Laufstrecken am Computer vermessen
- Marco Heibel
Eines vorab: Keine der folgenden Seiten kann mit einem guten GPS-Gerät konkurrieren. Ein GPS ist zwar auch nicht zu 100 Prozent präzise, liefert aber überaus verlässliche Werte und zeichnet selbst im dichten Wald die Bewegungen des Sportlers oft lückenlos auf – und das auch noch live. Der einzige „Haken“ ist der recht hohe Anschaffungspreis von mehreren hundert Euro.
Wer nach kostenlosen Wegen sucht, wird im Internet fündig. Viele Seiten bieten den Service, Strecken zu vermessen. Die meisten operieren auf der Basis von Google Maps. Ihr größter Nachteil ist logischerweise, dass man Streckenlänge, Höhenmeter und Co. nur vor oder nach dem Training ermitteln kann. Weiterhin kann man bei der Streckenmessung im Internet auch unbewusst schnell ein paar Meter dazu addieren oder wegschwindeln.
Noch eine Anmerkung: Natürlich sind auch die großen Routenplaner für den Straßenverkehr (z.B. Falk, map24 & Co.) in der Lage, Strecken zu messen. Sie fehlen aber in der folgenden Auflistung, weil sie voraussetzen, dass man sich nur auf befestigten, von Autos befahrbaren Straßen bewegt. Auch eine flexible Routenänderung ist nicht möglich.
Hier sind die fünf größten Anbieter zur Streckenmessung am Computer
Google Maps
Der Klassiker. Mit Google Earth (seit 2004) hat der Internet-Gigant Google das Web verändert. Auf dem Abfotografieren der Welt basiert auch das kostenlose Stadtplan- und Routenplaner-Programm Google Maps, das gegenüber klassischen Online-Routenplanern zwei Vorteile besitzt: Zum einen kann man bei Google Maps seine Wunschrouten nicht nur für Kraftfahrzeuge, sondern auch für den Fußweg berechnen lassen. Zum anderen kann man die Route durch Ziehen der berechneten Linie seinen Wünschen ein Stück weit anpassen.
Das reicht für die Bedürfnisse der meisten Sportler jedoch nicht. Denn üblicherweise legt man als Läufer, Radler oder Skater eine Runde zurück. Man startet bei sich zu Hause – oder an einem beliebigen anderen Startpunkt – und kommt dort auch wieder an. Runden lassen sich bei Google Maps aber nicht simulieren, weil die Option „über“ oder „Zwischenstation“ fehlt. Gibt man aber eine identische Start- und Zieladresse ein, ist der berechnete Weg unter diesen Voraussetzungen logischerweise 0 Meter.
Und selbst wenn man tatsächlich nur von A nach B möchte, Start- und Zielpunkt also nicht identisch sind, erkennt Google nur solche Routen an, die auch als Straße oder Weg im System verzeichnet sind. Es gibt also keine Freiheit für Abweichungen.
Fazit: Google Maps mag ein guter Routenplaner und Stadtplan sein, etwa wenn man bestimmte Locations in seiner Nähe sucht. Zur Vermessung von Trainingsrouten ist das System aber nur schlecht geeignet, selbst wenn man ein Smartphone beim Sport mit sich führen sollte. Da hilft es auch wenig, dass dank der Satellitenfotografie auch viele Feinheiten in der Natur von oben zu sehen sind, wie Schleichwege oder Singletrails.
Was man also braucht, ist ein System, das auf Google Maps basiert, dem Nutzer zugleich aber die Freiheit lässt, den Weg selbst festzulegen. So wie die folgenden vier…
Laufstrecke-messen.de
Zumindest bei der Wahl der Domain hatte Laufstrecke-messen.de schon einmal ein gutes Händchen. Und in der Tat ist bei der Seite der Name Programm. Gleich zu Beginn fällt positiv auf, dass Laufstrecke-messen.de kostenlos ist, nicht einmal eine Registrierung ist nötig.
Man gibt seinen Startpunkt ein und kann gleich mit der Messung beginnen. Per Maus-Doppelklick markierst Du die einzelnen Streckenpunkte, dank der Zoom-Funktion kannst Du den Bildausschnitt so detailreich darstellen, dass Dir kaum ein Streckenpunkt entgeht. Bereits beim Erstellen der Route wird Dir die aktuelle Streckenlänge angezeigt. Fehler lassen sich einfach rückgängig machen. Wenn Du fertig bist, kannst Du die Strecke per Klick speichern. Dann wird dir eine URL angezeigt, unter der Du die Strecke jederzeit wieder aufrufen kannst. Auch das Verschicken der gespeicherten Route per E-Mail an Freunde ist möglich, falls die den Kurs auch mal probieren möchten. Positiv auch: Auf Wunsch wird noch ein Höhenprofil erstellt. Allerdings fehlt hier leider eine Angabe der gesamt bewältigten Höhenmeter.
