Fit für einen Achttausender?  alle Bilder: Stephan Keck

Fit für einen Achttausender?

  • Derk Hoberg
So viele Menschen wie nie zuvor wollen heutzutage einmal einen Achttausender besteigen. Expeditionsanbieter wie Kobler und Partner kommen diesem Wunsch nach und bieten einen Rundum-Service am Berg an. Darüber, wie eine solche Expedition abläuft, sprachen wir mit Bergführer Stephan Keck, der seit gut drei Wochen mit fünf Gästen am Cho Oyu (8.201m) in Tibet unterwegs ist. So läuft eine Himalaya-Expedition.

An Bergen wie dem Mount Everest kommt es inzwischen zu Stau im Aufstieg, wenn gerade Saison ist. Viele, fast schon zu viele, gönnen sich inzwischen eine geführte Expedition auf den höchsten Gipfel der Erde, um hinterher von ihren Heldentaten zu berichten. „Das ist eine Krux.“, sagt der Tiroler Bergführer und Extrembergsteiger Stephan Keck und ergänzt: „Einerseits verdienen wir Bergführer unser Geld mit dem Bergsteiger-Boom, andererseits verlieren wir so Stück für Stück die Freiheit, die wir in den Bergen gesucht haben. Und auch die Umwelt leidet, müssen doch jährlich Reinigungs-Expeditionen gemacht werden, die den zurückgelassenen Müll vom Everest wieder runterholen.“

Um seiner Verantwortung gerecht zu werden, sucht sich Keck seine Auftraggeber sorgsam aus. Er achtet darauf, dass die Expeditionsanbieter, für die er unterwegs ist, in allen Belangen für sauberen Bergsport stehen. Kobler und Partner, ein renommierter Schweizer Anbieter, ist ein solcher. Für jenes Unternehmen ist der Bergführer seit dem 29. August in Tibet unterwegs. Genauer gesagt führt er eine Expedition mit fünf Gästen – wenn Wetter und die sonstigen Bedingungen es zulassen – auf den Gipfel des 8.201 Meter hohen Cho Oyu im Himalaya. Dieser Berg, über dessen Gipfel die Grenze von China und Nepal verläuft, ist der sechsthöchste der Erde. Nur 20 Kilometer vom Mount Everest entfernt, ist der Cho Oyu nicht ganz so überlaufen und von den technischen Schwierigkeiten her für viele Bergsteiger machbar.

Der Schweizer Kari Kobler und seine Partner ihrerseits stehen seit 2001 für sauberes Bergsteigen. „Wir hinterlassen nichts als unsere Fußspuren und nehmen nur unsere Erinnerungen wieder mit“ ist auf der Unternehmensseite im Netz zu lesen. Weiter heißt es dort im Leitbild, dass man für den fairen Umgang mit Sherpas und weiteren Mannschaftsmitgliedern in den Expeditionsländern und Respekt vor fremden Kulturen und Bevölkerungen stehe. Das danken Kobler auch all jene, die für ihn unterwegs sind, wie bereits in mehreren Fernsehberichten zu sehen war.

So läuft eine kommerzielle Expedition ab

Knapp 12.000 Euro kostet die Gäste eine solche Expedition, die etwa sechs Wochen für die gesamte Unternehmung einplanen müssen. „Dafür bekommen unsere Gäste einiges geboten. Das Programm selbst gestaltet sich in diesem Fall wie eine Rundreise – und das Ganze mit Vollpension. Nach einem Ausflug mit besonderen Führungen nach Lhasa, die Hauptstadt Tibets, geht es zum Akklimatisieren in das nördliche Basislager des Mount Everests in China, welches auf 5.200 Metern Höhe liegt. Erst am neunten Tag wird das Basislager am Cho Oyu bezogen und der Aufstieg beginnt.

