Über Profisport und Kinderglück: MTB-Star Guido Tschugg im IBC-Interview mtb-news.de

Über Profisport und Kinderglück: MTB-Star Guido Tschugg im IBC-Interview

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Er gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten MTB-Fahrern Deutschlands. Als einer der Wenigen genießt er das Privileg, ein Red Bull Athlet zu sein. Guido Tschugg ist definitiv eines der besten Aushängeschilder, die der deutsche Mountainbikesport zu bieten hat. Wir haben ihn auf seinem abgelegenen Bauernhof in Oberbayern besucht und mit ihm einen seiner “ganz normalen” Arbeitstage verbracht. Im IBC-Interview erzählt uns Guido, wie er es zum MTB-Profi geschafft hat und was sich im 4Cross-Sport noch alles ändern muss. Viel Spaß beim Lesen.

MTB-News: Guido, stell dich unseren Usern doch bitte kurz selbst vor!
Guido: Ich bin Guido Tschugg, bin 34 Jahr alt, nicht verheiratet, aber fest vergeben, habe eine Tochter, die ein halbes Jahr alt ist, und bin MTB-Profi in den Disziplinen 4Cross und Freeride. Ich fahre seit 1997 MTB, zuvor bin ich BMX-Rennen gefahren. Seit 2000 bin ich MTB-Profi.

MTB-News: Erkläre uns doch bitte, was deine Tätigkeiten als MTB-Profi sind.
Guido: Da der 4Cross-Sport nicht so populär ist, besteht meine Tätigkeit aus vielen Dingen drum herum. Es ist bei mir leider nicht so wie bei einem Fußballspieler, der sich voll und ganz auf sein Training konzentrieren kann. Ich muss neben meinem Training und der Vorbereitung auch noch Räder aufbauen und mich um die Zufriedenheit meiner Sponsoren kümmern. Das heißt Produkt- und Magazinshootings machen und neue Produkte testen. Neben den Produkttests, bin ich auch maßgeblich in die Weiterentwicklung neuer Produkte involviert. So gebe ich beispielsweise Feedback, über die Stoffqualität und die Zuschnitte von Klamotten, an Maloja. Ich versuche meinen Sponsoren mit meinen Erfahrungen weiter zu helfen um auf diesen Gebieten voran zukommen. Man darf aber nicht vergessen, dass ich nebenbei noch trainieren und Rennen fahren muss, ganz zu schweigen davon, einfach überall erfolgreich zu sein.

MTB-News: Kannst du uns etwas über deinen Einstieg in den Profi-Sport erzählen?
Guido: Ich habe damals mit BMX-Rennen angefangen. Dort starten acht Mann gegeneinander. Diese Art von Wettkampf hat mir schon immer gut gefallen. Nur durch Zufall bin ich dann zum MTB-Sport gekommen. Ein Freund wollte mich mit auf ein Rennen nehmen und war der Meinung, dass es dort riesig Spaß machen würde. Es handelte sich um den Downhill Welt Cup in Kaprun. So habe ich MTB-Luft geschnuppert und das hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Kurz darauf hat mich Marian Thoma zu Dynamics gebracht. Die haben mich prompt mit ihren Mountainbikes ausgestattet und mir sogar ein eigenes BMX geschweißt. Daraufhin bin ich gleich Deutscher Meister im Dual-Slalom und Deutscher Vizemeister im Downhill geworden. Kurz danach habe ich mich entschieden den BMX-Sport an den Nagel zu hängen, um mich voll und ganz dem Mountainbike-Sport widmen zu können. Ein Jahr später bin ich Zweiter im Welt Cup, Europa Vizemeister und Deutscher Meister im Dual Slalom geworden.


