One year ago – So entwickelte sich das Projekt Mit Pferden stark machen Nils Borgstedt

One year ago – So entwickelte sich das Projekt Mit Pferden stark machen

  • Nils Borgstedt
Es ist etwas über ein Jahr her, dass wir das Projekt „Mit Pferden stark machen“ besucht haben. Das Projekt war damals gerade von der Laureus Sport for Good Stiftung zu einem Laureus Projekt ernannt worden. Grund genug für uns auch dieses Jahr nach Achberg im Allgäu zu fahren und zu gucken, wie sich die Unterstützung ausgewirkt hat.

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert auf dem Reitstall Strobel, wo das Projekt „Mit Pferden stark machen“ und ein integrativer Kindergarten beheimatet sind. Die Einfahrt ist immer noch eine Schotterstraße, der kleine Parkplatz immer noch nicht gepflastert, die Ställe immer noch einfache Ställe ohne besonderen Schnickschnack. Trotzdem gibt es auf dem Hof wohl alles, was ein Kinderherz höher schlagen lässt: Spielplatz, Hunde, Katzen, Kühe, Schweine und natürlich Pferde.

Die Pferde spielen dabei, wie der Projektname sagt, eine entscheidende Rolle. Es geht schließlich darum, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen zu helfen und sie stärker für die alltäglichen Anforderungen zu machen. Hierzu bietet der Verein verschiedene Therapieformen an, in deren Mittelpunkt der Kontakt zwischen Pferden und Menschen steht, das Pferd dabei als Vermittler fungiert. Eine Reittherapie bei „Mit Pferden stark machen“ schlägt mit etwa 140 Euro im Monat zu Buche, die Krankenkassen zahlen diese in der Regel nicht.

Neue Therapieplätze

Und genau hier werden im Gespräch mit Projektleiterin Nicole Heilmaier, die vor acht Jahren die Reittherapie-Einrichtung ins Leben rief, die Entwicklungen des letzten Jahres deutlich. „Wir können inzwischen auch aufgrund der Unterstützung von Laureus zehn weiteren Kindern eine Reittherapie ermöglichen, die es sich ansonsten nicht leisten könnten“, erzählt Heilmaier. „Davon sogar acht in Einzeltherapie.“

Zudem kommen nun drei Gruppen aus Schulklassen nach Achberg, für die vergünstigte Preise angeboten werden können. Diese Entwicklung wollen Heilmaier und ihr Team in der nächsten Zeit weiter ausbauen. Bis zu fünf Klassen sollen in den kommenden Monaten die Chance bekommen, über das Reiten zusammenzufinden. Die Achtergruppen sollen aus Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen. Integration ist das zentrale Stichwort. „Gerade bei gemischten Gruppen ist schön zu sehen, wie sich die Rollen der Kinder ändern. Diejenigen, die in der Klasse oft sehr still sind, werden dann beim Pferd ‚laut‘ und andersherum“, erläutert Heilmaier. Und auch wenn man Kinder und Jugendliche mit und ohne körperlicher Behinderung in einer Gruppe therapiert, fördert man die Integration und Akzeptanz. Das sagt auch die Projektleiterin: „Auf dem Pferd sind alle gleich, egal, ob sie beispielsweise ansonsten auf den Rollstuhl angewiesen sind oder nicht.“

Geld kommt ausschließlich Kindern zugute

„Das gesamt Geld von Laureus wird für die Kinder verwendet“, sagt die sichtlich zufriedene Projektleiterin. Das heißt aber auch: Für Ausrüstung bleibt kaum etwas übrig. Lediglich einen neuen Sattel leistete sich das Projekt im vergangen Jahr. Geritten wird meist einfach mit Decke und Halfter oder Trense. Macht aber nichts, denn Sattel und Zaumzeug sind nicht immer zwingend erforderlich. Daher ist bei „mit Pferden stark machen“ die Priorisierung klar: Je mehr Kindern geholfen werden kann, desto besser.

Negative Begleiterscheinung: Andere Spenden bleiben aus

Dass Geld für Equipment fehlt, ist, so komisch es klingt, in gewisser Weise auch dem Engagement von Laureus geschuldet. Zwar erlangt das Projekt so mehr Aufmerksamkeit und hat insgesamt auch einen größeren finanziellen Spielraum, allerdings gehen die Spenden anderer zurück. „Ich habe den Eindruck, Leute und Unternehmen denken nun: Das Projekt bekommt von Laureus sowieso schon viel Geld, dann brauchen wir weniger oder gar nichts mehr spenden.“, sagt Heilmaier. „Das ist eine Entwicklung, mit der wir nicht gerechnet hatten.“

Und dennoch: Am Ende unsere Besuches verlassen wir den Reitstall Strobel mit einem positiven Gefühl. Zehn Kindern zusätzöich wird die Möglichkeit geboten, an der Reittherapie teilzunehmen. Das hat unsere Erwartungen übertroffen.

Dass neben den Therapieplätzen auch das Drumherum auf dem Strobelhof immer weiter ausgebaut wird, ist dem Einsatz aller Helfer des Projekts zu verdanken. So viel wie möglich wird selbst gebaut, Überstunden in Kauf genommen und eigenes Geld investiert. So konnten im letzten Jahr das Reiterstübchen umgebaut, der Spielplatz erweitert und sogar einige Schweine angeschafft werden, um die sich (vor allem) die Kinder des Kindergartens kümmern. Man sieht: Es hat sich eben doch einiges getan im letzten Jahr, mit Unterstützung von Laureus und vor allem viel persönlichem Engagement.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten