Das Doppelinterview - die BBL-Spieler Oskar Faßler und Oliver Clay Thewalt

Das Doppelinterview - die BBL-Spieler Oskar Faßler und Oliver Clay

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Oskar Faßler (22 Jahre) und Oliver Clay (23 Jahre) gehen seit einigen Wochen für TBB Trier in der Beko BBL auf die Jagd nach Körben und Siegen. Im ausführlichen Doppel-Interview erzählen sie von ihren Wegen zum Basketballprofi, sprechen über Zweifel, Verletzungen, Ziele und Erwartungen. Außerdem schwärmen sie von ihrem Headcoach Henrik Rödl und erzählen Geschichten aus ihrer Berliner Zeit.

Oskar Faßler, genannt „Ossi“, und Oliver Clay, genannt „Oli“, überzeugen. Sie überzeugen auf dem Parkett der Beko BBL, wo sie sich bisher als absolut bundesligatauglich präsentieren, aber auch im exklusiven Interview mit CROSSOVER in der Arena Trier. In einer knappen Dreiviertelstunde präsentieren sich der 22-jährige Faßler und sein 23-jähriger Teamkollege Clay nicht nur als aufgeschlossene, freundliche Profis ohne Allüren, sondern demonstrieren eindrucksvoll, dass sie nicht nur auf dem Spielfeld harmonieren. Die beiden gebürtigen Berliner verstehen es zu scherzen, sind beide allerdings ebenso in der Lage wie willens, ernste Fragen mit gebührendem Nachdruck und Umfang zu beantworten.

Sowohl der 1,98 Meter große Shooting Guard Faßler, der auch als Point Guard und Small Forward eingesetzt werden kann, als auch der 2,06 Meter große Oliver Clay, der als Power Forward und Center spielt, kommen bisher von der Bank ins Spiel, um der ersten Garde von TBB Trier wichtige Verschnaufpausen zu garantieren und neue Energie in die Partie zu bringen. Für die mit zwei Siegen aus vier Spielen gestarteten Trierer kommt Faßler bisher auf Werte von 7,5 Punkte und 2,3 Rebounds pro Spiel bei einer Wurfquote von 50 Prozent aus dem Feld und rund 20 Minuten Spielzeit im Schnitt. Clay durfte bisher knapp sieben Minuten pro Partie ran und kommt auf durchschnittlich 3,3 Punkte und 2 Rebounds.

Beide Spieler sind definitiv noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen und ließen bei ihren bisherigen Auftritten viel Potential erahnen. Zusammen mit Philip Zwiener und Dragan Dojcin folgten die beiden Youngster dem Ruf Henrik Rödls und wechselten von der Spree an die Mosel (Oskar Faßler spielte zum Ende der vergangenen Saison für einige Wochen in Jena und Weißenfels und beendete die Saison 2009/2010 nicht in Berlin), um hier in neuen Rollen viel Spielzeit und Verantwortung übertragen zu bekommen.

CROSSOVER: Wie hat Eure Basketballkarriere begonnen?
Oliver Clay: Ich habe vorher schon andere Sportarten gemacht, aber mein zwei Jahre älterer Bruder hat damals schon gespielt. Mit acht, neun Jahren habe ich angefangen. Vorher hatte ich Judo und Fußball ausprobiert. Mein Bruder hat mich also mehr oder weniger zum Basketball gebracht.

Oskar Faßler: Bei mir hat es auch mit acht Jahren angefangen. Vorher habe ich ein halbes Jahr Fußball und Handball ausprobiert. Mein Vater hatte eine Schul-AG, weil er als Sportlehrer arbeitet. Da bin ich nach der Schule immer hingegangen, um mit den Jungs da Basketball zu spielen. Dann ging es recht schnell. Ich bin in einen Verein eingetreten und so dann zum Basketball gekommen.