MTB-News: Stimmt es, dass du eine Zeit lang in der Sportförderkompanie warst?
Guido: Nein, das stimmt so nicht. In die Sportförderkompanie kommt man nur, wenn man eine olympische Sportart ausübt. Unser damaliger Ansprechpartner beim BDR sagte mir aber, dass er mich dort hineinbringen würde. Daraufhin habe ich mich sofort für zwei Jahre verpflichtet. Leider durfte ich dann aber nicht in die Sportförderkompanie. Zum Glück hatte ich einen Kumpel, der mir eine super Stelle in einer anderen Einheit verschafft hat. Hier hatte ich erstklassige Arbeitszeiten, die mir mein intensives Training ermöglicht haben. Außerdem habe ich für die Europameisterschaft, für Welt Cup Rennen und für die Deutsche Meisterschaft Sonderurlaub bekommen. Das war sozusagen eine Art halber Profistatus und ein großer Schritt in Richtung Profi-Karriere. Darauf hin habe ich nochmals um zwei Jahre verlängert. Im Jahr 2000 hat mir dann der Eberhard Beez (iXS Sports Division), damals war er bei Wheeler, ein festes Gehalt angeboten, sodass ich Voll-Profi werden konnte. Er hat mir das Ganze überhaupt erst ermöglicht. Ja, und seit dem bin ich eben Profi.

MTB-News: Kannst bzw. möchtest du uns sagen wie gut oder wie schlecht man vom Beruf MTB-Profi leben kann?
Guido: Gut, dass dieses Interview kein Video ist, sonst hätte sich die Frage ohnehin schon erledigt. (Guido lacht und schaut über seinen Bauernhof auf das dahinter liegende Alpenpanorama) Na ja, man wird sicherlich nicht reich davon und es ist auch nicht so, dass man damit richtig Geld macht. Aber dank meines guten Status, der vielen Sponsoren mit denen ich jahrelang sehr gut zusammenarbeite und meiner Erfolge, denke ich schon, dass ich ganz gut verdiene. Dennoch kann ich mich nach meiner Profi-Kariere nicht zur Ruhe setzten, sondern muss wieder ganz normal arbeiten gehen. Ich habe mir schon ein kleines Polster auf die Seite arbeiten können, aber ich werde auf jeden Fall wieder arbeiten gehen müssen.

MTB-News: Bereust du es manchmal, diese berufliche Laufbahn eingeschlagen zu haben?
Guido: Nein

MTB-News: Auch in Hinsicht auf das hohe Verletzungsrisiko und die eventuelle Berufsunfähigkeit nicht?
Guido: Ich hatte diese Diskussion vor drei Jahren bereits mit meiner Freundin. Die Überlegung war, mit dem Profi-Sport aufzuhören, eine Familie zu gründen und einem normalen Job nachzugehen. Letztendlich sind wir aber zu dem Ergebnis gekommen, dass ich den Sport zwar nicht mehr professionell betreiben würde, in meiner Freizeit aber dennoch MTB und Motocross, im Winter Ski, fahren würde. Da ich dann aber von Montag bis Freitag arbeiten müsste, würde ich diesen Hobbys am Wochenende nachgehen und hätte somit noch weniger Zeit für die Familie. Momentan gehören diese Hobbys zu meinem Trainingsplan und somit zu meiner Arbeitszeit. Es kommt auch noch hinzu, dass ich nicht so hart trainieren muss, wie beispielsweise ein Triathlet. Somit bekomme ich alles zeitlich ganz gut auf die Reihe. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass ich auch noch andere Arbeiten verrichten muss, wie z. B. Pressearbeit. Es bringt mir nichts, wenn ich noch so gut fahre, es aber niemand mitbekommt. Um mir ein weiteres Standbein aufzubauen und um für bessere Strecken zu sorgen, habe ich auch angefangen Strecken zu bauen. Somit habe ich einen weit gefächerten Beruf, der mir sehr viel Spaß macht.


MTB-News: Was war denn deine schlimmste Sportverletzung und wie weit hat sie dich in deiner Karriere zurückgeworfen?
Guido: Verletzungen hatte ich Gott sein Dank noch nicht so wirklich viele. Außerdem hatte ich nach Verletzungen bisher immer die besten Ergebnisse. So auch vor sieben Jahren, als ich mir im Herbst beim Motocross fahren das Fußgelenk zertrümmert habe. Die Ärzte gaben mir eigentlich alle schlechte Prognosen. Dennoch habe ich den gesamten Winter hart trainiert und konnte den ersten World Cup im Frühjahr sogar gewinnen. Auch beim Adidas Slopestyle in Saalbach bin ich einmal schwer gestürzt und musste bewusstlos ins Krankenhaus gebracht werden. Nachdem ich am darauffolgenden Mittwoch entlassen wurde, ging es gleich weiter in die USA zum World Cup. Dort belegte ich, eine Woche nach dem Sturz in Saalbach, schon wieder Platz zwei hinter Brian Lopes. Manchmal ist ein Sturz eine Art „Reset-Knopf“, der einem wieder bewusstmacht, dass es Zeit wird, sich wieder neu zu konzentrieren und zu strukturieren. Letzes Jahr hatte ich ja auch eine Verletzung, deshalb glaube ich, dass diese Saison wieder erfolgreich wird.

MTB-News: Guido, im Vergleich mit anderen World Cup Fahrern bist du erstens nicht mehr der jüngste, und bist zweitens seit kurzem auch Vater. Ist deine Risikobereitschaft dadurch zurückgegangen?
Guido: Bis jetzt hat der Kopf zum Glück noch nicht so richtig eingeschaltet. Sobald das der Fall seien sollte, und ich Angst vor Hindernissen oder Verletzungen verspüre, ist es an der Zeit zurückzutreten. Dann macht es einfach keinen Sinn mehr noch World Cup Rennen zu fahren. Das ist bis jetzt aber noch nicht der Fall. Ich überlege mir vorher, ob ich etwas mache oder nicht und wenn ich mich dafür entscheide, ziehe ich es auch durch. Das war vor sieben Jahren schon so und das hat sich bis heute nicht geändert. Mein Vorteil heutzutage ist jedoch der, dass ich über sehr viel Erfahrung verfüge und Risiken besser einschätzen kann. Das war sicherlich auch der Grund dafür, dass ich die Rampage in Utah sturzfrei bewältigt habe. Außerdem kommt mir zugute, dass ich negative Erlebnisse sehr gut verarbeiten kann. Vor ein paar Jahren ist mein bester Kumpel beim Motocross fahren schwer gestürzt und hat sich das Genick gebrochen. Ich habe ihn jede Woche im Krankenhaus besucht und hab sein Leid am eigenen Körper miterlebt. Dennoch musste ich am Wochenende wieder vollkonzentriert und fit beim World Cup an den Start gehen. Das war eine schwere Zeit, die mir aber auch bewusstgemacht hat, dass diese Verletzungen in unserem Sport einfach allgegenwärtig sind. Nach so einer Geschichte geht man wieder mit mehr Respekt an die ganze Sache und überlegt, welche Risiken vertretbar sind und welche nicht seien müssen. Was meine Tochter angeht, beeinträchtigt mich das nicht in meiner sportlichen Leistung. Wenn ich am Start stehe, denke ich natürlich an sie, aber dann eher deshalb um mich selbst zu motivieren. Da ich ein Racing-Typ bin, vergesse ich ohnehin alles um mich herum, sobald das Startgatter fällt.

MTB-News: Geht durch deine neue Vaterrolle einiges an Trainingszeit verloren?
Guido: Ich trage ja jetzt immer die Windeln die Treppen hoch und runter, das ist auch ein super Training. Nein, im Ernst, eigentlich beeinträchtigt mich das nicht. Ich habe es im Frühjahr immer so gehandhabt, dass ich eine Woche zum Training in den Süden gefahren bin und eine Woche Zuhause war. Das hat eigentlich ganz gut funktioniert. Außerdem habe ich ja alle Trainingsmöglichkeiten rund um mein Haus. Ich habe einen Pumptrack, eine Startgrade mit Startgatter und eine 4Cross Strecke, das erspart mir viel Fahrerei und lässt mehr Zeit für meine Tochter übrig.


