Doppelt bestraft – Niederlagen machen dick thinkstockphotos.de

Doppelt bestraft – Niederlagen machen dick

  • Christian Riedel
Als ob eine Niederlage der Lieblingsmannschaft nicht schon schlimm genug wäre, gibt es neue schlechte Nachrichten. Denn wie französische Forscher herausgefunden haben, hat das Ergebnis im Sport auch eine direkte Auswirkung auf das Hungergefühl und vor allem darauf, auf was man Hunger hat.

Psyche, Emotionen und Ernährung sind eng miteinander verbunden. Nicht umsonst sprechen wir beispielsweise von Nervennahrung, von Frustessen oder davon, dass Nudeln und Schokolade glücklich machen. Dass Sportereignisse uns emotional stark bewegen, vor allem wenn unsere Lieblingsmannschaft involviert ist, ist ebenfalls leicht zu beobachten. Insofern wäre es nur logisch, wenn auch Sportereignisse unser Essverhalten beeinflussen könnten. Genau das wollten Yann Cornil und Pierre Chandon von der französischen INSEAD Business School in Fontainebleau herausfinden.

Hunger auf NFL-Football


Die beiden Wissenschaftler griffen bei ihrer Untersuchung auf Daten aus den USA zurück, aus denen hervor geht, was die Menschen in 24 US-Städten täglich essen. Einige der Städte waren Heimat von NFL-Vereinen (National Football League). Daher konnten die Forscher ermitteln, ob sich das Essverhalten der Bewohner änderte, wenn ihr Footballteam am Tag davor verloren oder gewonnen hatte und hatten direkt noch die Daten von Kontroll-Städten ohne Football-Team zur Hand.

Bei der Auswertung der Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass Niederlagen allem Anschein nach Hunger auf ungesunde Nahrungsmittel machen. Verlor das heimische NFL-Team am traditionellen Football-Sonntag, stieg der Konsum von gesättigten Fettsäuren am Montag deutlich an. War die Fottball-Mannschaft dagegen siegreich, nahmen die Bewohner vergleichsweise weniger ungesunde Fette zu sich. „Der schlechte Trend war besonders deutlich, wenn die Mannschaft unerwartet verloren hatte, sehr knapp, oder gegen eine Mannschaft von gleicher Stärke", berichten Cornil und Chandon.

Wie es den Anschein hat, versuchen sich die enttäuschten Fans mit ungesundem Essen zu trösten. Im Gegensatz dazu scheinen sich glückliche Fans auch gesünder zu ernähren. Die Forscher vermuten, dass man im sportlichen Erfolgsfall weniger Probleme hat, sich selber bei der Auswahl der Lebensmittel zu kontrollieren.

Test im Fußball


Um sich selber ein Bild machen zu können, testeten die französischen Forscher die US-Ergebnisse in der heimischen Fußball-Liga. Sie luden Fußballfans ein, die schriftlich über ein Ergebnis ihrer Lieblingsmannschaft berichten mussten. Die einen berichteten über einen Sieg, die anderen über eine Niederlage ihrer Lieblingsmannschaft. Anschließend bekamen die Fans verschiedene Schüsseln mit ungesunden (Süßigkeiten, Chips) und gesunden Snacks (Tomaten, Trauben) zum Essen gereicht. Bei welcher Schüssel die Fans zugriffen, bestätigte das Ergebnis aus den USA. Denn wenn die Fans über einen Sieg berichteten, bedienten sie sich anschließend mehr bei den Obst und Gemüse Schüsseln. Schrieben sie dagegen über eine Niederlage, griffen sie eher bei den Chips zu.

Ob man mit dem ungesunden Essen die Niederlage besser verdauen kann, darf bezweifelt werden. Tatsächlich könnten Fans von Mannschaften wie Eintracht Braunschweig oder Werder Bremen in dieser Saison auch noch Gewichtsprobleme bekommen, während ihre Lieblingsmannschaften um den Klassenerhalt kämpfen. Hier empfehlen die Forscher, sich selber positiv zu bestätigen, also einfach aufschreiben, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Wenn die französischen Fußballfans dies taten, griffen sie auch seltener zu den ungesunden Snacks.

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