Leistungsdiagnostik für Breitensportler - sinnvoll?
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Frühling - endlich wieder Training an der frischen Luft. Leistungssportler lassen sich regelmäßig untersuchen - aber was ist mit Freizeit- und Breitensportler? Ist auch für sie eine Leistungsdiagnostik zu empfehlen? Antworten gibt der Leistungsdiagnostiker Markus Weber.
citysports.de: Ist Leistungsdiagnostik nur etwas für Leistungssportler?
Markus Weber: Einstiegs- und Freizeitsportler proftieren besonders von der Leistungsdiagnostik. Ein guter Sportler kann sich meist selbst sehr gut einschätzen. Neben dem Job sollte man die wenige Freizeit dafür nutzen, effektiv und gesund zu trainieren. So hat man auch langanhaltend Freude am Training. Die Ergebnisse einer Leistungsdiagnostik geben Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand, die richtige Wahl der Sportart und vor allen Dingen über die individuelle, effektive und gesunde Trainingsbelastung. Die wichtigste Phase ist am Beginn des Trainings, besonders dann ist eine Leistungsdiagnostik zu empfehlen.
Heutzutage kann man viel testen lassen, aber welche Ergebnisse helfen letztendlich dem Breitensportler?
Das Diagnostikzentrum Scheidegg bietet eine große und kleine Diagnostik an. Es macht Sinn vor dem Sporteinstieg sich komplett unter die Lupe nehmen zu lassen. Deswegen empfehlen wir die große Diagnostik, diese gibt neben der Stoffwechselanalyse auch Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand durch eine internistisch-orthopädische Untersuchung, Belastungs-EKG und Blutprofil. Danach sollten halbjährlich kleine Diagnostiken (Stoffwechselanalyse) durchgeführt werden, um über den aktuellen Leistungsstand informiert zu sein und gegebenenfalls das Trainingsprogramm anzupassen.
Das klingt teuer ...
Sie bringen ihr Auto doch auch zur Inspektion. Warum dann nicht in die eigene Gesundheit investieren? Es ist doch schade, wenn ihr Training kontraproduktiv ist. Die kleine Diagnostik kostet zum Beispiel im Diagnostikzentrum Scheidegg 110,-, die große Diagnostik 220,- Euro.
Kann ich während des Laufens noch reden, ist doch alles gut, oder?
Bei Frauen stirbt das Mundwerk zuletzt (lacht). Eigentlich wissen Frauen es, wenn ihre Männer völlig fertig nach Hause kommen, fragen sie sich schon, ob das gesund sein kann. Mit einer Leistungsdiagnostik hat man es dann schwarz auf weiß. Man bekommt genau das Handwerkszeug, das man für sein zielorientiertes Training benötigt.
Was sind denn die typischen Sporteinstiegs-Fehler?
Häufig sind die Freizeitsportler mit einem viel zu hohen Puls unterwegs. Sie strengen sich an, aber letztendlich bringt es nichts. Auch Rehapatienten starten hochmotiviert ihr Training, verlieren dann aber sehr schnell den Spaß und hören auf, weil man nicht wirklich weiter kommt. Viele Aktive sind zu flott unterwegs, dann fehlt die Grundlagenausdauer - andere haben eine gute Basis, aktivieren aber nicht den Fettstoffwechsel. Mit Leistungsdiagnostik kann man herausfinden, woran es liegt und das individuelle Trainingsprogramm verbessern.
Wenn ich wüsste, ich hätte in zwei Wochen einen Leistungsdiagnostik-Termin, dann würde ich natürlich bis dahin fleißig trainieren - möchte mich ja nicht blamieren.
Und völlig platt zum Test kommen. Es ist schon wichtig, vor dem Test ein paar Regeln zu beachten wie z.B. eine Woche vorher an keinem Wettkampf mehr teilnehmen, drei Tage vorher es ruhiger angehen und einen Tag davor auf keinen Fall trainieren. Auch die Ernährung vor dem Test spielt eine wichtige Rolle. Sonst kann es des Testergebnis verfälschen.
Gibt es auch weitere Fehlerquellen bei den Ergebnissen?
Bei der Laktatmessung darf zum Beispiel kein Schweiß mit reinkommen, da muss man beim stark schwitzenden Sportler schon etwas Routine bei der Abnahme haben. Auch die Messgeräte müssen qualitativ hochwertig sein, viele Kleingeräte mit Messstreifen liefern nur ungenaue Werte.
Woran erkenne ich denn einen guten Leistungsdiagnostik-Anbieter?
Das ist schwierig. Einen guten Internet-Auftritt, tolle Werbeflyer sowie Zertifikate sind nicht das Entscheidende. Qualitätsunterschiede gibt es vor allem in der anschließenden Beratung. Bekommt man Tabellen mit vielen Zahlen mit, die für einen Laien nicht zu verstehen sind, macht es keinen Sinn. Wichtig ist, dass der Anbieter die Testergebnisse verständlich erklären kann und die richtigen Tipps für das individuelle, gesunde, effektive Training gibt. Es gibt reine Mediziner, die Leistungsdiagnositk anbieten, sich aber in der Trainingsplanung nicht gut auskennen. Genauso gibt es Sportwissen- schaftler, die im medizinischen Bereich ihr Defizit haben. Wir sind ein Team aus Sportwissenschaftlern und Medizinern. Das ist ein großer Vorteil. Beide Komponenten sind wichtig für eine gute Leistungsdiagnostik.
Text: citysports.de, Anne Nyhuis