„EISs auf Rädern“: Gesponserter Sportrolli übergeben und jetzt? netzathleten.de

„EISs auf Rädern“: Gesponserter Sportrolli übergeben und jetzt?

  • Kristin Hierl
Profi-Radsportlerin und netzathletin Denise Schindler teilt ihren Spirit „Never stop spinning“ mit den EISs-Gruppen des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Bayern (BVS). 2013 rief Schindler das Projekt „EISs auf Rädern“ ins Leben, mit dem Ziel, der 14-jährigen Carina und ihrer EISs-Gruppe im bayerischen Oberhaching einen Sportrolli zu finanzieren.

Am Freitag, den 21. Februar war es endlich soweit. Denise durfte zusammen mit dem BVS Bayern und den Spendern des Projektes „EISs auf Rädern“ den Sportrolli an Carina und die integrative Sportgruppe des TSV Oberhaching übergeben. EISs, das sind Erlebte Integrative Sportschulen in Bayern, die Kids mit und ohne Handicap ermöglichen, aktiv Sport zu treiben.

In einer Schulturnhalle der Gemeinde im Landkreis München war bereits alles vorbereitet. Ein Hindernisparcours wurde aufgebaut, um den flexiblen Rollstuhl gleich auf Herz und Nieren zu prüfen. Vertreter der Unternehmen, die das Projekt finanziell unterstützten, sowie private Spender nahmen auf den Zuschauerbänken Platz.

Aufregung lag in der Luft. Vor allem die Kinder spürten, dass die Gäste ihretwegen gekommen waren. Während Denise Schindler am Podium wichtige Hintergründe um die Bedeutung und den Erfolg von „EISs auf Rädern“ präsentierte, lauschte die 14-jährige Carina gespannt den Worten der Radsportlerin. Vor nicht allzu langer Zeit war es ihr noch möglich, problemfrei zu laufen oder zu tanzen. Wegen einer schweren Krankheit ist Carina nun auf die Hilfe eines Rollstuhls angewiesen. Damit sie sich auch innerhalb der Sportgruppe besser bewegen kann, ist spezielles Equipment gefragt. Mit dem gespendeten Sportrolli können Carina und ihre Sportgruppe jetzt richtig Gas geben.

Wir haben mit Denise Schindler, Silbermedaillengewinnerin der Paralympics 2012 in London, über den gelungenen Projektabschluss gesprochen. Ihr ist es wichtig, dass das Engagement und der Kampf um EISs-Gruppen in Bayern fortgeführt werden. Getreu ihrem persönlichen Motto „Never stop spinning“ möchten Denise und ihr Team auch in diesem Jahr für den BVS an den Start gehen.

netzathleten: Denise, wie hat sich das offizielle Projekt-Finish für dich angefühlt?

Denise Schindler: Ich war sehr froh, als ich den Rolli endlich übergeben konnte. Schließlich war das lange nicht klar. Nach dem Endura Alpen-Traum hatten wir die benötigten 4000 € für den Sportrolli natürlich noch nicht zusammen. Obwohl zunächst das Gefühl aufkam, das Projekt könnte ins Stocken geraten, wollten wir auf keinen Fall aufgeben. Deshalb ging ich auf Firmenakquise. Wir brauchten Spenden von Unternehmen und Firmen, die bereit waren, das Vorhaben finanziell zu unterstützen. Die RTL Stiftung „Wir helfen Kindern“ und die Volksbank Raiffeisenbank Dachau machten die Finanzierung dann möglich. Damit kam die erste große Erleichterung! Das war ein regelrechter Meilenstein und für mich ein unglaublich schönes Gefühl.

netzathleten: Welche persönlichen Eindrücke oder Highlights nimmst du aus dem Projekt mit?

Denise Schindler: Das größte Highlight waren die Kinder selbst. Wie sie mich am Freitag begrüßt haben, hat mich sehr berührt. Ich habe erlebt, wie die Kinder miteinander umgehen und wie schnell sie mich in ihre Gruppe integriert haben. Mir ist es wichtig zu zeigen, welchen Mehrwert die Kids von EISs-Projekten haben. In den Gruppen wird jeder gleichbehandelt. Alle müssen mit anpacken, egal ob mit oder ohne Handicap. Das ist das Geniale daran.