Wie ging es dann weiter?
OC: Man hatte viele Freunde, die auch alle Basketball gespielt haben. Es war der ganze Freundeskreis, der Basketball gespielt hat. Wenn man so jung ist, spielt man ja nicht nur in der Halle, sondern auch in der restlichen Freizeit auf Freiplätzen und im Hinterhof. Man spielt rund um die Uhr. Es hat sich mehr und mehr entwickelt. Irgendwann wird man von Trainern angesprochen und ins Training eingeladen.

OF: (nickt und lacht)

Was ist das Besondere an einem Job als Basketballprofi?
OF: Ich denke, dass es ein privilegiertes Leben ist. Man kann viele Sachen machen, die andere Leute so nicht machen können, allein weil man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Es ist ein Luxus, den man hat, weil ich alles, was ich in Sachen Basketball mache, mit Spaß verbinde. Das ist ein wichtiger Punkt für mich, über den ich froh bin. Deshalb werde ich auch versuchen, das so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

OC: Das sehe ich auch so. Es ist perfekt, mit seinem Hobby Geld zu verdienen. Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die acht Stunden am Tag arbeiten müssen. Bei uns ist es zwar auch anstrengend, aber es sind oft nur zwei mal zwei Stunden. Außerdem ist es, wie Ossi schon gesagt hat, so dass wir es eben mit viel Spaß machen und das vielleicht der größte Unterschied ist.

Ihr seht also keine Einschränkungen oder Punkte, in denen es der Normalbürger besser hat als ein Profibasketballer?
OC: Als Basketballer musst Du sehr flexibel sein, Du hast viele Vorgaben. Du hast Auswärtsspiele, musst machen, was der Trainer von Dir verlangt. Manchmal musst Du daher zu Zeiten irgendwohin, wo der Normalbürger längst frei hätte und seinen Feierabend genießen könnte. Du hast dann aber Überstunden zu machen.

OF: Man lebt einfach einen anderen Alltag. Wir gehen nicht um 8 Uhr zur Arbeit und kommen um 16 Uhr zurück und sind dann zuhause im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Bei uns ist das alles verschoben: Du gehst um 21 oder 22 Uhr aus der Halle, hast trainiert, gehst etwas Essen, triffst Dich vielleicht noch mit ein paar Kumpels. Das wirkt sich eben auf Deinen Alltag aus. In Berlin hatten manche Freunde unter der Woche nie Zeit, wobei wir unter der Woche eher Zeit hatten und am Wochenende unsere Spiele. Das ist die einzige echte Einschränkung, würde ich sagen.


Wie habt ihr es bisher geschafft, Schule und Ausbildung mit Basketball zu kombinieren?
OC: Ich habe ganz normal die Schule besucht, aber kein Abitur gemacht. Danach habe ich einige Dinge ausprobiert. Ich war nicht von Anfang an Profibasketballer. Das war bei Oskar ein bisschen anders. Zum Glück habe ich durch meinen vorigen Verein eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann angeboten bekommen und diese in den letzten Jahren absolviert. Das war sehr gut für mich, denn so konnte ich Basketball spielen und meinen Abschluss machen. Solche Angebote gibt es mittlerweile ziemlich häufig und für mich war das perfekt.

OF: Ich war auf dem Gymnasium, habe aber mein Abitur nicht gemacht. Dadurch dass ich schon recht früh einen Profivertrag mit Alba unterschrieben habe, damals mit 17 Jahren, war ich sehr in Basketball eingebunden. Wir sind auch unter der Woche viel verreist, haben in der Europaliga gespielt. Meine Fehlzeiten haben sich so gehäuft, dass ich einfach nicht mehr mit dem Stoff hinterherkam. Damals habe ich mich entschieden, nach der 12. Klasse abzugehen und hatte dann meine „Theoretische Fachhochschulreife“ erlangt und noch ein Praktikum drangehangen. Jetzt habe ich die Fachhochschulreife und kann damit später, wenn ich Lust und ein bisschen mehr Zeit habe, an der Fachhochschule studieren und bin ganz glücklich darüber, diese Lösung gefunden zu haben.

