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Keine Chance für Rassismus
- Nils Borgstedt
Es sollte ein Freundschaftsspiel werden zwischen dem AC Milan und dem Viertligisten Pro Patria, doch es wurde ein Skandal-Spiel. Dunkelhäutige Spieler des AC Milan wurden wiederholt von den Gästefans mit Affenlauten bedacht und anderweitig rassistisch beleidigt. Boateng reagierte indem er wütend den Platz verließ. Seine Mannschaftskollegen folgten. Nun wurde Boateng von der UN zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, in der über Sport und Rassismus diskutiert wurde. „Es (Rassismus) ist wie eine Krankheit, gegen die es keine Antibiotika gibt. Man muss in den Sumpf gehen und dagegen ankämpfen.”, sagte der Deutsch-Ghanaer in Genf.
Ähnlich sieht Ruud Gullit, Europameister von 1988 mit der holländischen Nationalmannschaft. Der Niederländer, der von 1987 bis 1993 und in der Saison 1994/95 ebenfalls für den AC Milan kickte, sprach ebenfalls vor internationalen Zuhörern zum Thema Rassismus. 1988 war das, bei einem Kongress auf Einladung der UNICEF.
Im Rahmen der Laureus World Sport Awards in diesem Jahr äußerte sich Gullit, angesprochen auf die aktuellen Geschehnisse im Fußball, netzathleten.de gegenüber wie folgt: „Rassismus ist immer da. Er ist wie ein Krebsgeschwür. Und ich bin enttäuscht, wenn Rassismus zu Tage tritt. Dabei ist es völlig egal, in welchem Land das der Fall ist.“
Gullit selbst hatte nur selten mit rassistischen Anfeindungen zu kämpfen, setzt sich aber dennoch schon lange gegen Rassismus ein. 1987 widmete er seine Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres dem damals noch inhaftierten Nelson Mandela. Damit wollte er die Blicke auf Südafrika lenken, wo das Regime der Apartheid herrschte. Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, ist zentral für ihn. „Es ist wichtig, dass man über dieses Problem spricht.“ Den Grund für rassistische Anfeindungen sieht der ehemalige Weltklasse-Fußballer in der wirtschaftlichen Lage einer Gesellschaft begründet. „Wenn es den Menschen wirtschaftlich schlecht geht, wird schnell ein Sündenbock gesucht. Und häufig äußert sich das in rassistischen Anfeindungen. Das ist sehr schade.“
Schade und enttäuschend ist auch, dass der Sport im Allgemeinen und der Fußball im Speziellen für rassistische Machenschaften als Bühne herhalten müssen. So kann und darf es nicht weitergehen. Die Zuschauer müssen für rassistische Themen sensibilisiert werden. Allein, es bleibt die Frage des „Wie“.
Auf jeden Fall reicht es nicht aus, wenn nur die Profivereine sich gegen Rechts engagieren. Alle Vereine und Bevölkerungsschichten sind aufgerufen, dem Rassismus die Stirn zu bieten und sich klar zu positionieren. In unteren Ligen kommt es ebenfalls zu rassistischen Beleidigungen. Jüngstes Beispiel ist der Fall des nigerianischen Torwarts Inkenna Onukogu, der in einer Bezirksliga-Partie in Bottrop von den Fans der gegnerischen Mannschaft aufs Übelste beleidigt wurde. Alle, Vereine, Verbände, Spieler und die Bevölkerung müssen vermehrt sensibilisiert werden hinzugucken.
Foto Ruud Gullit (im Text): (c)getty images