
Deutschland bei der Frauenfußball-WM – Ein Rückblick
- Redaktion
Frauenfußball-WM 1991 in China – 12 Teilnehmer – Weltmeister: USA – Deutschland: Vierter
Zur ersten Weltmeisterschaft im Frauenfußball, die zwischen dem 16. und 30. November 1991 in China ausgetragen wurde, reiste der amtierende Europameister Deutschland als Mitfavorit an. Die Mannschaft um Spielführerin Silvia Neid, Abwehrchefin Doris Fitschen und Stürmerin Heidi Mohr hatte denn auch kaum Probleme mit ihren Vorrundengegnern Nigeria (4:0), Taiwan (3:0) und Italien (2:0).
Im Viertelfinale gegen Dänemark war die DFB-Elf dann erstmals richtig gefordert. Erst in der Verlängerung gelang der Mannschaft von Trainer Gero Bisanz der 2:1-Siegtreffer. Im Halbfinale kam es zum Aufeinandertreffen mit den USA, die im Viertelfinale in einer Art vorgezogenem Endspiel Gastgeber China eliminiert hatten. Deutschland erwies sich im Halbfinale als chancenlos gegen Topfavoriten, 2:5 hieß es am Ende gegen das Team um Michelle Akers und Christine Lilly. Das bedeutungslos gewordene Spiel um Platz drei schenkten die deutschen Damen dann gegen die Schwedinnen mit 0:4 ab. Weltmeister wurden wie erwartet die USA nach einem 2:1 gegen Norwegen.
Mia Hamm, die „Weltfußballerin des 20. Jahrhunderts“, war damals übrigens auch schon mit von der Partie. Allerdings musste die damals 19-jährige Stürmerin wegen des großen Offensivangebots im US-Team in der Regel in der Verteidigung ran.
Das Turnier war im Großen und Ganzen ein Erfolg für den Frauenfußball. Die Stadien waren ordentlich gefüllt, knapp 15.000 Zuschauer kamen im Schnitt zu den Spielen. Bemerkenswert war weiterhin, dass die FIFA auch Frauen als Schiedsrichter einsetzte. Aus deutscher Sicht drückte vor allem Heidi Mohr dem Turnier ihren Stempel auf. „Europas Fußballerin des 20. Jahrhunderts“ traf sieben Mal ins Schwarze und belegte damit Platz zwei in der Torschützenliste hinter Michelle Akers (USA/10 Tore).
Frauenfußball-WM 1995 in Schweden – 12 Teilnehmer – Weltmeister: Norwegen – Deutschland: Zweiter
Wie schon vier Jahre zuvor, reisten die deutschen Damen erneut als amtierender Europameister und Mitfavorit zur WM an. Das Turnier fand zwischen dem 5. und 18. Juni in Schweden statt. Im deutschen Aufgebot von Trainer Gero Bisanz fanden sich bereits einige Spielerinnen, die 2003 den Titel gewinnen sollten, darunter die 17-jährige Birgit Prinz, Pia Wunderlich, Maren Meinert und Bettina Wiegmann. Auch die heutige Bundestrainerin Silvia Neid war ein letztes Mal dabei.
Deutschland erwischte eine schwere Vorrundengruppe. Beim 1:0-Sieg gegen Japan tat man sich überaus schwer, gegen Gastgeber und Vize-Europameister Schweden schenkte die Mannschaft eine 2:0-Führung her. Nach der 2:3-Pleite stand der Einzug ins Viertelfinale in Frage. Erst der deutliche 6:1-Sieg gegen Brasilien, das damals noch keine Frauenfußball-Weltmacht war, sicherte den Einzug in die nächste Runde.
Anschließend kam die DFB-Elf ins Rollen: Einem 3:0 gegen die Engländerinnen im Viertelfinale folgte ein 1:0 im Halbfinale gegen die favorisierten Chinesinnen. Bettina Wiegmann brachte Deutschland in einem umkämpften Spiel durch ihren Treffer in der 88. Minute ins Finale.
Dort ging es gegen die Norwegerinnen, die im Halbfinale die vermeintliche Übermannschaft aus den USA bezwungen hatten und bis dato erst ein Gegentor hinnehmen mussten. Im Endspiel kam kein weiteres hinzu, die Skandinavierinnen sicherten sich durch ein 2:0 den Titel.
Die Zuschauerresonanz war auch aufgrund der kleineren Stadien geringer als vier Jahre zuvor in China. Dafür machte der Frauenfußball einen weiteren Schritt nach vorne: Es kristallisierte sich eine breitere Spitze heraus, die USA waren nicht mehr das alleinige Maß der Dinge. Außerdem wurde erstmals auch das Endspiel von einer Schiedsrichterin geleitet. Randnotiz: Bei der WM 1995 testete die FIFA den Time-Out, welcher beiden Mannschaften eine zweiminütige Auszeit pro Halbzeit erlaubte (und für die TV-Sender eine weitere Werbeinsel schuf). Es ist bei einem Test geblieben.
Frauenfußball-WM 1999 in den USA – 16 Teilnehmer – Weltmeister: USA – Deutschland: Viertelfinale
Die 1999er Weltmeisterschaft war – gemessen an den Verhältnissen – ein Turnier der Superlative. In den USA, gewissermaßen dem „Mutterland des Mädchenfußballs“, wurden Maßstäbe gesetzt. Wegen der hohen Resonanz wurde in den Stadien der Männer-WM 1994 gespielt, im Schnitt waren 38.000 Fans pro Spiel dabei, das Finale in Pasadena sahen sogar 90.000 Zuschauer vor Ort. Bemerkenswert war auch, dass erstmals bei einer Frauen-WM ausschließlich Schiedsrichterinnen eingesetzt wurden.
