
Pisten selbst gemacht – Alles rund um den Kunstschnee
- Christian Riedel
Wie wichtig genug Schnee auf der Piste ist, fällt einem in der Regel nur dann auf, wenn keiner mehr liegt. Damit man vom Opening bis zum Saisonabschluss nicht auf Gras und Steinen herum rutschen muss, stecken die Betreiber der Skigebiet eine Menge Arbeit, Zeit und Geld in die Herstellung von Kunstschnee. Dabei reicht es nicht, bei Bedarf die Schneekanonen anzuwerfen. Wenn man das machen würde, wäre es längst zu spät.
„In der Regel beginnen wir bereits Anfang November damit, Schnee zu erzeugen“, erklärt Alfred Stadelwieser, der Pistenchef im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis. „Dieser Schnee wird zunächst in Schächten gelagert oder zu Haufen aufgeschüttet, wo sie langsamer schmelzen. Das hat den Vorteil, dass wir bei Bedarf dann genug Schnee haben, um die Pisten entsprechend zu präparieren.“ Das hat in der Vergangenheit auch gut geklappt. So war Serfaus-Fiss-Ladis im schneearmen Herbst 2011 neben Ischgl das einzige Skigebiet in Österreich, das sein Opening wie geplant am ersten Dezemberwochenende durchführen konnte.
Bei rund 204 Pistenkilometern ist hier eine Menge Kunstschnee nötig, um das gesamte Gebiet mit ausreichend Schnee zu versorgen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Kunstschnee erst ab einer Temperatur von rund minus vier Grad Celsius produziert werden kann. Zwar gibt es mittlerweile auch ein Verfahren, bei dem mit Hilfe von Chemikalien Kunstschnee auch bei einem Grad Plus erzeugt werden kann, doch viele Skigebiete, wie auch Serfaus-Fiss-Ladis, verzichten auf diese Methode.
Woher kommt der Schnee?
Ein Kubikmeter Wasser reicht je nach Temperatur, um zwei bis drei Liter Schnee zu erzeugen. "In Serfaus benutzen wir dafür ausschließlich Schmelzwasser vom letzten Winter", erklärt der Schneeexperte. Wie viel Piste man damit beschneien kann, hängt unter anderem davon ab, wie steil diese ist, wie warm es ist, ob Wind die neuen Flocken verweht und welcher Untergrund darunter liegt: „Auf Gras reichen normalerweise schon 20 Zentimeter Kunstschnee, damit man gut darauf fahren kann“, erklärt Stadelwieser. Auf einem steinigen Untergrund ist mehr Schnee nötig. „Liegt die Piste auf felsigem Untergrund ist mindestens ein halber Meter nötig, damit man nicht Gefahr läuft, über einen Stein zu fahren.“
Liegt einmal Schnee, wird nur noch punktuell ergänzt. Dafür gibt es entweder Schneekanonen oder Schneelanzen, die wahrscheinlich jeder schon einmal am Pistenrand hat stehen sehen. Was eingesetzt wird, hängt von der Art der Piste ab. „Mit Lanzen kann man den Schnee gezielter verteilen. Daher setzt man die eher auf schmalen Pisten oder Ziehwegen ein. Dafür sprühen die Lanzen auch nur bis 40m weit“, erklärt der Pistenchef. „Mit Schneekanonen kann man einen weiteren Bereich beschneien. Sie tragen bis zu 120m weit und sind außerdem schwenkbar. Daher werden die Kanonen eher auf breiten Pisten eingesetzt.“
Und die Kosten?
Ob man nun Lanzen oder Kanonen einsetzt, ist auch eine Preisfrage. Die Lanze kostet laut Stadelwieser rund 4-5.000 Euro, bei der Kanone ist man pro Stück bis zu 27.000 Euro los. Dafür benötigt man auf einer Piste auch weniger Kanonen. Lanzen müssen rund alle 40m aufgestellt werden, bei Kanonen reichen 80m. Und wie erwähnt kommt es auch auf die Oberfläche an, was nun für jede Abfahrt besser geeignet ist.
Die Anschaffungskosten sind der eine, die Betriebskosten sind der andere große Kostenfaktor. „Pro Kubikmeter Wasser müssen zwischen 5 und 15 Euro aufgewendet werden“, erklärt Stadelwieser. „Die Kosten sind ausschließlich für die Energie notwendig, die man fürs Pumpen des Wassers aus den Reservoirs zu den Schneeerzeugern benötigt. Wie hoch diese sind, hängt auch davon ab, wie weit die Wasservorräte von der Schneekanone entfernt sind.“ Das Wasser selber kostet in Serfaus-Fiss-Ladis hingegen keinen Cent. „Wir benutzen ausschließlich Schmelzwasser für die Schneegewinnung“, sagt Stadelwieser. „Das Wasser hat Trinkqualität und wird zweimal im Jahr kontrolliert, damit keine Schadstoffe in den Schnee und später auf die Wiesen gelangt. Es wird nur gefiltert, damit die Düsen nicht verstopfen, sonst machen.
Gerade die Kosten werden oft unterschätzt, können aber auch nicht pauschal berechnet werden. In Serfaus-Fiss-Ladis beispielsweise wurden laut dem Pistenchef in der Saison 2011/2012 rund 420.000 Kubikmeter, also 420 Millionen Liter, Wasser für die Beschneiung eingesetzt. Ein Kubikmeter kostet zwischen 5 und 15 Euro. Das bedeutet, dass alleine die Beschneiung in der letzten Saison zwischen 2,1 und 6,3 Millionen Euro gekostet hat. Die Kosten für die Lanzen, Kanonen, Wartung, Leitungen und Reparatur noch nicht eingerechnet.