Frodeno vs. Unger - Herr der Ringe trifft auf Weltmeister
- Derk Hoberg
Es ist ein Duell auf Augenhöhe. Beide Triathleten haben bereits großartige Erfolge vorzuweisen, werden vom gleichen Ausrüster (ASICS) mit personalisierten Laufschuhen und Material versorgt, sind Trainingspartner und sogar Freunde. Doch die Freundschaft muss am 26. Juli zunächst einmal ruhen.
Neuer Weltmeister gesucht
Zum ersten Mal wird in diesem Jahr der Weltmeister der Internationalen Triathlon Union (ITU) in der neunteiligen World Series gesucht. Das Rennen in Hamburg ist das fünfte in der Reihe und die Triathlon-Fans an der Elbe werden angesichts des Starterfeldes und dem Duell der beiden deutschen Topathleten sicher auf ihre Kosten kommen.
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Frodo ist der Herr der Ringe
Der in Südafrika aufgewachsene Jan Frodeno (27) begann seine sportliche Karriere erst im Alter von 15 Jahren als Schwimmer. Über das Rettungsschwimmen kam er aufgrund der Vielseitigkeit der Disziplinen im Jahr 2000 zum Triathlon. Schnell sammelte er erste Achtungserfolge im Nachwuchsbereich, wurde 2007 bei den Weltmeisterschaften in Hamburg sechster. Dadurch qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele in Peking. Dort schaffte er endgültig seinen Durchbruch und feierte den größten Erfolg in seiner Karriere.
Der jetzt in Saarbrücken wohnhafte Frodeno lief das Rennen seines Lebens und holte nach einem furiosen Schlussspurt die Goldmedaille. Nach der olympischen Distanz von 1.500 Metern Schwimmen, 40 Kilometern auf dem Fahrrad und neuneinhalb Kilometern Laufen, fiel die Entscheidung erst auf den letzten 500 Metern. Dort verwies er im Sprint den Olympiasieger von Sidney 2000, Simon Whitfield, sowie den Silbermedaillengewinner von Athen 2004, Bevan Docherty, auf die Plätze. In den Schlagzeilen ist „Frodo“, wie er von Freunden genannt wird, seitdem der neue „Herr der Ringe“.
Hamburg Cityman Daniel Unger
Der 31-jährige Daniel Unger bestritt dagegen bereits mit 12 Jahren seinen ersten Triathlon in seinem Heimatort Mengen. Doch blieb der Erfolg zunächst aus, er kam als 284. von 290 Startern ins Ziel. Ein Jahr später aber wurde Unger bereits baden-württembergischer Landesmeister in seiner Altersklasse. Die Ergebnisse in den darauffolgenden Jahren deuteten dann an, dass den Schwaben eine große Karriere als Multisportler erwartete.
Seinen größten Erfolg konnte er im Jahr 2007 erringen, als er als erster Deutscher die ITU-Weltmeisterschaft in Hamburg gewann und sich damit einen großen Traum erfüllte. Im Schlussspurt besiegte er damals Javier Gomez aus Spanien, der Unger auf der Laufstrecke nicht abschütteln konnte. Im Sprint machte sich der Heimvorteil für Unger bezahlt, die Zuschauer trugen ihn förmlich über die Ziellinie. Ein Jahr darauf wurde Unger bei den Olympischen Spielen in Peking sechster. In Hamburg reichte es auch 2008 wieder für den Sieg, so dass Mr. Hamburg, Daniel Unger, dort auch in diesem Jahr zu den ganz großen Favoriten gezählt werden muss.
Zahlenspiele
Dort wo Frodeno gewinnt, wird Unger sechster und umgekehrt. Man könnte dieser Meinung sein. Schließlich war Frodeno bei Ungers Erfolg in Hamburg 2007 auch als sechster ins Ziel gekommen. Dass sie aber auch zusammen auf dem Siegerpodest stehen können bewiesen sie im vergangenen Jahr beim Heimweltcup in Hamburg. Unger kam als Sieger sieben Sekunden vor „Frodo“ ins Ziel. Besondere Vorzeichen also für das Rennen in diesem Jahr. Das wollen beide gewinnen.
Die ITU World-Championship-Series
Der Triathlon in Hamburg ist Teil einer Serie von neun Wettbewerben, an deren Ende der neue Weltmeister gekürt wird. Bisher haben bereits vier Rennen stattgefunden. Das im südkoreanischen Tongyeong gewann der Neuseeländer Bevan Docherty. In Madrid, Washington und Kitzbühel sorgte der Brite Alistair Brownlee für einen Hattrick. Der Sieger eines Rennens erhält 800 Punkte, außer beim letzten Rennen in Gold Coast/Australien, bei der die eineinhalbfache Punktzahl vergeben wird. Das große Finale in Australien findet am 23. September statt, spätestens dann steht der neue Weltmeister fest.
Unger und Frodeno müssen Gas geben
Die beiden Deutschen stiegen erst spät in die Serie ein. Mindestens vier von neun Wettbewerben müssen sie bestreiten, um im Endklassement vertreten zu sein. Derzeit führt der Brite Alistair Brownlee mit 2400 Punkten knapp vor dem amtierenden Weltmeister Javier Gomez aus Spanien (2368 Punkte). Olympiasieger Frodeno liegt derzeit mit 1195 Punkten auf Rang 11, Daniel Unger belegt den 19. Platz, mit 854 Punkten.
Sicher werden die beiden alles daran setzen, sich in der Ergebnisliste der World Series weiter zu verbessern. Man darf gespannt sein, wer das Duell der beiden Freunde gewinnen wird. Knapp wird es wohl auf jeden Fall: Beim City-Triathlon in Paderborn am 17. Mai, trennte die beiden erstplatzierten Unger und Frodeno gerade mal eine einzige Sekunde!
Solch einen dramatischen Zieleinlauf wünscht man sich wohl auch am 26. Juli in Hamburg.
Derk Hoberg