Torlinientechnik kommt in der Fußball-Bundesliga
- Nils Borgstedt
Die 18 Bundesligisten haben heute beschlossen, ab kommender Saison die Torlinientechnik „Hawk-Eye“ einzuführen. Nur drei Vereine waren dagegen.
Tor oder kein Tor – diese Frage beschäftigt Fußballfans nicht erst seit der WM 1966, Stichwort Wembley-Tor, sondern schon seitdem es das Spiel gibt. Immer wieder haben fehlerhafte Tor-Entscheidungen den Verlauf eines Spieles verändert. Man denke etwa an das Phantomtor von Leverkusen gegen Hoffenheim in der vergangenen Saison, oder das nichtgegebene Tor der Engländer im Achtelfinale gegen Deutschland bei der WM 2010.
Nachdem nun bei der WM 2014 in Brasilien die Technik erfolgreich getestet wurde, stimmten Vertreter der 18 Clubs der Bundesliga erneut darüber ab, ob auch in Deutschland die Torlinientechnik eingeführt werden soll. Diesmal stimmten sie dafür. Mit 15:3 Stimmen wurde der Antrag auf Einführung angenommen. Eine erste Abstimmung im Frühjahr dieses Jahres lehnte die Torlinientechnik noch ab. Damals waren sowohl die Erst- als auch die Zweitligisten stimmberechtigt. Die erste Liga votierte damals mit neun Für- und neun Gegenstimmen. Aus der zweiten Bundesliga waren nur drei Vertreter dafür.
Reaktionen
Karl Hopfner (Präsident des FC Bayern München): „Ich bin sehr froh, dass unser Antrag mit sehr, sehr klarer Mehrheit angenommen wurde. Das Ganze wurde sehr professionell von der Geschäftsführung der DFL vorbereitet. Ich glaube, das hat ein Umdenken bewirkt. Damals bei der ersten Abstimmung war das mit den Kosten nicht so konkret.“
Heribert Bruchhagen (Vorstandschef Eintracht Frankfurt): „Es ist ein klares Votum der Bundesliga. Und diesem Votum hat man sich zu beugen. Es wird dadurch sicher keine entscheidenden Veränderungen im Fußball geben. Wenn wir bei der Eintracht vor zehn Jahren die Torlinientechnologie eingeführt hätten, hätten wir sie zehn Jahre lang gehabt - ohne sie einmal zu nutzen. Aber die Einheitlichkeit der Bundesliga durch ein solches Votum ist gewährleistet. Die Kosten waren für uns nie ein Kriterium.“
Bereits vor der Abstimmung sagt der Mainzer Manager Christian Heidel: „Ich habe keine Lust wegen eines solchen Tores abzusteigen.“ Ob er dabei den Fall des 1. FC Nürnberg aus dem Jahr 1994 vor Augen hatte?
Phantomtor beeinflusst Meisterschaft und Abstieg
Hätte es bereits 1994 die Torlinientechnologie gegeben, der FC Bayern hätte einen Meistertitel weniger auf dem Wimpel und der 1. FC Nürnberg wäre einmal weniger abgestiegen. Beim 2:1 im Spiel zwischen Bayern und Nürnberg am drittletzten Spieltag erzielte Bayernspieler Thomas Helmer nach einem Eckball das 2:1. Das jedenfalls erkannte der Schiedsrichter. Tatsächlich aber ging der Ball von Helmers Hacke neben das Tor. Der Treffer zählte trotzdem. Der Aufschrei war groß, ein Wiederholungsspiel wurde angesetzt. Dieses gewannen die Bayern mit 5:0. Insofern hat sich an der Punkteausbeute beider Mannschaften letztlich nichts geändert. Doch ohne Phantomtor, kein Wiederholungsspiel und auch kein Bayernsieg. Und das hätte sich direkt in der Tabelle bemerkbar gemacht. Und zwar deutlich. Wäre die Partie nämlich unentschieden ausgegangen, hätten die Bayern den 1. FC Kaiserslautern in der Tabelle nicht mehr überholen können, die Pfälzer wären Deutscher Meister geworden. Die Nürnberger hingegen hätten durch den einen Punkt, den es für ein Unentschieden gibt, den SC Freiburg hinter sich gelassen und somit die Klasse gehalten. Man kann nur hoffen, dass solche dramatischen Phantomtore der Vergangenheit angehören. Genügend Diskussionsstoff werden die Spiele trotzdem noch bereithalten.