Deutschland, das wieder einmal als amtierender Europameister und Mitfavorit anreiste und erstmals von Tina Theune-Meyer betreut wurde, tat sich in seiner Vorrundengruppe schwer. Der mit 12 späteren Weltmeisterinnen gespickte Kader erreichte zwei Remis (1:1 gegen Italien, 3:3 gegen Brasilien). Erst das deutliche 6:0 gegen Mexiko stellte den zweiten Platz in der Gruppe und damit Einzug ins Viertelfinale gegen die USA sicher.
Vor 55.000 Zuschauern in Washington brachten die deutschen Frauen den Favoriten an den Rand einer Niederlage, zur Pause führte man durch ein Eigentor von Brandi Chastain und den Treffer von Bettina Wiegmann mit 2:1. Am Ende drehten die US-Girls aber die Partie und zogen durch ein 3:2 ins Halbfinale ein.
Deutschland reiste enttäuscht nach Hause, die USA holten sich letztlich nach einem 2:0 gegen Brasilien und einem 5:4 nach Elfmeterschießen gegen China den erwarteten zweiten WM-Titel.
Frauenfußball-WM 2003 in den USA – 16 Teilnehmer – Weltmeister: Deutschland
Die WM 2003 war eigentlich nach China vergeben worden, doch weil dort das SARS-Virus grassierte, sprangen die USA als Ausrichter in die Bresche. Gespielt wurde vom 20. September bis zum 12.Oktober. Die Stadien fielen dieses Mal etwas kleiner aus als vier Jahre zuvor. Im Schnitt sahen dennoch mehr als 21.000 Zuschauer die Spiele.
Die Vorzeichen für das deutsche Team waren die gleichen wie bei den drei Auflagen zuvor: Man reiste als amtierender Europameister und Mitfavorit an. Doch dieses Mal verlieh man seinem Status gleich Nachdruck: Die Mannschaft von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer nahm die „Hürde“ Vorrunde quasi im Vorbeigehen (4:1 gegen Kanada, 3:0 gegen Japan, 6:1 gegen Argentinien). Im Viertelfinale wurden die Russinnen dann mit 7:1 gedemütigt.
Das vorweg genommene Endspiel stieg im Halbfinale von Portland: Deutschland traf auf den Gastgeber und Titelverteidiger USA, gegen den man bisher in allen wichtigen Spielen das Nachsehen hatte. Das Spiel kam einer Demonstration gleich, die von Birgit Prinz angeführten Deutschen beherrschten den Lehrmeister 90 Minuten lang, das einzige Problem war der knappe 1:0-Vorsprung durch das Tor von Kerstin Garefrekes in der 15. Minute. Erst in der Schlussphase sorgten Maren Meinert und Birgit Prinz mit ihren Treffern zum 2:0 und 3:0 auch beim Ergebnis für klare Verhältnisse.
Das Finale in Carson wurde jedoch alles andere als ein Spaziergang für das deutsche Team. Die Schwedinnen verlangten den deutschen Damen alles ab, gingen in der 41. Minute sogar mit 1:0 in Führung. Maren Meinert stellte mit ihrem Ausgleichstor die Verlängerung sicher. Dort machte dann Nia Künzer mit ihrem Golden Goal in der 98. Minute den ersten WM-Titel für Deutschland klar.
Die frisch gebackenen Weltmeisterinnen wurden mit Ehrungen nur überhäuft. So wurde die Truppe zur Mannschaft des Jahres gewählt. WM-Torschützenkönigen Birgit Prinz (7 Treffer) wurde auch zur besten Spielerin der WM und zur Weltfußballerin des Jahres gewählt.
Frauenfußball-WM 2007 in China – 16 Teilnehmer – Weltmeister: Deutschland
Vom 10. bis zum 30. September 2007 wurde die verschobene WM in China nachgeholt. Fast 34.000 Zuschauer kamen im Schnitt zu den Spielen.
Deutschland, das das Projekt Titelverteidigung unter neuer Führung (Co-Trainerin Silvia Neid folgte Tina Theune-Meyer als Bundestrainerin nach), aber mit 11 Weltmeisterinnen in Angriff nahm, startete gleich mit dem höchsten Sieg der WM-Geschichte ins Turnier: Beim 11:0 gegen Argentinien trafen Birgit Prinz, Renate Lingor und Sandra Smisek dreifach. Im zweiten Gruppenspiel gegen England kam man zwar nicht über ein 0:0 hinaus, doch das 2:0 in Spiel drei gegen Japan stellte den Gruppensieg sicher.
Ab dem Viertelfinale ging es dann richtig glatt voran – zumindest, was die Ergebnisse angeht: 3:0 gegen Nordkorea, 3:0 gegen Norwegen, 2:0 gegen Brasilien. Doch alle drei Partien waren enger, als es die Ergebnisse vermuten lassen. Insbesondere das Finale gegen Brasilien, das im Halbfinale die USA mit 4:0 demontiert hatte und als leichter Favorit ins Spiel ging, war eine enge Angelegenheit: Torfrau Nadine Angerer hielt die Deutschen lange im Spiel, die Führung durch Birgit Prinz in der 52. Minute fiel eher überraschend. Ausgerechnet Marta, die überragende Akteurin der WM 2007, vergab in der 64. Minute per Elfmeter die Chance zur Wende. Mit Glück und Geschick hielt Deutschland die Führung, ehe Simone Laudehr kurz vor Schluss per Kopf alles klar machte. 2:0, Deutschland verteidigte als erste Nationen ihren WM-Titel bei den Damen – und blieb dabei ohne jedes Gegentor. 5 Siege, ein Remis, 21:0 Tore hieß es am Ende. Besser geht es (fast) nicht.