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Interview mit Edurne Pasabán – Die erste Frau auf allen Achttausendern
- Derk Hoberg
Sie hat alle 14 Achttausender bestiegen und damit eine herausragende Leistung vollbracht: Edurne Pasabán aus dem spanischen Tolosa. Doch als Bergsteigerin mit diesen Ambitionen muss man auch großes Risiko eingehen. Wir trafen die 37-Jährige Baskin in Friedrichshafen, im Rahmen einer Pressekonferenz ihres Ausrüsters. Wie kommt man auf die Idee, alle 14 Achttausender zu besteigen? Ist sie mutiger als andere Frauen? Welche Entbehrungen musste sie durchleben? Diese und andere Fragen stellten wir ihr im Interview:
Interview mit Edurne Pasabán
Más informaciones - wie der Spanier sagen würde - zu Edurne Pasabán gibt es hier
Hintergrund: Wer war die erste Frau auf allen Achttausendern?
Lange Zeit wurde in den Medien vom großen Duell zwischen der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, der Südkoreanerin Oh Eun-Sun und Edurne Pasabán berichtet. Diese drei Frauen lieferten sich angeblich ein Rennen, wer als erste Frau auf allen Achttausendern der Welt stehen würde. Scheinbar hat sich aber nur die Koreanerin wie in einem Wettlauf gefühlt, schließlich ließ sie sich mit dem Hubschrauber von Basislager zu Basislager fliegen, um möglichst viele Bergriesen innerhalb einer Saison besteigen zu können. Kaltenbrunner und Pasabán betonten hingegen immer, sie verfolgten nur ihr persönliches Ziel, alle Achttausender zu besteigen. Wenn dabei der Titel als erste Frau mit allen Gipfeln herausspränge, hätte sich aber wohl keine der beiden gewehrt.
Kaltenbrunner scheiterte 2010 zwei Mal am K2, dem zweithöchsten Berg der Erde. Es ist der letzte Gipfel, der ihr noch fehlt. Edurne Pasabán bestieg mit dem Shishapangma am 17. Mai 2010 ihren 14. und letzten Achttausender. Damit gilt sie derzeit offiziell als erste Frau, die auf allen Achttausendern stand.
Die Koreanerin Oh Eun-Sun schien zunächst die erste gewesen zu sein, allerdings ist ihre Vorgehensweise mehr als umstritten. Ihre Aufstiege erfolgten häufig weder im alpinen Stil und zwei ihrer Gipfelerfolge sind mit künstlichem Sauerstoff zu Stande gekommen. Zudem wird Eun-Suns letzte Besteigung als „angefochten“ in der offiziellen Statistik geführt. Es ist bis heute nicht klar, ob sie 2010 wirklich auf dem Gipfel des Kangchendzöngas stand. Die damals gemachten Fotos geben keinen Aufschluss darüber.
Auch Pasabán benutzte künstlichen Sauerstoff, als sie 2001 zum ersten Mal den Everest bestieg und 2009 den Kangchendzönga. Insofern gibt es derzeit wohl noch keinen wahren Sieger in diesem „Duell“. Auch wenn Edurne Pasabán sicher den moralischen Vorteil auf ihrer Seite hat und nachweislich auf allen Gipfeln stand. Außerdem plant sie, zumindest den Everest nochmals anzugehen – diesmal ohne Sauerstoff. Einfach um diesen „Makel“ in ihrem Gipfelbuch zu beseitigen.
Lachende Dritte in diesem Duell, das laut der beiden Europäerinnen ja gar kein Duell sein soll, könnte letztlich Gerlinde Kaltenbrunner werden, die ihre bisher 13 Gipfelerfolge allesamt ohne künstlichen Sauerstoff erreicht hat. Sollte sie den K2 bald bezwingen, wäre sie zumindest die erste Frau, die die 14 Achttausender komplett ohne die Verwendung von künstlichem Sauerstoff bestiegen hat.