Die Übergabe - Bildergalerie

netzathleten: Das Projekt „EISs auf Rädern“ ist geschafft! Wie geht es jetzt weiter?

Denise Schindler: Wir haben mehr geschafft, als das eigentliche Soll. Aufgrund weiterer Spenden ist es uns möglich, eine Anschubfinanzierung sicher zu stellen, womit wir zwei weitere EISs-Gruppen ins Boot holen konnten. Mit der Unterstützung interessierter Firmen können wir unsere Grundidee fortführen und ausbauen. Ich werde die Initiative auf jeden Fall auch 2014 fortführen.

netzathleten: Im September 2013 war die Alpenüberquerung beim Endura Alpen-Traum der offizielle Startschuss für das „EISs auf Rädern“. Auch dieses Jahr steht das Rennen auf dem Plan. Wen holst du 2014 ins Boot?

Denise Schindler: Richtig, am 13. September startet die zweite Alpenüberquerung. Wer gern dabei sein möchte und eine interessante Geschichte zu erzählen hat, sei hiermit motiviert, sich für mein Team zu bewerben. Das gilt natürlich für Interessierte mit oder ohne Behinderung. Sei es mit der Motivation, etwas Gutes zu tun oder ein persönliches Ziel zu erreichen.

netzathleten: Wie sollte es um die sportliche Fitness bestellt sein?

Denise Schindler: In erster Linie sollte man sich natürlich zutrauen, eine solche Überquerung anzugehen. Die große Strecke von 250 km und 6000 Höhenmetern ist nicht verpflichtend, man kann sich auch für die kleinere von 150 km mit 4000 Höhenmetern anmelden. Bewusst sollte man sich allerdings schon sein, dass beide Strecken sehr anspruchsvoll sind.

netzathleten: Und was kann man beim Radeln Wohltätiges tun?

Denise Schindler: Das geht ganz einfach: Das, was man für die Startgebühr investiert, wird gespendet. Im letzten Jahr lief das ganz ähnlich ab. Endura hat die Startplätze freigegeben und alle Teilnehmer des Teams, mich eingeschlossen, haben das Startgeld in den Spendentopf geworfen. Zusätzlich können private Spender gefahrene Kilometer sponsern: Jeder gefahrene Kilometer bringt einen Euro in die Kasse.

netzathleten: Gibt es bereits ein konkretes Projekt, wie den Sportrolli im letzten Jahr?

Denise Schindler: Das ist momentan noch in der Planungsphase. Im Mittelpunkt stehen natürlich weiterhin die EISs-Gruppen des BVS. Auch diesmal werden wir eine spezielle Gruppe heraussuchen, die einen konkreten Bedarf hat. Besonders wichtig ist dabei, finanzielle Nachhaltigkeit zu schaffen. Obwohl sich bereits letztes Jahr viele Vereine um die Funktion einer EISs-Gruppe beworben haben, kann der BVS Bayern nur das Prädikat, nicht aber die Finanzierung gewährleisten. Eine solche Zertifizierung ist aus qualitativen Gesichtspunkten zwar wichtig, dennoch können die Vereine langfristig damit nur wenig erreichen. Von den Geldern wird beispielsweise Fachpersonal geschult oder technisches Equipment finanziert.

netzathleten: Und das kann nur mit Spendengeldern funktionieren?

Denise Schindler: Die Spenden ermöglichen, soziale Komponenten wie diese aufrecht zu erhalten. Mit der Betreuung und Arbeit in den EISSs-Gruppen wird den Kindern der selbstverständliche Umgang mit Behinderten geebnet. Auch ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Die meisten Leute, die sehr ungezwungen mit mir umgingen, hatten bereits Berührungspunkte mit behinderten Menschen. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein sehr lockeres oder spaßiges Miteinander, es stärkt zudem das Selbstbewusstsein. Speziell für Carina ist diese Erfahrung sehr wichtig. Innerhalb der Gruppe kann sie sich frei und uneingeschränkt bewegen, neue Dinge ausprobieren.

netzathleten: Der Fokus liegt also auf der Unterstützung der Gruppen?

Denise Schindler: Richtig! Es wurde bereits viel in das Projekt „EISs auf Rädern“ investiert. Lässt man dieses jetzt so einfach auslaufen, ist auch die ganze Arbeit dahin. Wir haben in Bayern ein Netz geschaffen, das einzigartig ist und welches es gilt, auszubauen.

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