WM-Kolumne von Marina Hegering (Teil 1) Alexander Klaus/pixelio.de

WM-Kolumne von Marina Hegering (Teil 1)

  • Redaktion
Jetzt geht die Frauenfußball-WM los! Heute um 18.00 Uhr eröffnet das deutsche Team die Weltmeisterschaft im eigenen Land gegen Kanada. Ich freue mich schon wie ein kleines Kind auf dieses Spiel, bei dem ich live dabei sein werde. Die Vorbereitung lief gut, die Stimmung in der Mannschaft ist super – das Eröffnungsspiel kann also kommen.

Vor allem kann das Eröffnungsspiel deshalb kommen, weil die Vorbereitung der Mannschaft optimal verlaufen ist. In den letzten Tagen konnte ich leider nicht mehr so viel mit den Spielerinnen telefonieren, aber davor konnten mir alle berichten, wie abwechslungsreich die Vorbereitung war, dass sie sehr zufrieden sind und sich absolut fit fühlen für das Turnier. Wie gut die Vorbereitung verlaufen ist, hat man ja auch in den Testspielen vor der WM erkennen können. Drei souveräne Siege gegen Nordkorea, Italien und die Niederlande. Und selbst in einem Spiel wie gegen Norwegen – das letzte Testspiel – in dem man lange nicht zum Torerfolg kam, hat die Mannschaft Geduld gezeigt und dann eiskalt innerhalb von ein paar Minuten drei Mal zugeschlagen.

Die späten Tore haben auch gezeigt, was die Mannschaft unter anderem auszeichnet. Das deutsche Team ist auf allen Positionen doppelt gut besetzt. Da reißt auch mal eine noch junge Alexandra Popp nach ihrer Einwechslung das Ruder rum. Kurz um: Einwechslungen im deutschen Team sind kein Qualitätsverlust, sondern können in vielen Fällen noch positives bewirken. Das sind einfach 21 Top-Spielerinnen, von denen man bedenkenlos alle aufstellen kann. Außerdem ist Silvia Neid der Mix zwischen älteren, erfahrenen und frischen, jungen Spielerinnen sehr gut gelungen. Eine Birgit Prinz oder Inka Grings sind sicherlich nicht aus der Mannschaft wegzudenken. Dazu bringen Spielerinnen wie Kim Kulig, Simone Laudehr oder die bereits angesprochene Alexandra Popp frischen Wind mit ins Team. Die einzige Überraschung in der Kaderzusammenstellung war für mich die Nicht-Nominierung von Sonja Fuss, da sie eine Spielerin war, die eigentlich immer gesetzt war. Aber ich kenne weder Silvia Neid, noch die Umstände, sodass ich mir darüber kein Urteil bilden kann.

Der Gegner

Wie dem auch sei – die Spielerinnen, die heute ab 18.00 Uhr auf dem Platz stehen, müssen hoch konzentriert ihre Aufgabe erledigen. Und das wird gegen Kanada sicher nicht leicht. Mannschaften tendieren grundsätzlich eher dazu, sich gegen die „großen“ Deutschen erst einmal hinten rein zu stellen. Aber das sind die Mädels gewohnt und können sich wahrscheinlich gut darauf einstellen. Ansonsten haben sich die Kanadierinnen gut entwickelt. Das ist eine sehr athletische aber auch robuste Mannschaft, die traditionell eine andere Art von Fußball spielt als die deutsche Mannschaft. Eher mit langen Bällen und weniger Kurzpassspiel. Die Kanadierinnen haben sich in den letzten drei Monaten akribisch auf das Turnier vorbereitet und werden sich als eine eingespielte und durch die Vorbereitung gewachsene Mannschaft präsentieren.

Die Feinabstimmung dürfte beim kanadischen Team nach der langen Vorbereitung passen. Ich denke, die deutsche Mannschaft wird dem aber recht souverän entgegentreten. Wahrscheinlich wird Silvia Neid, wie in den Vorbereitungsspielen, auf die zwei Sechserpositionen (Kim Kulig und Simone Laudehr) bauen, die das Spiel lenken sollen. Was das Team besonders auszeichnet, ist das schnelle Umschalten nach vorne. Nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte kann sich das deutsche Team blitzschnell in den gegnerischen Strafraum kombinieren. Damit tun sich die gegnerischen Mannschaften häufig schwer, sodass das sicherlich ein probates Mittel gegen die Kanadierinnen sein wird. Aber einfach wird es nicht werden.

Die Kulisse

Die Spielerinnen sind so kurz vor Turnierstart im eigenen Land verständlicherweise etwas nervös. Unter anderem, weil der Titel von der Öffentlichkeit eigentlich erwartet wird. Aber auch, weil das Eröffnungsspiel heute im ausverkauften Olympiastadion in Berlin vor rund 70.000 Zuschauern stattfinden wird. Eine Kulisse, die die Spielerinnen selbst nicht kennen, weil es das meines Wissens so noch nie im Frauenfußball – zumindest in Deutschland – gegeben hat. Die Nervosität wird zu Beginn der Partie vermutlich etwas zu spüren sein. Danach denke ich, wird die Mannschaft die Stimmung und die Euphorie, die man mit Sicherheit spüren wird, dann aber auf dem Platz umsetzen. Ich selbst habe die Stimmung im DFB-Pokal Finale 2009 ja auch schon erlebt. Zwar nicht unbedingt bei der Begegnung an sich, doch als dann die Fans für das Männer-Endspiel ins Stadion kamen, war das schon atemberaubend. Unsere Ehrenrunde durch das Stadion mit dem Pokal war absolut einmalig.

Ein Sieg vor den rund 70.000 Zuschauern im Eröffnungsspiel wäre natürlich enorm wichtig. Das allererste Spiel eines Turniers hat immer eine sehr große Bedeutung. Bei einem Sieg hat man schon einmal drei Punkte im Gepäck. Das gibt Selbstvertrauen für die anderen beiden Gruppenspiele. Verliert man das erste Spiel heute gegen Kanada, würde der Druck auf die Mannschaft schon enorm steigen. Dann ist ein Sieg in den anderen beiden Partien gegen Nigeria und Norwegen fast Pflicht.

Hoffen wir also und drücken alle die Daumen, dass die deutschen Spielerinnen die Kulisse nach Abpfiff und mit einem Sieg in der Tasche noch einmal so richtig genießen können.

Bis zum nächsten Mal,

Eure Marina

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