Rezension: Gewalt ist eine Lösung - Das Hörbuch riva Verlag

Rezension: Gewalt ist eine Lösung - Das Hörbuch

  • Nils Borgstedt
Polizist und Hooligan – zwei „Berufe“, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen und doch vereinen ließen. Acht Jahre lang lebte Stefan Schubert wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Tagsüber Gesetzeshüter, nach Dienstschluss Gesetzesbrecher. Im Riva-Verlag ist das Hörbuch seines Romans „Gewalt ist eine Lösung“ erschienen.

Nach dem großen Erfolg des Buches „Gewalt ist eine Lösung“ ist im Riva-Verlag das zugehörige Hörbuch erschienen, gelesen von Fabian Gröver. Stefan Schubert berichtet aus seinem geheimen Doppelleben als Polizist und Hooligan. Acht Jahre lang hat der ehemalige Polizeiobermeister wochentags seinen Beruf ausgeübt, bevor er sich abends und am Wochenende als Hooligan durch die Republik und Europa prügelte, unentdeckt von seinen Kollegen der Polizei.

Detailliert, unverblümt spricht Schubert über Schlägereien, Motive – die nicht immer vorhanden waren – und seine Gefühle, wenn er Nasen brach und Kiefer zertrümmerte. Brutal war Schuberts Verhalten, brutal sind seine Beschreibungen. Den Kick, den ihm Schlägereien gegeben haben, das Gefühl nach einem „Sieg“ – Schubert hat durch die Gewalt einen Lustgewinn und eine Macht bekommen, die ihn zuschlagen ließ, ohne nachzudenken.

Schubert gibt einen Einblick in zwei Welten, die sich in gewisser Weise ähneln – auch, wenn sie es eigentlich nicht dürften, sagen wir besser sollten. Gehorsam, Disziplin, Kameradschaft und Hierarchie erfährt Schubert sowohl in der Hooligan-Verbindung Blue Army Bielefeld, als auch während seiner Ausbildung beim BGS. „Einer für alle, alle für einen wie bei meinen Kameraden auf der Tribüne.“, schreibt Schubert über seine Polizeiausbildung. Und auch die Gewalt wird beim BGS akzeptiert. Nach einer Discoschlägerei mit holländischen Nato-Soldaten berichtet Schubert:

„Die Schlägerei sprach sich bis zu unseren Vorgesetzten herum. Erstaunlicher Weise hatten die jedoch überhaupt kein Problem mit diesem Scharmützel. Sie bläuten uns lediglich zwei Dinge ein: Handeln Sie sich keine Anzeige ein. […] Der zweite Rat war noch deutlicher: Wenn Sie schon glauben, sich prügeln zu müssen, dann gewinnen Sie wenigstens. Sie wollen doch nicht den tadellosen Ruf des Bundesgrenzschutzes beflecken.“

Ein Hooligan bei der Polizei, acht Jahre lang und dabei unentdeckt. Was unglaublich klingt, hat Schubert erlebt. Dass seine Kollegen ihn gedeckt haben, wird von der Bielefelder Polizei bestritten [vgl. Spiegel-Online: Der Polizist, der Hooligan war von Jörg Diehl]. Beim Hören des Hörbuchs kann ein anderer Eindruck entstehen. Gedeckt ist vielleicht zu viel gesagt, aber aktiv gegen Schubert vorgegangen ist niemand.

Die Thematik des Hörbuches ist spannend, man sitz gefesselt vor den Boxen. Immer wieder allerdings auch kopfschüttelnd. Die verherrlichende Ausführung von Gewalteskapaden, Beschreibungen, wie man grinsend jemanden zusammenschlägt, sich schlagen um des Schlagens Willen, all dies ist bei mir auf Unverständnis gestoßen und für mich nur schwer nachzuvollziehen. Nichtsdestoweniger ist das Hörbuch empfehlenswert, wenn man - und dieser Zusatz ist wichtig – sich in Lage fühlt, kritisch über den Einsatz von Gewalt zu reflektieren.

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