
Was ist eigentlich der Salary Cap?
- Marco Heibel
Wie gut oder schlecht der Salary Cap funktioniert, lässt sich derzeit am Beispiel der nordamerikanischen Basketball-Profiliga (NBA) ablesen. Dort, wie im Übrigen auch in der der American Football-Liga NFL, der Eishockey-Liga NHL oder der Fußballliga MLS, ist er seit Jahren etabliert und sorgt in schöner Regelmäßigkeit für Streiks, die teilweise sogar darin münden, dass ganze Spielzeiten ausfallen. Dabei hat der Salary Cap auf dem Papier viele Vorteile.
Vorteile des Salary Cap
In Zeiten von explodierenden Gehältern und wachsenden Schuldenbergen im Sport ist eine verbindliche Gehaltsobergrenze, die für alle Mitglieder einer Liga gilt, grundsätzlich eine mehr als vernünftige Lösung. Nicht von ungefähr wird beispielsweise auch im europäischen Vereinsfußball immer wieder über eine Einführung des Salary Cap diskutiert.
Ziel dieser Beschränkung ist es, Gehaltskosten zu kontrollieren und ausgeglichene finanzielle Rahmenbedingungen zwischen den Klubs zu schaffen. Schließlich verhindert eine Gehaltsobergrenze auf dem Papier, dass einzelne Vereine drei, vier oder fünf Superstars in ihren Reihen beschäftigen. Der Wettbewerb soll so weitgehend ausgeglichen und spannend bleiben.
So weit, so gut. Das Problem ist jedoch, dass die Salary Caps in Tarifverhandlungen zwischen Spieler- und Ligavertretern festgelegt werden. Und wenn sich beide Seiten nicht einig werden – so wie aktuell in der NBA – ist die Aussperrung der Spieler durch die Vereine (Lockout) die Konsequenz. Der Spielbetrieb kann erst wieder aufgenommen werden, wenn sich beide Seiten auf einen Kompromiss einigen.
Spielräume beim Salary Cap – Regelung ein bloßer Witz?
Allerdings ist es mit der Grenzziehung beim Salary Cap nicht immer so weit her. In der NBA gibt es zahlreiche Ausnahmeregelungen (soft caps), unter denen auch höhere Gehälter gezahlt werden können. So darf ein Verein beispielsweise neue Verträge mit vereinslosen Profis (Free Agents) abschließen, die den Spielern exakt den Liga-Durchschnittslohn zusichern – auch wenn der Verein dadurch die Obergrenze überschreitet. Im letzten Jahr betrug der Durchschnittslohn in der Liga übrigens rund 6 Millionen US-Dollar...
Hinzu kommen noch einige andere Sonderregeln, die es Spielern sogar erlauben, zu horrenden Summen Verträge zu unterschreiben und damit den Salary Cap ad absurdum zu führen. Um dem entgegenzuwirken, hat die NBA vor einigen Jahren eine Luxussteuer eingeführt. Diese haben diejenigen Teams zu bezahlen, die ihren Salary Cap deutlich überschreiten. Und das kann teuer werden: So haben die New York Knicks in der Saison 2005/06 bei einem Salary Cap von 49,5 Millionen 124 (!) Millionen Dollar an Gehältern gezahlt. Dadurch wurde eine Luxussteuer von 62,3 Millionen Dollar an die NBA fällig, welche diese unter den Teams aufteilt. Man sieht also: Das System des Salary Cap funktioniert – irgendwie zumindest. Ob es das Alleinseligmachende ist, sei aber dahin gestellt.