Sauber arbeiten, Spaß am Sport haben und zügig unterwegs sein
- Redaktion
In vielen Sportdisziplinen wie Schwimmen, Fußball, Basketball greift zunehmend die Methode des Differenziellen Lernens nach Wolfgang Schöllhorn. Eine Trainingsmethode die grob gesagt mit experimentellen Bewegungsmustern Muskeln- wie Hirntätigkeiten anregt, die nachweislich zur Verbesserung von Leistung führen. Weil diese Lernmethode vor allem auf technische, komplexe Bewegungsmuster ausgelegt ist, wollten wir wissen, was sich denn in der Wissenschaft bezüglich Mittel- und Langstreckentraining tut.
Wir haben mit dem Mainzer Sportmediziner, WADA-Experten, sowie Leistungsdiagnostiker Prof. Dr. Dr. Perikles Simon gesprochen. Er selbst war in der Jugend Mittelstreckenläufer und muss selbst ob der Nicht-Entwicklung seufzen:
„Ich bin immer im Dialog mit meinem Kollegen, gerade was das Differenzielle Lernen angeht. Aber so etwas Simples wie Laufen, was wir ab dem 6. Monat unseres Lebens trainieren, kann meines Erachtens nach dem heutigen Stand durch keine Methode mehr einen nennenswerten Benefit erfahren. Wir sind was die Laufabläufe angeht recht austrainiert. Ich befürchte wir müssen bis auf weiteres viele harte Trainings-Kilometer laufen.“
Was ist denn nun der neueste wissenschaftliche Stand zum Thema Laufen?
„Bedauerlicherweise gibt es keinen neuen Stand, höchstens die Erkenntnis, dass man zum Beispiel motorische Abläufe besser nicht von den weltbesten Läufern kopiert. Laufen ist eine extrem individuelle Sache. Man darf die Athleten auf keinen Fall über einen Kamm scheren. Man kann sehr individuell optimieren, aber das ist ein langer Weg und wird im Breitensport meist nicht gemacht.“
Das heißt, wenn ein unterdurchschnittlicher Läufer, den Stil eines überdurchschnittlichen Läufers kopiert, hat das keinen Vorteil?
„Es gibt keine Beweise dafür, allenfalls Anekdoten.“
An was wird denn derzeit geforscht?
„Es gibt leider keinen nennbaren Fortschritt. Wir arbeiten nach wie vor mit dem Laktatleistungstest und der Spiroergometrie mit der Bestimmung der Ventilatorischen Schwelle und der VO2max, aber beide Methoden können nur aussagen, was der Sportler in diesem Ist-Zustand auf der Langstrecke zu leisten in der Lage ist. Toll wäre es, einen Test zu entwickeln, mit dem wir die persönliche Bestleistung bei optimalen Training voraus sagen könnten - zum Beispiel ein körperlich ausgewachsener 20jähriger, organisch gesund, wo könnte der maximal hinkommen.“
Hat sich bezüglich des Trainingsumfangs in den vergangenen Jahren etwas geändert?
„Höchstens die Tatsache, dass man Trainingsumfänge bei gleichzeitig sehr hoher Intensität wie einst ein Sebastian Coe nicht mehr erreicht hat. Es gab meines Wissens keinen Spitzenathleten mehr, der so ein Programm hätte trainieren können. Ähnlich sieht es im Langstreckenbereich aus. Der Deutsche Rekord im Marathon steht seit vielen Jahren. Die Umfänge und Intensitäten von damals haben wohl etwas gebracht, dass wir die heute nicht mehr schaffen, nun ja, wir scheinen genetische Nieten zu sein …“
Was raten sie den ambitionierten Hobbyläufern?
„Sauber arbeiten, Spaß am Sport haben und zügig unterwegs sein.“
Links zum Thema
www.sport.uni-mainz.de/401.php
www.spomed.sport.uni-mainz.de