Vergleich - Ist ein Thriller-Autor Ausdauersportler? Sportweltverlag

Vergleich - Ist ein Thriller-Autor Ausdauersportler?

  • Jörg Birkel
Laufen ist Ausdauersport. Ein Buch zu schreiben auch? Das wollten wir vom Thriller-Autor von „Boston Run“ wissen. Frank Lauenroth erzählt im Interview, wie er auf die Idee für seinen Sport-Thriller um den Boston Marathon gekommen ist und wie es sich anfühlt, wenn einen plötzlich die Realität einholt.

Bei „Sport“ denken wir üblicherweise an Adrenalinkick, präzise, kraftvolle Aktionen, Fingerspitzengefühl, ein hohes Tempo, gute Ausdauer, Konzentration und dauerhafte Motivation. Unter diesem Aspekt ist auch ein erfolgreicher Buchautor ein Sportler. Ein Autor zweier Marathon-Thriller allemal, denn er lebt von Zielstrebigkeit, Spannung und Durchhaltevermögen. Frank Lauenroth erklärt die Parallelen zwischen seinen liebsten Tätigkeiten: Laufen und Schreiben. Und er verrät, wie es sich anfühlt, wenn der Schauplatz des eigenen Thrillers – der Boston Marathon – plötzlich ein Ort ganz realen Terrors wird.

netzathleten: Hallo Frank, nach dem Erfolg von „Boston Run“, den wir bereits bei netzathleten vorgestellt haben, ist mit „New York Run“ schon dein zweiter Marathon-Thriller erschienen. Läufst du selbst Marathon? Wie waren deine Erfahrungen?
Frank Lauenroth: Laufen ist genial. Einen Marathon anzugehen, dafür zu trainieren und schließlich erfolgreich zu absolvieren, ist ein Event für Körper und Psyche. Ich habe jeden Moment genossen, obwohl ich bei meinem ersten Marathon 2005 in Hamburg ab KM 33 verletzungsbedingt zum Gehen verdammt war.

netzathleten: Hättest du dir dort ein Dopingmittel wie im Roman gewünscht?
Frank Lauenroth: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Moralisch gesehen natürlich nicht. Ich bin ein Befürworter des sauberen Sports. Aber ich wüsste schon gerne, wie es sich anfühlt, in der Spitze mitlaufen zu können.

netzathleten: Läufst du denn noch regelmäßig? Und mit welchem sportlichen Ziel?
Frank Lauenroth: Eine Fußsohlenentzündung zwingt mich seit fast zwei Jahren zum Pausieren. Vier Orthopäden und diverse hundert Euro Behandlungskosten haben meine sportlichen Ziele auf eines reduziert: Irgendwann wieder laufen können.

netzathleten: Gibt es Parallelen zwischen einem Marathonlauf und dem Schreiben eines Romans?
Frank Lauenroth: Parallelen? Ja! Einen Fehlstart habe ich noch nie hingelegt, da ich, bevor ich wirklich mit dem Schreiben anfange, bereits die meisten Eckpunkte und den Schluss des Romans im Kopf habe. Ich lege allerdings viel Wert auf den Endspurt. Und versuche immer, das Tempo hochzuhalten. Getreu meiner Autoren-Devise: Du sollst nicht langweilen!

netzathleten: Dein erster Marathon-Thriller spielt in Boston, der zweite in New York. Warst du selbst schon mal vor Ort? Und woher kennst du den Rennablauf so gut?