MTB-News: Wie lang möchtest du deine Profi-Kariere noch fortsetzen, gibt es schon Pläne für den Ausstieg?
Guido: Mein Plan war eigentlich, 2012 bei der Weltmeisterschaft in Leogang, auf der von mir gebauten Strecke, zum Abschied einmal die WM zu gewinnen. Das wäre der beste Abgang, den ich mir vorstellen kann. Ein bis zwei Jahre sollten im 4Cross aber auf jeden Fall noch drin sein. Solange ich noch in den Top Ten mitmischen kann, ist alles bestens. Sobald das nicht mehr geht, wird es Zeit aufzuhören. Ich werden dem Sport aber nicht von einem Tag auf den Anderen den Rücken zukehren. Ich möchte nach wie vor MTB fahren und mit meinen Sponsoren zusammenarbeiten. Wahrscheinlich werde ich mich dann auf den Freeride-Bereich konzentrieren.

MTB-News: Welche berufliche Laufbahn strebst du nach dem Aus im Profi-Radsport an?
Guido: Da ich ja Heizungsbauer gelernt habe, werde ich wahrscheinlich wieder in den Beruf zurückgehen. Nein, Spaß beiseite. Ich habe mir über die Jahre hinweg so viele Kontakte aufgebaut, so dass sich da mit Sicherheit immer irgendetwas ergeben wird. Was ich sicher nicht machen werde, ist ein Büro-Job, in dem ich von Montag bis Freitag vor dem PC sitzen muss. Bevor ich so einen Job mache, baue ich lieber Strecken und sitze den ganzen Tag im Bagger. Ich möchte einfach in der Natur sein und versuche das mit einer lukrativen Tätigkeit zu kombinieren. Das Streckenbauen ist ja schon ein guter Anfang. Es muss einfach eine gute Mischung sein, aus Events organisieren, Strecken bauen, Bikes und Material testen, auf Messen sein usw. Bei Ghost und Red Bull habe ich schon diverse Angebote bekommen, wobei ich für Red Bull bereits das Shape Camp organisiere. Das sind zwar bis jetzt nur kleine Sachen, aber das werde ich dann eben ausbauen.

MTB-News: Also wirst du dem Sport auch nach dem Ausstieg erhalten bleiben?
Guido: Japp

MTB-News: Wenn du nicht mehr aktiv im 4Cross World Cup agierst, würdest du dir dann einen solchen als Liveübertragung ansehen?
Guido: Ja, auf jeden Fall. Als ich letztes Jahr verletzt war, habe ich mir die Übertragungen auch schon angesehen. Es interessiert mich einfach, was in „meinem“ Sport passiert. Außerdem wird es interessant sein zu sehen, wie sich die Fahrer, mit denen ich auch schon Rennen gefahren bin, weiterentwickeln.

MTB-News: Guido wie kommt es, dass ihr so abgeschieden, mitten im nirgendwo auf einem Bauernhof lebt?
Guido: Ich wollte einfach geheim trainieren, so dass es keiner mitbekommt (Guido lacht).

MTB-News: Weshalb sieht man dich so selten auf nationalen 4Cross Rennen wie dem SDC oder MDC?
Guido: Zum einen überschneiden sich die Termine oft mit internationalen Rennen wie den World Cups, zum anderen habe ich einfach die Erfahrung gemacht, dass es mir ganz gut tut, wenn ich nicht jedes Wochenende von Rennen zu Rennen hetze. Der Körper braucht eben auch seine Regenerationsphasen um Leistung zu bringen. Zudem habe ich noch viele andere Termine wie z. B. Fotoshootings, die auch meistens am Wochenende stattfinden. Ein weiterer Grund ist die fehlende Medienpräsens bei diesen Rennserien. Es bringt mir und meinen Sponsor einfach nichts, wenn ich beispielsweise einen MDC gewinne, von dem Sieg anschließend aber nichts zu lesen ist.

MTB-News: Ist das auch der Grund dafür, dass du keine DH-Rennen mehr fährst?
Guido: Ja, auf jeden Fall. Früher bin ich ja auch noch Slopestyle Wettbewerbe mitgefahren. Aber es haben sich einfach alle Sportarten so eigenständig weiterentwickelt, dass man sich für eine Disziplin entscheiden musste, um weiterhin vorne mitfahren zu können. Letztes Jahr bin ich bei einem DH-Rennen an den Start gegangen, und das hat sich gleich böse gerächt, indem ich mir den Fuß gebrochen habe. Prinzipiell habe ich aber schon Lust darauf, DH-Rennen zu fahren. Das kann ich aber auch noch machen, wenn ich nicht mehr aktiv im 4Cross World Cup mitfahre. Was ich evtl. dieses Jahr fahren möchte, ist die Deutsche Downhill Meisterschaft in Bad Wildbad.