Wie haben Eure Freunde und Eure Familien bisher auf Eure Entscheidungen reagiert?
OF: Meine Familie hat mich immer in dem unterstützt, was ich gemacht habe. Natürlich ist man in einem bestimmten Alter aber auf die Schule angewiesen, das heißt, wenn ich in der Schule miese Noten bekommen habe, war meine Mutter die Erste, die gesagt hat: ‚Du kannst jetzt nicht ins Training gehen, Du musst lernen‘. Meine Eltern haben mir klar gemacht, dass ich einen bestimmten Abschluss brauche, um ein zweites Standbein zu haben. Das ist eine Sache, die ich verinnerlicht habe. Jeder weiß, dass Basketball eine wunderschöne Sache ist, aber durch Verletzungen und andere Sachen kann es auch ganz schnell vorbei sein. Deshalb war es wichtig für mich, einen Abschluss zu machen, auch weil ich mich jetzt voll auf Basketball konzentrieren kann.

OC: Da kann ich mich nur anschließen. Meine Mutter hat mir immer den Rücken gestärkt, aber mich auch nie zu Irgendetwas gezwungen, wie das vielleicht bei anderen, verrückten Müttern ist. Sie hat mir immer viele Freiheiten gelassen, auch wenn ich zum Beispiel mal keine Lust auf Training hatte. Die Einzige, die ich kenne, die immer sagt: ‚Pass auf mit Verletzungen und so‘, ist meine Oma, aber das ist eben auch nur meine Oma (lacht lauthals). Ansonsten finden meine Familie und meine Freunde es eher cool, dass sie einen haben, der in der ersten Liga spielt und stehen auf jeden Fall hinter mir.

Was sind abgesehen vom sportlichen Talent die wichtigsten Eigenschaften, um auf dem Weg zu bleiben und ein gewisses Niveau überhaupt zu erreichen?
OC: Ganz oben steht auf jeden Fall der Ehrgeiz. Ich habe schon viele Spieler gesehen, die wegen mangelndem Ehrgeiz auf der Strecke geblieben sind. Außerdem musst Du damit klar kommen, auch mal vom Trainer angeschrien zu werden. Es gibt aber zu viele Spieler, die denken: ‚Nein, das muss ich mir nicht geben‘, und gehen dann nach Hause. Aber so ist Basketball, der Trainer ist der Chef, und Du musst auch mal einstecken können. Spaß muss immer dabei sein, aber der Spaß kommt hoffentlich von alleine, denn sonst würde man kein Basketball spielen (lacht).

OF: Wenn man sich bestimmte Ziele setzt und hart genug dafür arbeitet, dann denke ich auch, dass man diese Ziele erreichen kann. Das kann ich jedem, der ambitioniert Basketball spielt, nur so sagen: Wer hart an sich arbeitet, wird seine Ziele auch umsetzen können.


Gab es bisher Punkte, an denen Ihr echte Zweifel hattet und vor dem Aufgeben wart?
OF: Ich persönlich hatte schon ein-, zweimal solche Punkte, wo ich ein bisschen gezweifelt habe. So etwas ist mit negativen Erfahrungen verbunden, die man gemacht hat, aber damit kommen wir auch zu meiner vorigen Antwort zurück. Ich dachte mir dann: ‚Ja, Du machst grad eine harte Phase durch, aber andererseits weißt Du, warum Du das machst und deshalb musst Du jetzt dranbleiben‘. Im Rückblick sind aber diese harten Phasen unheimlich wertvoll. Ich hatte eine Zeit, da musste ich wegen einer Knieverletzung vier Monate pausieren. Die Zeit vergeht, Du verletzt Dich im Mai, denkst: ‚Okay, im Juli kann ich wieder trainieren‘, dann bist Du im Juli komplett raus, die Saisonvorbereitung fängt an, und Du hast immer noch Schmerzen im Knie. Irgendwann fängst Du halt an zu hinterfragen, aber ich habe gelernt, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn man mal Rückschritte hinnehmen muss.