Fazit: Theoretisch kannst Du jeden Punkt der Welt markieren, also überspitzt ausgedrückt auch über das Wasser laufen. Das hat natürlich auch den Nachteil, dass man seine Streckenpunkte schon sehr genau setzen muss, um keine falschen Werte zu erhalten. Alles in allem bietet Laufstrecke-messen.de aber einen guten Service für jeden, der ohne GPS-Uhr auskommen kann, will oder muss.
Gmap-Pedometer.com
Gmap-Pedometer.com ist ein US-amerikanischer Anbieter. Das wird neben der .com-Domain und der englischen Sprache auch daran deutlich, dass man beim Aufrufen der Seite zunächst eine Karte der USA vor sich hat. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht, weil man in der Suchmaske jeden beliebigen Ort der Welt als Startort auswählen kann. Nachdem man sich bei der Einheit zwischen Kilometern und Meilen entschieden hat, kann es losgehen.
Auch Gmap-Pedometer.com verwendet Karten von Google. Der große Unterschied zu allen anderen Anbietern besteht darin, dass man zwischen freier und automatisierter Routenwahl wählen kann. Das hat durchaus Vorteile. Solange man sich auf befestigten Straßen bewegt, passt sich die automatisierte Route selbsttätig der Straßenführung (und der Ideallinie) an. Weicht man ab von der befestigten Straße, kann man unkompliziert auf die freie Auswahl umsteigen. Die Messung läuft trotzdem weiter. Durch diese Technik gewinnt die Messung an Präzision. Außerdem geht sie schneller von statten, weil Du weniger Punkte markieren musst.
Negativ: Es gibt keine Höhenmessung (vor allem für Radrennfahrer interessant), „nur“ eine Anzeige der Streckenlänge. Außerdem muss man sich – wenn auch kostenfrei – registrieren, um eine Route speichern zu können (URL kopieren und dann bei Bedarf wieder aufrufen).
Fazit: Das beste, weil komfortabelste Tool in der Ermittlung der Streckenlänge, Minuspunkte für die Registrierungspflicht und das Fehlen von Höhenmeterangaben.
Run2web.de
Run2web.de ist von der Handhabung her das schlechteste der vorgestellten Tools. Beim Markieren der Streckenpunkte ist extrem viel Zielgenauigkeit erforderlich, sonst macht man schnell unfreiwillig Schlangenlinien. Und die können sich bei einer Strecke von beispielsweise 10 Kilometern schnell zu ein paar hundert Metern Abweichung aufaddieren. Ansonsten sind die Unterschiede zu den anderen Portalen marginal, sowohl was die Anwahl des Startpunktes als auch das Speichern der Strecken angeht.
Der Makel der unpräzisen Handhabung lässt sich jedoch nicht mehr ausgleichen. Daran ändert auch der angenehme Aspekt nichts, dass die Wahl des jeweils nächsten Streckenpunktes mit nur einem einzigen Klick geschieht.
Optional kann man sich bei run2web.de kostenfrei registrieren und seine Trainingsrunden mit anderen teilen und ihnen seinen „Kilometerstand“ mitteilen. Das kann motivierend und anspornend wirken.
Jogmap.de
Bei jogmap.de sollte man den größten „Nachteil“ gleich zu Beginn nennen, weil man sofort auf ihn aufmerksam wird: Um seine Lauf-, Rad- oder Skatestrecke abzumessen, muss man sich erst kostenfrei registrieren.
Doch das kann sich vor allem diejenigen lohnen, die das Höhenprofil ihrer Strecken detailliert dargestellt bekommen möchten. Hier setzt sich jogmap von der Konkurrenz ab. Ist eine Strecke einmal vermessen und gespeichert, werden einem nicht nur Höhenprofil, sondern auch die absolvierten Höhenmeter sowie die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Streckenpunkt angezeigt. Zudem kann man die Strecke im Höhenprofil virtuell abfahren.
Weiterer Vorteil: In seinem Profil kann man theoretisch unendlich viele Strecken speichern. Das ermöglicht auch das unkomplizierte Führen eines Online-Trainingstagebuchs auf jogmap. Wer all seine Trainingsrouten anlegt, kann sie später nach einem absolvierten Lauf durch einfaches Anklicken bestätigen und hat so immer seinen Kilometerstand und vieles mehr im Blick. Weitere Features (z.B. Wetter zur Trainingszeit oder Kilometerstand des Laufschuhpaares) sind ebenfalls enthalten.
Fazit: Einzig in der automatisierten Anpassung an befestigte Wege hat ein Konkurrent (Gmap-Pedometer) die Nase vorn, ansonsten weiß jogmap die Wünsche des GPS-losen Ausdauersportlers am besten zu befriedigen – zumal deutschlandweit bereits mehr als 1 Millionen Strecken von den Usern angelegt sind, die man sich anschauen und ausprobieren kann.