MTB-News: Wie bewertest du die momentane Entwicklung im 4Cross-Sport?
Guido: Man hört von allen Seiten, dass im 4Cross die Luft raus sei. Die UCI schiebt das auf die Sponsoren und die Zuschauer, da diese angeblich kein Interesse mehr am 4Cross-Sport hätten. Ich denke aber, dass das Problem bei der UCI selbst liegt, und die einfach keine Lust mehr auf 4Cross haben. Die UCI versucht ja schon seit längerem den 4Cross Modus umzustrukturieren oder ihn gar ganz abzuschaffen. Meiner Meinung nach liegen die Gründe für das fehlende Zuschauerinteresse bei ganz anderen Dingen. Zum einen werden die Rennen immer mehr auf der Startgrade entschieden. Nach der ersten Kurve reiht sich das Fahrerfeld hintereinander ein und fährt den Lauf so ins Ziel. Der Zuschauer bekommt daher wenig Action und wenig Überholmanöver zu sehen. Außerdem kommt dazu, dass ein 4Cross Fahrer 80 % seines Trainings im Fitnessstudio absolviert und nur 20 % auf dem Rad, aber das ist ja nicht Sinn einer Radsportart. Um den Sport wieder attraktiver zu machen, müsste man die Strecken einfach jedes Jahr verbessern. Stellen, an denen es keine Überholmöglichkeiten gab, müssen herausgenommen oder verändert werden. Wenn die Strecken spektakulärer werden, kommen die Zuschauer von selbst. Das beweisen ja auch die Sportarten Boarder-Cross oder Skier-Cross, die bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver die Publikumsmagnete waren. Es liegt im 4Cross daher nicht am Format, sondern an der Umsetzung und der Vermarktung.

MTB-News: Guido, kannst du uns bitte ein paar Worte zu deinem Trainingsplan sagen?
Guido: Ja, meinen Trainingsplan kann ich euch schon recht genau erläutern. Ich mache den zwar nicht so strikt wie beispielsweise der Johannes, auch habe ich keinen Trainer, aber ich habe eine Zeit lang über das Trainingscenter von Red Bull trainiert, und konnte dort viel Erfahrung sammeln. Leider gab es dort „nur“ allgemeine Trainer und keinen speziellen 4Cross-Trainer. Deshalb habe ich mir dann meinen Trainingsplan selber zusammengestellt. Im Winter mache ich viel Ausdauer-Training auf dem XC-Bike oder auf dem Ergometer. Ins Fitnessstudio gehe ich nicht so oft, dort mache ich nur das Nötigste wie z. B. Kniebeugen sowie Rumpf- und Stabilisationsübungen und natürlich sehr viel Schnellkraft-Sachen. Allgemein fahre ich sehr viel Motocross und versuche einfach viel auf dem Bike zu sitzen. Grade jetzt, wenn es auf die Rennsaison zugeht, mache ich eigentlich nur noch Starts. Ich habe in der Vergangenheit einfach die Erfahrung gemacht, dass es für mich mehr Sinn macht, wenn ich meinen Trainingsplan recht locker angehe und einfach das mache, was mir Spaß macht, wie z. B. Motocross fahren.

MTB-News: Gibt es denn eine Sportart, in der du lieber Profi wärst als im 4Cross-Sport?
Guido: Ja, ich wollte eigentlich immer Motocross-Profi werden. Jetzt bin ich eben MTB-Profi, im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es sicherlich die bessere Entwicklung war. Nicht nur wegen des Rennstresses, der beim Motocross deutlich höher ist, auch wegen der Verletzungsrisiken, welche beim Motocross auch höher sind als im MTB-Sport.