OC: Bei mir gab es eine prägende Situation, da war ich dreizehn oder vierzehn. Damals stand die erste Jugendsichtung für die Nationalmannschaft an und es waren richtig viele Berliner dabei. Von zwölf Spielern aus Berlin wurden dann neun oder zehn genommen, ich war allerdings einer von denen, die nicht genommen wurden und die Enttäuschung war einfach riesengroß. Danach dachte ich mir: ‚Okay, jetzt schmeiß ich alles hin. Was bringt das überhaupt noch? Ich hab keinen Bock mehr‘, und dann bin ich auch erst einmal kürzer getreten, habe nur noch zwei-, dreimal die Woche im Verein gespielt. Ich bin dann erst später zurück zum Leistungssport gekommen und hatte wirklich starke Zweifel daran, ob ich denn überhaupt gut genug bin. Das war eine Situation, in der ich viel nachgedacht und gezweifelt habe. Ich war damals eben auch noch eher der Bankwärmer, war noch nicht so groß und habe mich zum Glück noch stark weiterentwickelt…

OF: (unterbricht) Dazu muss ich eine kleine Geschichte erzählen. (Beide lachen) Olli ist ja ein Jahr älter als ich, aber man kannte sich damals aus der Berliner Auswahl und so. Ich war damals auch noch klein und jung und wir waren zusammen beim Bundesjugendlager (Anm. d. Red.: Das Bundesjugendlager in Heidelberg gehört seit Jahren zu den wichtigsten Sichtungsmaßnahmen des Deutschen Basketball Bundes). Von uns Berlinern wurden wirklich fast alle ausgewählt, außer Oli. Der war damals aber noch echt klein. So 1,90 Meter oder so. (lautes Gelächter) Er spielte damals auf dem Flügel und ist danach eben wirklich kürzer getreten. Wir haben uns nicht mehr so oft gesehen und uns aus den Augen verloren. Ich hab ihn also ein, zwei Jahre nicht mehr gesehen. Eines Abends laufe ich durch Berlin, ich glaube, es war sogar wegen der Fußball-WM und ich hatte Oli ewig nicht mehr gesehen und plötzlich kommt mir halt so ein großer Schwarzer entgegen (beide lachen). Er war auch richtig breit und hatte nochmal einen krassen Wachstumsschub gehabt…

OC: …ja, da war ich 18 oder so. Das war schon richtig krass.

OF: Dann hat er hart weiter gearbeitet, kam zurück und es ist schön, dass es jetzt so gut geklappt hat.


Wie lange kennt ihr Euch überhaupt schon?
OF: Seitdem wir dreizehn oder vierzehn sind. Aber das hat sich dann erst einmal wieder auseinander gelebt. Wir haben in der Berliner Auswahl zusammengespielt, aber dadurch, dass ich einen Jahrgang jünger bin, war ich auch nicht immer bei den Älteren dabei. Vom Sehen kennen wir uns also schon sehr lange, aber richtig kennengelernt haben wir uns erst, als wir bei Alba und TusLi (TuS Lichterfelde, Farmteam von Alba Berlin, Anm. d. Red.) zusammengespielt haben.

OC: Mit dreizehn Jahren ist man meistens einfach in größeren Gruppen unterwegs, mit Spielern des eigenen Jahrgangs. Wir kannten uns, aber so richtig haben wir uns erst kennengelernt, als wir regelmäßig zusammengespielt haben.

Beschreibt Euch doch bitte einmal gegenseitig!
OC: Ossi ist einer der ehrgeizigsten Spieler, die ich kenne. Bei ihm trifft es wirklich zu, dass er am längsten in der Halle bleibt und als Erster da ist. Wenn alle anderen nach dem Training kaputt sind, nimmt er noch Würfe und trainiert für sich selbst weiter. Davor habe ich großen Respekt.

