathleten: Welche Tipps gibst Du Anfängern mit auf den Weg?
Nadja: Wenn mal was nicht so klappt wie man möchte, immer weiter probieren und manchmal auch einfach den eigenen Schweinehund überwinden. Manchmal vergisst man, dass hinter den so einfach aussehenden Sprüngen oder Manuals (Fahren auf dem Hinterrad) jahrelanges Training steckt.

netzathleten: Wie sieht die Zukunft aus? Hast Du noch Chancen, bei den Olympischen Spielen in London mitzumachen?

Nadja: Mit London sieht es leider schlecht aus, weil ich dafür noch ein Jahr zu jung bin. Mein Ziel ist jedoch auf jeden Fall Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Eine Medaille wäre dann natürlich noch das „i- Tüpfelchen“ aber wer weiß was bis dahin passiert.

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