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Das Sportjahr 2011 im Rückblick (Teil 2) – Juli bis Dezember
- Marco Heibel
Juli 2011 – Kein Sommermärchen 2011, kein Wintermärchen 2018
Die erste Juli-Hälfte steht im Zeichen der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland. Titelverteidiger und Top-Favorit Deutschland ist sichtlich gehemmt von der Erwartungshaltung und scheidet bereits im Viertelfinale mit 0:1 nach Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Japan aus.
Hängende Köpfe in München, Jubel in Pyeongchang: Das Internationale Olympische Komitee vergibt die Olympischen Winterspiele 2018 in die südkoreanische Kleinstadt. Die bayerische Landeshauptstadt lieferte zwar eine begeisternde und herzliche Präsentation ab, hatte aber von vornherein einen schweren Stand gegen Pyeongchang, das zuvor bereits in zwei Anläufen gescheitert war.
Der Serbe Novak Djokovic sichert sich den Sieg beim prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt in Wimbledon. Überhaupt dominiert der „Djoker“ das Tennisjahr: Er gewinnt drei der vier Grand Slam-Turniere, bleibt vom Saisonstart weg 41 Matches in Serie ungeschlagen und beendet das Tennisjahr folgerichtig als unangefochtene Nummer 1 der Weltrangliste.
Deutschland enttäuscht bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Shanghai. Die einzige Goldmedaille holt Thomas Lurz im 5km-Freiwasserschwimmen. Erfolgreichster deutscher Beckenschwimmer ist Paul Biedermann, der zweifache Weltmeister von 2009, mit vier Bronzemedaillen. Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen holt „nur“ einmal Bronze in der Staffel und erntet viel Kritik für ihre vorzeitige Abreise.
Erfolgreicher läuft es bei der Triathlon Challenge in Roth für den Rostocker Andreas Raelert. Über die Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, Marathonlauf) verbessert er die Weltbestzeit bei den Herren auf 7:41:33 Stunden. Bei den Damen stellt die Britin Chrissie Wellington in 8:18:13 Stunden ebenfalls eine neue Weltbestzeit auf.
Der Sieg bei der 98. Tour de France geht an den Australier Cadel Evans. Der 34-jährige „ewige Zweite“ verweist das Brüderpaar Andy und Fränk Schleck aus Luxemburg auf die Plätze. Der von
Dopinggerüchten umwitterte dreifache Sieger Alberto Contador aus Spanien wird nur Fünfter.
August 2011 – Höher, schneller, weiter
Keine Blöße gibt sich die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Herren bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach. Der Olympiasieger gewinnt alle seine fünf Spiele und sichert sich in souveräner Manier den siebten Titel bei Kontinentalmeisterschaften. Die deutschen Damen machten es kaum schlechter in Mönchengladbach. Die Mannschaft um Spielführerin Fanny Rinne muss sich erst im Finale den Niederländerinnen geschlagen geben.
Bei der Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea dreht sich wieder einmal alles um Supersprinter Usain Bolt – und das, obwohl der Jamaikaner im 100m-Finale nach einem Fehlstart disqualifiziert wird. Dafür holt er sich aber Gold über die 200 Meter und mit der 4x100m-Staffel. Das deutsche Team trumpft mit 7 Medaillen auf (3x Gold, 3x Silber, 1x Bronze). Vor allem bei den Werfern ist der DLV Weltspitze: Robert Harting (Diskus), Matthias de Zordo (Speer) und David Storl (Kugel) sind nicht zu schlagen. Bemerkenswert ist, dass die Goldmedaillen ausschließlich von Männern geholt wurden. Normalerweise sind die deutschen Leichtathletinnen eine Bank für Titel.
Auch bei der Kanu-WM in Szeged/Ungarn ist Deutschland erfolgreich. In der Nationenwertung belegen die Athleten des Deutschen Kanu Verbands hinter den Gastgebern den zweiten Platz mit 6 Gold-, 3 Silber- und 4 Bronzemedaillen. Das ist auch deshalb wichtig, weil bei der WM bereits 70 Prozent der Olympia-Tickets für London 2012 vergeben werden. Für die Spiele scheinen die deutschen Kanuten also gut gerüstet. Ähnlich gut in Form sind im August auch die deutschen Ruderer bei der WM in Bled/Slowenien. Vor allem die Goldmedaille in der Königsdisziplin Achter mit Steuermann sticht hervor.
Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner besteigt als erste Frau alle Achttausender Berge der Welt ohne Sauerstoff.
September 2011 – Neue Sieger
Bei der Basketball-Europameisterschaft der Herren in Litauen gelingt der deutschen Nationalmannschaft keine Überraschung, auch die NBA-Stars Dirk Nowitzki und Chris Kaman können das Aus in der Zwischenrunde nicht verhindern. Deutschland wird nur Neunter und verpasst das Olympia-Ticket. Den Titel holen sich die Spanier.
Bei der Kanuslalom-WM in Bratislava/Slowakei gewinnt Deutschland Team-Gold in der Klasse K-1. Fünf Medaillen bedeuten eine ordentliche Bilanz. Bester Einzelstarter ist Nico Bettge mit Silber im Einer-Canadier.
Der erst 17-jährige Hamburger Philipp Köster wird erster deutscher Surfweltmeister. Nur Surf-Legende Robby Naish war bei seinem ersten Titelgewinn noch jünger.