Gegenspielern würde ich erzählen, dass er ein guter Schütze ist, aber auch einen guten Drive zum Korb hat und athletisch ist. Man sollte ihn auf keinen Fall unterschätzen, er weiß, was auf dem Feld zu tun ist und hat ein gutes Auge für die Mitspieler.

OF: Olli und ich spielen nach dem Training oft Eins-gegen-eins. Deshalb kennen wir uns eigentlich ganz gut und ich bin froh, dass er jetzt nicht meine ganzen Moves verraten hat! (alle lachen) Er ist groß, richtig schnell und könnte für mich auch auf Small Forward spielen. Das unterscheidet ihn von vielen Spielern auf den großen Positionen, er hat richtig schnelle Füße. Wenn wir im Training Sprints machen, ist er oft einer der ersten. Diese Kombination aus Größe und Schnelligkeit setzt er gut ein. Dazu hat er sich über die Jahre ein ganz gutes Post-Up-Repertoire angeeignet. Manchmal denke ich, dass ich mir da auch mal was abgucken sollte (grinst). Er hat noch viel Entwicklungspotential, weil er ja erst später angefangen hat, richtig zu trainieren, während ich ja schon mit 13 Jahren viel trainiert habe.

Jetzt zum Charakterlichen, bitte.
OC: Ossi ist ein korrekter, netter Kerl, der zu jedem offen ist. Er geht auf Leute ein und man kann sich gut mit ihm unterhalten. Auf jeden Fall ist er kein arrogantes Arschloch, so wie man es von einem Basketballer vielleicht denken könnte (Lachen). Man kann gut mit ihm Zeit verbringen. Wir gehen nach dem Training öfters zusammen Essen. Das ist gemütlich und macht einfach Spaß. Ich kann mich nicht beschweren.

OF: Oliver Clay ist super. Ich meine, wenn ich eine Frau wäre… (lautes Gelächter) Wir sind eine echt gute Truppe. Mit Oli ist es besonders cool, weil wir auch in der Vergangenheit schon einige Zeit miteinander verbracht haben. Wir kennen uns aus Berlin, haben schon viel zusammen erlebt und dann ist es einfach schön, hier einen Ansprechpartner zu haben, den man schon kennt. Wir machen einfach viel zusammen.

OC: Das kann ich nur nochmal bestätigen. Alles ist viel einfacher, weil wir uns schon kennen. Das macht alles viel lockerer zwischen uns.


Vermisst ihr Berlin?
OF: Berlin ist schon eine coole Stadt. Es ist meine Heimat und ich habe dort mein ganzes Leben verbracht, bis ich hierhergekommen bin. Man vermisst seine Familie und die außerordentlichen Angebote, die Berlin im Programm hat. Auf der anderen Seite bin ich aber auch gerne hier, da ich jemand bin, der gerne neue Sachen erlebt. In Trier kann man viele Sachen machen, die mich positiv überrascht haben, hier hat man zehntausendmal mehr Natur als in Berlin. In den zwei Monaten, in denen ich jetzt hier bin, habe ich mehr Grün gesehen, als in einem ganzen Jahr in Berlin. Es ist alles ein bisschen ruhiger. Aber was Basketball angeht, kann man sich auch sehr gut fokussieren. Für mich passt es hier einfach.

OC: Da kann ich mich nur anschließen. Es stimmt einfach durch und durch. Wir haben auch in Trier schon unsere Plätze gefunden, wo man sitzen kann, wo es gemütlich und einfach schön ist. Berlin ist natürlich Berlin und lässt sich mit anderen Städten nur schwer vergleichen, weil es in Deutschland einfach einmalig ist. Am meisten vermisse auch ich meine Familie und meine Freunde.