MTB-News: Hast du in der MTB-Szene eine Vorbildfunktion und wie handhabst du diese Vorbildfunktion?
Guido: Ich denke schon, dass ich grade für Kids und junge Leute ein Vorbild bin. Unter anderem auch, da ich ein Allrounder bin und neben 4Cross auch bei Wettkämpfen wie dem Rampage an den Start gehe. Ich mache eben viele Sachen rund ums MTB-fahren. Da ich neben meinen sportlichen Aktivitäten auch noch Strecken baue und Events wie das Shape Camp oder die X-Mas-Jam organisiere, schätze ich schon, dass viele junge Leute zu mir aufschauen.

MTB-News: Was hältst du von der aktuellen Diskussion über eine Protektorenpflicht, und davon, dass Profi-Fahrer als Vorbilder Protektoren tagen sollten?
Guido: Wenn es zur Pflicht wird, dann wird es eben zur Pflicht. Dann müssen es nicht nur die Kids machen, sondern auch wir. Welche Schutzausrüstung man anzieht, muss aber letztendlich jeder Fahrer für sich selbst entscheiden. Ich fahre auch nur Knieschoner, Neckbrace und einen Full-Face-Helm, einen Rückenprotektor ziehe ich nicht an. Ich denke, das ist ähnlich wie mit dem Rauchverbot. Wenn ich Raucher wäre, würde mich das Rauchverbot ärgern. Da es aber Vorschrift ist, muss man sich daran halten, und es muss von den Besitzern der Kneipen durchgeführt werden. Wenn es keine Vorschrift gibt, und niemanden, der für die Durchführung verantwortlich ist, dann kann man so etwas nicht umsetzen. So ist das auch mit der Protektorenpflicht, es muss dann auch jemanden geben, der die Pflicht überwacht und die Einhaltung einfordert. Wenn das heißt, dass auch wir dann Rückprotektoren tagen müssen, dann müssen es ja alle tun, auch ein Jared Graves, und somit haben wieder alle die gleichen Chancen und keiner ist benachteiligt. Da es bei uns um zehntel Sekunden geht, und der Start so entscheidend ist, behindert uns jedes kleine Gramm, das wir zusätzlich am Bike, oder eben auch am Körper mit uns tragen müssen. Prinzipiell bin ich aber kein Gegner von Protektoren, ganz im Gegenteil, beim Motocross fahren trage ich auch immer alle Protektoren.

MTB-News: Die wichtigste Frage zum Schluss. Du bist ja schon seit längerem vergeben, wann läuten die Hochzeitsglocken?
Guido: Also meine Freundin hat mir vor ein paar Jahren mal gesagt, dass sie nicht heiraten möchte, darum habe ich sie bisher auch noch nie gefragt. Gut jetzt haben wir unsere Tochter, ob sie nun anders darüber denkt, weiß ich nicht. Dass das allein ein Grund zum Heiraten ist, glaube ich aber nicht. Zum anderen habe ich das Gefühl, dass Hochzeiten immer so sind, wie es die Familie, die Freunde und Verwandte gerne hätten. Also immer in der Kirche mit allem Drum und Dran. Aber warum soll ich in der Kirche heiraten, wenn ich das ganze Jahr über nie in die Kirche gehe? Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht gläubig bin, sondern einfach damit, dass mir dafür die Zeit fehlt. Beten kann ich auch, wenn ich mal meine Ruhe habe, abends im Bett oder wenn ich auf Reisen bin. Dafür muss ich nicht direkt in die Kirche gehen. Warum sollte ich daher in der Kirche heiraten? Nur weil das so üblich ist? Nein, das ist nichts für mich. Wenn ich einmal heirate, dann irgendwo, ganz allein, nur mit meiner Freundin und meiner Kleinen. Wenn ich dann zurückkomme, bin ich einfach verheiratet und mache ich eine riesen Party, so, wie ich es sonst eben auch mache, wenn es etwas zu feiern gibt. Aber nur eine Hochzeit zu machen, damit alle andern zufrieden sind, das würde ich nicht machen.

MTB-News: Guido, vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Guido: Ich möchte natürlich meinen Sponsoren danke sagen, die wie folgt wären: Ghost, Red Bull, Paul Lange – Shimano, Maloja, Syntace, Michelin, Adidas Eyewear, Leat Brace, iXS und Marzocchi

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