Judith Arndt und Tony Martin bescheren dem Bund Deutscher Radfahrer bei der Straßenrad-WM in Kopenhagen zwei Goldmedaillen im Einzelzeitfahren der Senioren. Auch im Straßenrennen gibt es Edelmetall: Sprinter André Greipel gewinnt ebenso Bronze wie Ina-Yoko Teutenberg.
Tennis-Profi Philipp Petzschner gewinnt an der Seite des Österreichers Jürgen Melzer die Doppelkonkurrenz bei den US Open. Es ist bereits der zweite Grand Slam-Titel des Duos.
In Berlin fällt offiziell die Weltbestzeit im Marathonlauf. Patrick Makau Musyoki aus Kenia triumphiert in 2:03:38 Stunden.
Am 7. September kommt die gesamte Mannschaft des Eishockeyteams Lokomotive Yaroslawl bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Im Kader des russischen Teams stand auch der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich.
Oktober 2011 – Altbekannte Sieger, tragische Unfälle
Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel verteidigt seinen WM-Titel bereits vier Rennen vor dem Ende der Saison. Dafür genügt dem Heppenheimer ein zweiter Platz beim Großen Preis von Japan. Überhaupt war es eine Saison der Rekorde für den 24-jährigen, der sich nun auch jüngster Doppelweltmeister aller Zeiten nennen darf: 15 Pole Positions in einer Saison hat noch nie zuvor ein Pilot geschafft. Nur bei einem einzigen Rennen kam Vettel nicht ins Ziel. Insgesamt gewann er 11 von 19 Grand Prix und landete noch sechs weitere Male auf dem Podium.
Gastgeber Neuseeland triumphiert bei der Rugby-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Das Mammut-Turnier dauert fast sieben Wochen. Bis zum Finale souverän, wird das Endspiel gegen Frankreich zu einer Zitterpartie für die „All Blacks“, die letztlich mit 8:7 die Oberhand behalten.
Die deutschen Volleyballerinnen überraschen bei der Europameisterschaft in Italien und Serbien mit Platz zwei. Deutschland gewinnt bis zum Finale alle Partien, dort scheitern Angelina Grün & Co. jedoch mit 2:3 an den Serbinnen, die man in der Vorrunde noch klar im Griff hatte.
Bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii muss sich der deutsche Triathlon-Star Andreas Raelert zum dritten Mal knapp geschlagen geben. Nach einem dritten und einem zweiten Platz wird er 2011 Dritter hinter den Australiern Craig Alexander und Pete Jacobs. Bei den Damen triumphiert erwartungsgemäß die Britin Chrissie Wellington. Es ist ihr vierter Sieg auf Hawaii in den letzten fünf Jahren.
Für den Motorsport ist der Oktober ein schwarzer Monat: Beim letzten Rennen der Indycar-Serie in Las Vegas verstirbt am 16.10. der Brite Dan Wheldon bei einer Massenkarambolage. Eine Woche später stürzt der italienische Motorrad-Ex-Weltmeister Marco Simoncelli (Italien) beim Großen Preis von Malaysia von seiner Maschine. Er wird von zwei nachfolgenden Motorrädern überrollt und erliegt seinen schweren Kopf- und Genickverletzungen.
November 2011 – Schneller als der Rest der Welt
Nur zwei Wochen nach Simoncellis Tod werden die WM-Titel im Motorradsport vergeben. Den Titel in der zweitgrößten Klasse, der Moto2, sichert sich der 21-jährige Stefan Bradl. Es ist der erste WM-Titel für einen deutschen Motorradfahrer seit 18 Jahren.
Der Franzose Sébastien Loeb sichert sich zum achten Mal in Folge (!) den Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft. Allerdings machte er es 2011 so knapp wie lange nicht mehr. Loeb gewann „nur“ 5 Rennen und hatte am Ende lediglich acht Punkte mehr auf dem Konto als der Finne Mirko Hirvonen.
Springreiter Ludger Beerbaum sichert sich den Titel bei der Riders Tour 2011. Insgesamt landen fünf deutsche Springreiter in den Top 7.
Auch der November ist ein trauriger Monat für den Sport: Am 7. November verstirbt der ehemalige Box-Schwergewichtsweltmeister Joe Frazier an Leberkrebs. Auch „Smokin' Joes“ alter Widersacher Muhammed Ali, der selbst von der Parkinson-Krankheit gezeichnet ist, erweist ihm am Grab die letzte Ehre. Am 27. November nimmt sich der walisische Nationaltrainer Gary Speed im Alter von 42 Jahren das Leben. Erst eine Woche zuvor hatte der Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati einen Suizidversuch unternommen.
Dezember 2011 – Nicht nur das Jahr sagt „Servus“
Die Auslosung für die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beschert der deutschen Nationalmannschaft mit den Niederlanden, Portugal und Dänemark schwere Gegner in der Vorrunde.
Deutschlands Biathlon-Star Magdalena Neuner erklärt ihren Rücktritt zum Ende der Saison. Die 24-jährige hat in ihrer kurzen Karriere bereits alles erreicht (zweimal Olympiagold, zehn WM-Titel, zwei Gesamtweltcups) und möchte sich wieder mehr ihrem Privatleben widmen.
Die brasilianische Fußball-Legende Socrates verstirbt im Alter von 57 Jahren an einer Sepsis in Folge einer Darminfektion.