Natürlich habt ihr nicht nur die Stadt gewechselt, auch Eure sportliche Situation hat sich stark verändert. Wie würdet Ihr Eure neuen Rollen beschreiben und wie kommt Ihr bisher damit zurecht?
OC: Ich werde auf der Power Forward-Position eingewechselt, kann aber auch auf Center aushelfen, falls es hier Foulprobleme gibt. Ich muss viel arbeiten, um mir noch mehr Einsatzzeit zu erkämpfen. Im Moment bin ich vollkommen zufrieden, obwohl man natürlich immer von noch mehr träumt und sich noch mehr Minuten wünscht. Aber im Vergleich zu meiner vorigen Situation bin ich absolut zufrieden. Das Trierer Angebot konnte ich einfach nicht ausschlagen und ich bin mit meiner Rolle wirklich glücklich. Die Saison ist noch lang und wer weiß, vielleicht kann ich mir noch mehr Minuten erkämpfen.

OF: Für mich ist es eine interessante neue Erfahrung und ich bin froh, dass ich dieses Angebot bekam. Als ich letzte Saison zum MBC beziehungsweise nach Jena gewechselt bin, wollte ich endlich mehr Spielzeit bekommen. Aber bei beiden Stationen gab es Sachen, die für mich nicht so gut gelaufen sind und es war schwer, ohne wirkliche Eingewöhnungszeit in funktionierende Mannschaften reinzukommen. Deshalb konnte ich mich nicht so präsentieren, wie ich es geplant hatte und umso schöner ist es jetzt, hier eine solche Chance zu bekommen. Mit einem Trainer, der einem vertraut, fällt eben vieles leichter.

Ich werde immer alles tun, um der Mannschaft zu helfen. Wenn das mit viel Spielzeit und Siegen verbunden ist, umso schöner. Wenn es mit weniger Spielzeit und dennoch Siegen verbunden ist, ist das auch okay. Jeder hat seine persönlichen Ziele, aber ich kann mich unterordnen und gerade am Anfang der Saison ist es wichtig, sich zu sammeln und gemeinsam zu arbeiten.

Ihr habt die Angebote bereits angesprochen. Oskar, wie lange musstest Du überlegen, bevor Du gesagt hast: „Ja, Trier, das ist es!“?
Für mich war es auch eine Sache, wo ich nicht lange überlegen musste. Ich habe mich im Sommer mit Henrik Rödl getroffen und er hat mir von seinem Konzept erzählt und von der Rolle, den Möglichkeiten, die ich hier haben werde. Da konnte ich wirklich nicht lange zögern. Umso mehr hat es mich gefreut, dass es jetzt geklappt hat.


Sind die Unterschiede in der Organisation zwischen Trier und Berlin sehr groß?
OC: Meiner Meinung nach ist Alba in Deutschland ganz klar oberste Klasse. Von der eher kleinen Geschäftsstelle in Trier war ich schon überrascht, als ich hierher kam. In Berlin ist das ein ganzes, riesiges Haus. Man merkt es auch bei Kleinigkeiten, wie den Klamotten, die man hier bekommt. In Berlin war es eine riesige Tasche voll (lacht laut). Krass fand ich auch den Ärztestab mit den ganzen Physiotherapeuten in Berlin. Das war wie eine eigene kleine Apotheke, die man dort hatte. Beim kleinsten Schnupfen wurde man da direkt zugebombt und man hatte alles, was man brauchte.

Die Wege in Berlin sind in jedem Fall länger, einfach weil die Stadt größer ist, obwohl die meisten direkt an der Halle gewohnt haben. Hier ist alles etwas familiärer, in Berlin alles sehr professionell. Aber ich finde nicht, dass man sagen kann, was davon schlechter oder besser ist.
OF: Du merkst einfach in allen Bereichen, warum Alba zu den bestorganisierten Basketballklubs in Europa gehört. Es war ein ziemlicher Luxus dort, aber ich muss noch einmal sagen, dass ich hier in Trier wirklich positiv überrascht war, was die Rahmenbedingungen angeht. Wir bekommen hier alles, was wir brauchen. Es ist vielleicht nicht die o2-Arena, aber wir haben eine wunderschöne Halle und Fans, die hinter uns stehen. Das ist eine feine Sache, die ich sehr genieße.

