Sisyphos auf Skiern Martina Ertl
Die Kolumne von Martina Ertl

Sisyphos auf Skiern

  • Martina Ertl
Es gibt diese griechische Sage von Sisyphos, den die Götter bestrafen wollten und ihm zur Aufgabe gaben, einen Stein bergauf zu rollen. Immer wenn der Bestrafte den Stein fast oben hatte, ließen ihn die Götter abgleiten und Sisyphos musste wieder aufs Neue anfangen.
Die moderne Version von Sisyphos ist Lara Gut-Behrami, eine Skifahrerin aus dem Tessin.

Schon als 17jährige galt sie als Jahrhunderttalent und die Geschwindigkeit war schon damals ihr Begleiter. Fleißig schob sie den Stein nach oben und dann fiel er ihr kurz vor dem Ziel das erste Mal krachend runter. 2009 schwerer Sturz und Hüftoperation, das Aus für die Spiele 2010!

Sie arbeitete sich wieder zurück und begann wieder den Stein anzuschieben. In der Saison 2013/2014 räumte sie im Weltcup richtig auf, gewann in drei Disziplinen und reiste als Favoritin nach Sotchi. Knapp verpasste sie das gewünschte Gold. Im Super-G fehlten sieben Hundertstel auf Bronze. Ihr Satz in den Strauß der Mikrofone klingt mir noch heute in den Ohren:“ Am Abend spürts Du: jetzt dauert es wieder vier Jahre.“ – der Stein war wieder heruntergefallen.

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Auch in Pyeon Chang 2018 fiel Lara Gut-Behrami in der Abfahrt raus und wieder gab es den vierten Platz im Super-G, eine einzige Hundertstelsekunde auf Bronze und zwölf Hundertstel auf Gold. Es gab wohl im Team Gut , das aus Vater Pauli und eigenem Staff besteht, wohl keine Sekunde Zögern, dass der Stein wieder angeschoben wird. Der Winter begann gut für die Tessinerin. Doch dann ging es wieder los. Der Stein wurde immer schwerer: Magen-Darm-Infektion, Grippe, Corona-Infektion, ein spektakulärer Sturz in St.Moritz. In Peking dann wurde sie als Ouvertüre Dritte im Riesenslalom, besann sich auf ihr Können. Der Schnee war aggressiv, wie sie das liebt und sie schob ihren Stein den letzten Meter kräftiger denn je an, - er blieb oben liegen und glänzte golden.

Viele Grüße
Martina Ertl

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