Frank Lauenroth: Ich kenne weder Boston, noch New York. Allerdings bin ich ein absoluter Freund einer genauen Recherche. Ich habe mit Läufern gesprochen, die in Boston und/oder New York gestartet waren, habe mich in Blogs belesen und war mehrfach per GoogleView auf den Laufstrecken unterwegs.

netzathleten: Sport und Literatur sind ja eine ungewöhnliche Mischung. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Frank Lauenroth: Lance Armstrong ist schuld. Als er seinerzeit den ersten Tour-de-France-Sieg einfuhr und dabei alle anderen wie Jungs auf Klappfahrrädern aussehen ließ, da mochte ich nicht an Talent und Training alleine glauben. Und da mich Marathons schon immer fasziniert haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Eins und Eins zusammentat und an einem Skript arbeitete, das Marathon und Doping verband. Als Thriller.

netzathleten: Nun gab es 2013 in Boston kurz vor dem Ziel einen Bombenanschlag. Was ist das für ein Gefühl, wenn plötzlich am „eigenen Schauplatz“ ein realer Thriller stattfindet?

Frank Lauenroth: Es schmerzt besonders. Als Fan von Marathonläufen schaue und verfolge ich viele dieser Läufe am Fernseher, manche direkt an der Strecke. Früher lief ich sogar mal selbst die lange Distanz. Und irgendwann schrieb ich einen Thriller über den Boston Marathon. Es ist kein großes Geheimnis, dass es in einem Thriller auch mal drastischer zugeht. Leider wird selbst die Phantasie eines Autors von der Wirklichkeit rechts überholt. So geschehen beim Boston Marathon 2013.

Leider ist es in der Realität manchmal gemeiner, hinterhältiger, blutiger. Die Nachricht, dass es dort einen Anschlag gab, hat mich geschockt und gleichermaßen tief berührt. Ich trauere mit den Hinterbliebenen der Opfer, kann den Überlebenden nur wünschen, dass sie das irgendwie verarbeiten können und dass sie dabei Hilfe und Unterstützung erhalten. Ein Anschlag ist immer hinterhältig und feige. Und wenn es Menschen trifft, die sich etwas Entspannung vom harten Arbeitsalltag erhofften, Ablenkung von Problemen oder einfach nur Freude an einer Sportveranstaltung, die Läufer und Zuschauer verbindet, die für das Positive schlechthin steht, dann ist ein solcher Gewaltakt besonders schrecklich. Es schmerzt besonders.

netzathleten: Glaubst du, dass dieser Anschlag die Laufszene nachhaltig beeinflussen wird? Werden statt großer Stadtmarathons jetzt einsame Landschaftsläufe attraktiver?

Frank Lauenroth: Glücklicherweise gab es genug positive Reaktionen bei den Folgeveranstaltungen in London und Hamburg. Ich glaube nicht, dass die Laufszene sich ändern muss oder wird.

netzathleten: Würdest du selbst noch einmal in Boston oder New York laufen wollen?
Frank Lauenroth: Es wäre ein Traum. Vielleicht – eines Tages …

netzathleten: Was würdest du deinen Söhnen eher raten: einen Marathon zu laufen oder ein Buch zu schreiben?
Frank Lauenroth: In beidem findet man Verwirklichung. Aber eines ist sicher: Ein Marathon ist leichter. ;-)



Die Story in Kürze
Ein Newcomer in der Marathonszene, Brian Harding, will den Boston Marathon gewinnen. Möglich werden soll dies durch eine neue Wunderdroge, die sich im Laufe des Rennens auflöst und im Ziel nicht mehr nachweisbar ist. Erfinder des Dopingmittels ist Brians Freund und ehemaliger Geheimdienstagent Christopher Johnson, und der hat mit der NSA noch eine Rechnung offen. Doch seine früheren Kollegen bekommen Wind von dem Plan, und es entsteht eine rasante Hatz quer durch die Marathon-Metropole.

Spannungsgeladene Lektüre, die garantiert auch auf der Lesecouch für Herzklopfen und einen Adrenalinkick sorgt. Und zudem eine realistische Beschreibung des Rennablaufs liefert.
„Boston Run – Der Marathon-Thriller“ (gibt es auch als Hörbuch und ebook):
ISBN: 978-3-941297-05-0 (Print), Preis: 8,95 €

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