Das Ringen (um Olympia)
- Tanja Maruschke
Ringen ist ein waffenloser Zweikampf. Das Ziel dabei ist es, den Gegner mit beiden Schultern gleichzeitig auf den Boden zu zwingen.
Geschichte des Ringens
Ringen zählt zu den ältesten Sportarten mit Wettkampfcharakter. Bereits bei den Olympischen Spielen der Antike (seit dem Jahr 708 v.Chr.) gehörte das Ringen zu den Disziplinen des Fünfkampfes, war aber auch eine Einzeldisziplin. Damals traten die Athleten beim Ringkampf nackt an. Außerdem wurde ausschließlich im Stand gerungen, wodurch sich die Ur-Form vom heutigen Ringen unterscheidet.
Das griechisch-römische Ringen, wie wir es kennen, entwickelte sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts in Italien und Frankreich. Das Freistilringen hingegen entwickelte sich in Anlehnung an die Antike in England.
Bei den Olympischen Spielen 1896 in Athen stand Ringen in der heutigen griechisch-römischen Stilart erstmals mit nur einem Wettbewerb und ohne Beschränkung des Körpergewichts auf dem Programm. Das Freistilringen folgte dann bei den Spielen 1904 in St. Louis. Der Unterteilung in Stile folgten 1908 bei Olympia in London erstmals auch Einteilungen in Klassen. Diese wurden immer wieder modifiziert und seit 2002 gelten die aktuellen Gewichtsklassen. Bei den Frauen sind es vier, bei den Männern sieben. Das Frauen-Ringen wurde allerdings erst 2004 in das Olymipa-Programm aufgenommen.
Wettkampfdisziplinen und Regeln
Bei Olympia werden Wettkämpfe im griechisch-römischen Stil und im Freistil ausgetragen. Im griechisch-römischen oder auch klassischen Ringen sind nur Griffe bis zur Gürtellinie erlaubt. Der Einsatz der Beine ist in dieser Disziplin verboten. Der Freistil hingegen gestattet Griffe am ganzen Körper. Da der gesamte Körper als Angriffsfläche gilt, sind Angriffe mit und an den Beinen hierbei erlaubt. Die Regeln gelten im Stand- wie auch im Bodenkampf. Gerungen wird in beiden Disziplinen auf einer Matte mit einer Kampffläche von 7 m².
Ziel beim Ringen ist es, den Gegner aus dem Stand in die Bodenlage und mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen. Als Techniken kommen dabei Würfe, Schleudern und Hebel zum Einsatz. Schlagen, Treten, Stoßen und Würgen ist verboten. Die Kampfleitung und die Wertung der Griffkombinationen übernimmt ein Kampfrichter. Gekämpft wird über drei Runden zu je zwei Minuten Kampfzeit. Eine Runde entscheidet der Kämpfer für sich, der am Ende der Kampfzeit die meisten Punkte gesammelt hat. Den Kampf wiederum gewinnt derjenige Ringer, der mindestens zwei Runden für sich entscheiden konnte. Wird ein Ringer „geschultert“ ist der Kampf sofort beendet und der Kontrahent ist der Sieger.
Aktuell
Im Februar 2013 hat die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) überraschend beschlossen die Sportart aus dem Olympia-Programm für die Sommerspiele 2020 zu streichen. Begründet wurde diese Entscheidung des IOC mit niedrigen Werten, die das Ringen bei einer detaillierten Analyse aller 26 olympischen Sommersportarten bekam. Untersucht wurden dabei insgesamt 39 Kriterien wie TV-Quoten, Zuschauerzahlen, Ticketverkäufe, Verbreitung, Mitgliederzahlen und Attraktivität bei Jugendlichen.
Bei der aktuellen EM im georgischen Tiflis haben die Ringer vor der endgültigen Entscheidung des IOC im September 2013 noch ein letztes Mal die Chance zu zeigen, wie attraktiv der Mattensport sein kann. Für die Zuschauer und das Fernsehen soll der Ringkampf in Zukunft mehr Action und mehr Kampf anstatt ausgefeilter Taktik bieten. Neue Regeln sollen her, um die altmodische Sportart zu „entstauben und zu modernisieren“, sagt Nenad Lalovic. Der Serbe fungiert seit knapp drei Wochen als Interims-Präsident des Ringer-Weltverbands Fila.
Die weltweite Ringer-Gemeinde hat mit Entsetzen und Protest auf die Entscheidung des IOC reagiert. Der ehemalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der in seiner Jugend selbst als Ringer auf der Matte kämpfte, ist extra nach Teheran gereist, um für die Sportart zu werben. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin setzt sich für den Verbleib der Sportart im olympischen Programm ein. Der deutsche Ringer-Verband will mithilfe von PR-Aktionen auf das Aussterben seiner Sportart aufmerksam machen. Mehr dazu gibt’s unter diesem Link: http://www.ringen-um-olympia.de/de/home/index.html
Noch bis Sonntag wird in Tiflis um die Medaillen gerungen. Am 19. Mai will sich die Sportart dann noch einmal vor der IOC-Exekutive präsentieren.