„Das meiste und vor allem das sperrige Material wie Zelte, Fixseile, Sauerstoffflaschen und ähnliches wird dabei von Kobler und Partner gestellt. Rucksäcke, Steigeisen und weitere persönliche Ausrüstung müssen die Gäste selbst mitbringen.“, sagt Stephan Keck, auf die Logistik einer solchen Expedition angesprochen.

Stephan KeckDas, was die zukünftigen Achttausender-Bezwinger zusätzlich zum Geld investieren müssen, ist auch nicht gerade ein Pappenstiel. Stephan Keck (im Bild): „Das beginnt damit, dass die Gäste sich sogar Gedanken machen müssen, was im Falle des Falles mit ihrer Leiche passieren soll. Sicherheit am Berg kann man sich nur bedingt kaufen. So frage ich auch beim ersten Teilnehmertreffen vor einer Expedition, ob testamentarisch alles geregelt ist. Wenn man bei Kari Kobler bucht, muss man vor der Expedition sogar ein Kuvert beim Bergführer abgeben, welcher Angehörige im Todesfalle zu benachrichtigen sei und wo man bestattet werden will, sollte etwas passieren. So lange man dieses Formular nicht ausgefüllt hat, sich also ernsthaft Gedanken gemacht hat, was alles passieren kann, darf niemand mit zum Berg.“

Fit für den Achttausender

Neben diesen mentalen Belastungen kommt die nötige Physis hinzu, die jeder Expeditionsteilnehmer mitbringen muss. Man sollte sich das Anforderungsprofil einer solchen Expedition genau durchlesen und gut trainiert sein, um vor Ort nicht unangenehm überrascht zu werden. Dazu Stephan Keck: „Ich empfehle auch jedem, sich vorher intensiv untersuchen zu lassen. Auch zum Zahnarzt sollte man gehen, denn mit Zahnschmerzen ist man am Achttausender schlecht aufgehoben.“

Luxus im Basislager

Was Kobler und Partner seinen Gästen an Komfort auf der Expedition anbietet, ist mehr als viele andere Expeditionsgruppen am Berg vorfinden. Das geht vom beheizten Gemeinschaftszelt im Basislager bis hin zu den mehrgängigen Gerichten, die serviert werden. „Das ist wie auf einer noblen Berghütte, nur auf Zeltbasis. Da bin ich von meinen Solo-Expeditionen natürlich einfachere Verhältnisse gewöhnt“, sagt Keck und weiter: „Am Berg oben sieht die Sache natürlich anders aus, da sollte jeder Teilnehmer wissen, wie man einen Gaskocher bedient.“

Eine Garantie den Gipfel zu erreichen ist im Übrigen nicht im Preis inbegriffen. Dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten in der Höhe am Berg. „Ich bekomme auch keine Prämie, wenn ich die Leute auf den Gipfel gebracht habe. Was passieren kann, wenn man den Gipfel um jeden Preis erreichen will, hat man vergangenes Jahr am Manaslu gesehen. Dort war eine Lawine über das Höhenlager hereingebrochen und begrub 11 Menschen unter sich. Ich war an der Bergung der Toten beteiligt und konnte helfen, weil wir mit unserer Gruppe nicht aufgestiegen waren. Das ist also ganz in meinem Interesse, keine Gipfelprämie zu erhalten, da ich nicht bereit bin, jeden Preis für einen Gipfelerfolg zu zahlen. Ich gehe mit sechs Gästen los und ich möchte mit allen sechs wieder zurück nach Hause kommen.“

Wie sich die Gruppe am Cho Oyu auf den Aufstieg vorbereitet, erfahrt Ihr in Teil 2, in dem Stephan Keck aus dem Basislager des Cho Oyu über den aktuellen Stand der Expedition berichten wird.

Welche Abenteuer Stephan Keck schon auf den Bergen und im Abenteuerurlaub mit seiner Familie erlebt hat, hat er in seinem Buch „Solo mit Familie“ festgehalten.

 

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