Interview mit Triathlon-Olympiasiegerin Emma Snowsill
- Marco Heibel
netzathleten: Emma, was fasziniert Dich am Triathlon?
Emma Snowsill: Ich mag besonders die Vielseitigkeit, die Abwechslung im Training, die Herausforderung im Wettkampf und ich liebe die Kombination aus Ausdauer- und Schwimmtraining. Ich selber bin ja mit Schwimmen aufgewachsen, das ist hier in Australien ziemlich normal. Aber Schwimmen im Pool kann sehr einseitig sein, während beim Triathlon jedes Rennen an einem anderen Ort mit anderen Gegebenheiten stattfindet. Das finde ich spannend. Allerdings muss ich auch zugeben, dass wir Triathleten in keiner der Sportarten wirklich gut sind, sondern eher durchschnittlich in allen Dreien.
netzathleten: Kannst du dich an Deinen ersten Triathlon erinnern?
Emma Snowsill: Mein erster Triathlon war ein Staffelwettbewerb in Noosa während meiner High School-Zeit. Ein Mädchen aus meinem Schwimmteam hat das organisiert. Damals habe ich nur die Schwimmdistanz absolviert. Ich wusste eigentlich nicht mal so richtig, woran ich da teilnehme. Sie sagte mir, du musst nur 1500 Meter schwimmen, jemand anders fährt Rad und läuft. Die Veranstaltung hat mir sehr gut gefallen. Es war aufregend, hat viel Spaß gemacht und gefiel mir besser als sich in einem Indoor Pool eine Chlorvergiftung zu holen.
netzathleten: Du hast mittlerweile eine Menge Titel gewonnen. Welcher ist für Dich der wichtigste?
Emma Snowsill: Ich muss sagen, dass der Sieg in Peking mein wichtigster und höchster Titel ist. Gleich danach kommt der Sieg beim den Commonwealth Games hier in Australien. Dazu muss man wissen, dass ich mit einem olympischen Sport groß geworden bin; Schwimmen ist wirklich sehr populär in Australien und ich wollte schon immer eine olympische Schwimmerin werden. Als ich dann den Sport gewechselt habe und Triathlon 2000 in Sydney olympisch wurde, da hat sich mein Ziel geändert. Statt als Schwimmerin bei den Olympischen Spielen teilnehmen zu wollen, wollte ich es jetzt als Triathletin dorthin. Und es hat sich ausgezahlt, die Goldmedaille war eine gute Belohnung für die harte Arbeit.
netzathleten: Denkst Du auch darüber nach, eines Tages mal auf Hawaii zu starten?
Emma Snowsill: Ja, ich würde gerne mal auf Hawaii starten, ich liebe das Langdistanztraining, das ich in der Saisonvorbereitung mache. Und ich würde niemals nie sagen, ich will wirklich irgendwann in meinem Leben mal in Hawaii starten, aber zurzeit liegt mein Fokus noch auf den Kurzdistanz Rennen. Ich will mich unbedingt für London 2012 qualifizieren und vorher kommt Hawaii für mich nicht in Frage, aber vielleicht danach. Warum nicht?
netzathleten: Und wie sehen Deine Pläne für dieses Jahr aus? Willst Du in der ITU World Championship Serie noch mal vorne mit dabei sein?
Emma Snwosill: Ja, auf jeden Fall bereite ich mich auf die Serie vor. Besonders nachdem ich im letzten Jahr verletzungsbedingt pausieren musste, will ich in diesem Jahr noch mal angreifen. Derzeit versuche ich mir wieder eine solide Basis zu erarbeiten und die Stärke zurück zu gewinnen, die ich vor der Pause hatte.
netzathleten: In der ITU World Championship Serie zu starten, erfordert Hochleistung über die ganze Saison. Besteht da nicht die Gefahr, in ein Übertraining zu geraten?
Emma Snowsill: Absolut, ich denke alle Athleten haben die Tendenz zum Übertraining, und Triathlon ist dafür ein besonders drastisches Beispiel. Es gibt im Triathlon unglaublich viele Möglichkeiten an Wettkämpfen teilzunehmen, deshalb muss man da wirklich aufpassen. Einige Triathleten übertreiben es schon mal mit der Anzahl an Rennen pro Jahr. Deshalb glaube ich, dass man die Erfahrung eines guten Trainers braucht, um ein Übertraining zu vermeiden. Klar würde ich meine Top-Fitness gerne über einen möglichst langen Zeitraum halten, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt ist der Körper dazu nicht mehr in der Lage. Deshalb ist es wichtig, dass man seine Saison vernünftig plant.
netzathleten: Wird sich Deine Trainingsplanung ändern, wenn mit den Olympischen Spielen wieder ein Saisonhöhepunkt im Kalender steht?
Emma Snowsill: Klar, vor allen wenn ich daran zurückdenke, wie ich mich auf Peking vorbereitet habe. In dem Jahr habe ich definitiv viel weniger Wettkämpfe bestritten und mir auch genau ausgesucht, an welchen Rennen ich teilnehme. Und ich musste aufpassen, dass mir zwischen den Rennen genug Zeit zur Erholung blieb.
netzathleten: Wie viele Stunden trainierst Du denn pro Woche?
Emma Snowsill: Durchschnittlich 30 Stunden pro Woche würde ich sagen, aber das kommt darauf an, in welcher Phase der Saison ich mich befinde. Am Saisonanfang stehen viel mehr längere Ausfahrten und langsame Läufe an. Das Trainingspensum ist dann definitiv höher, während es im Verlaufe der Saison dafür immer intensiver wird. Vor Wettkämpfen sinkt das Trainingsvolumen, während die Intensität steigt.
netzathleten: Trainierst Du täglich alle Disziplinen?
Emma Snowsill: Meistens schon, ja. Aber das kommt natürlich auch drauf an, in welcher Phase des Trainings ich mich befinde. Manchmal mache ich nur zwei Disziplinen an einem Tag und an anderen alle drei, aber meistens trainiere ich schon alle drei. Außerdem stehen bei mir öfter Koppeleinheiten auf dem Plan, in denen ich den Übergang von Schwimmen aufs Radfahren bzw. von Radfahren aufs Laufen trainiere. Letztlich ist das auch ein Erfahrungswert von mir, was zu welcher Zeit im Jahr für mich gut funktioniert.
netzathleten: Hast du einen Coach, der Dir bei der Trainingsplanung hilft?
Emma Snowsill: Mein Verlobter Craig Walton ist auch mein Trainer. Er überwacht meine Trainingsplanung. Wir wissen beide ziemlich genau, was für mich zu welchem Zeitpunkt im Jahr richtig ist. Er gibt mir immer gutes Feedback, er kennt mich gut, er weiß wie ich bisher trainiert habe und was für mich funktioniert und was nicht.
Weitere Informationen über Emma Snowsill gibt es unter www.emma-snowsill.com