Dadurch dass die Stadt kleiner ist, wirst Du überall erkannt, wenn Du durch die Gegend läufst. In Berlin mit seinen dreieinhalb Millionen Menschen war alles viel anonymer und Basketball war auch nicht die größte Show, wobei das manche vielleicht denken. Wenn Du hier jemanden triffst und erzählst, dass Du von der TBB bist, wissen die direkt alle, was abgeht. Das ist eine schöne Sache, weil Basketball in Trier einen sehr hohen Stellenwert hat.
OC: Genau. Dieser Draht zu den Fans ist hier besonders gut. Du merkst einfach, dass sie hinter Dir stehen und die Stimmung hier in der Halle ist einfach anders. In Berlin ist man weiter weg von den Fans.

War das neue Trierer Konzept in der Profiszene im Sommer ein großes Gesprächsthema?
OF: Eigentlich nicht. Man hat sich natürlich mit Leuten ausgetauscht und die haben sich größtenteils gefreut, dass man ein solches Angebot bekommen hat. Aber es war nicht so, dass es die ganze Zeit Gesprächsthema war. Ich habe im Sommer mit Patrick (Femerling, Anm. d. Red.) und Johannes (Herber, Anm. d. Red) trainiert, aber da war das jetzt nicht die krasseste Neuigkeit.

OC: Man hat sich natürlich mit anderen Spielern über die Wechsel unterhalten und sich gegenseitig viel Glück gewünscht und sich die Daumen gedrückt. Aber so sehr hing das Thema Trier nicht an der großen Glocke.

Herr Moog (Der Aufsichtsratsvorsitzende der TBB AG, Anm. d. Red.) hat in einem Gespräch vor einer Woche vom Zusammenhalt im Team geschwärmt und das Verhältnis aller Beteiligter als eine Art „große Familie“ bezeichnet. Könnt Ihr dem zustimmen?
OC: Für mich ist das definitiv so und in Berlin war es komplett anders. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass ich ja aus Berlin kam, viele andere Freunde hatte und deshalb gar nicht so viel mit dem Team unternommen habe. Hier unternehmen alle etwas mit allen. Man trifft sich privat, die Chemie stimmt, egal, ob man Billard spielen geht, Playstation zockt oder ausgeht. Das ist schon krass. Es gibt niemanden, der sich abkapselt und sein eigenes Ding macht. Jeder versteht sich mit jedem und das finde ich cool.

OF: So ist es.

Zu guter Letzt noch eine Frage zum prominentesten Trierer Neuzugang – Headcoach Henrik Rödl. Was zeichnet ihn aus und wieso seid Ihr seine Spieler?
OF: Ich kenne Henrik jetzt schon wirklich lange und mit der Zeit lernst Du Menschen wirklich kennen. Ich kann nur Positives über ihn sagen: Er ist ein sehr aufrichtiger Trainer, Du weißt bei Ihm, woran Du bist und er wird Dir nicht ins Gesicht lügen oder Dir Dinge versprechen, die er dann nicht einhält. Das ist etwas, was ich immer sehr an ihn geschätzt habe. Abseits des Feldes kann man mit ihm ganz entspannt reden und das muss auch nicht immer über Basketball sein. Er ist sehr nah am Team dran, redet viel mit den Spielern und verfolgt einfach ein Konzept, von dem ich sehr überzeugt bin, weshalb ich mich freue, Teil davon zu sein.

OC: Ossi hat ihn perfekt beschrieben. Neben seiner Ehrlichkeit bewundere ich seinen Kampfgeist, den er wahrscheinlich schon aus seiner Zeit als Spieler hat und den er uns unheimlich gut vermitteln kann. Das ist fast einmalig und zeichnet ihn einfach aus.

Das Interview führte Peter Bieg

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