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Hau(p)tsache bunt – Dauertrend Sportler-Tattoos

  • Marco Heibel
In den 1990er Jahren waren Tattoos fast schon ein „Must-Have“, wenn man als hip gelten wollte. Im Fußballsport scheinen Tattoos allerdings gerade erst den Gipfel ihrer Popularität zu erreichen. Kaum ein Profikicker kommt heute noch ohne Hautverzierung aus.

Wer sich ein Tattoo stechen lässt, möchte damit normalerweise etwas ausdrücken. Bei den meisten Menschen steht deswegen vor dem Gang ins Tattoo-Studio eine lange Phase des Überlegens. Schließlich ist nichts schlimmer, als ein Leben lang mit einem Fehlgriff herumzulaufen – sei es ein Motiv, das einem nach ein paar Jahren peinlich ist, oder der Name einer längst verflossenen Liebschaft. Zwar kann man sich einen solchen Fauxpas mittlerweile mittels Lasertechnik wieder entfernen lassen. Doch diese Prozedur ist zeitaufwändig, schmerzhaft und teuer. Bleibt für die folgenden tätowierten Herrschaften also zu hoffen, dass sie nichts zu bereuen haben.



Die Zeiten von Tribals, chinesischen Schriftzeichen und römischen Ziffern scheinen vorbei zu sein. Wenn sich heute ein Kicker tätowieren lässt, geht es meist etwas „kreativer“ zu. Interessant: Die Tätowierungen der bekannten Kicker lassen sich in verschiedene Gruppen klassifizieren. Aufgrund der Vielzahl der verzierten Kicker können wir uns leider nur ausgewählten Akteuren und Motiven widmen.

Namen wichtiger Menschen


Viele Spieler, wie etwa Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) und Lukas Podolski (1.FC Köln), mögen es klassisch und lassen sich die Namen ihrer Liebsten nicht nur in die Fußballschuhe, sondern auch in die Haut stechen. So findet man auf Kießlings rechtem Unterarm den Namen seines Erstgeboren Tayler in Schönschrift, Podolski hat den Namen seines Sprösslings Louis am Handgelenk verewigen lassen.

Eine etwas andere Schiene fährt Nationalspieler Marco Reus. Der (noch kinderlose) Gladbacher hat sich seinen Vornamen und sein Geburtsdatum auf den Unterarm tätowieren lassen. Ob er noch seinen Nachnamen, seine Kontonummer und seine Telefonnummer folgen lassen wird, bleibt abzuwarten.

Von Namen gar nicht genug bekommen konnte anscheinend Nationalverteidiger Jerome Boateng. Auf dem Rücken des Bayern-Spielers prangen die Namen von 21 Vorfahren. Rechts daneben ist allerdings noch Platz für mindestens ebenso viele Nachfahren. Zudem hat Boateng sich seinen zweiten Vornamen „Agyenim“ auf den Unterarm stechen lassen.

Ein besonderes Herz für die Großmutter hat Nürnbergs Alexander Esswein. Wenn er sich nach dem Spiel seines Trikots entledigt hat, kann man den Schriftzug „Oma Hildegard“ auf seinem Oberarm erkennen.

Nichts geht über Konterfeis


Freunde der Zeichenkunst setzen jedoch auf Konterfeis. Besonders hervorzuheben ist hier der Ex-Gladbacher Raul Bobadilla, auf dessen linker Brust das Konterfei seiner Mutter und auf der rechten das seines Vaters prangt. Hamburgs Paolo Guerrero ließ sich das Konterfei seines Sohnes Diego auf den Bauch stechen, Pierre-Michel Lasogga (Hertha BSC Berlin) das seiner Mutter und Managerin Kerstin auf den linken Unterarm.

Über die Familienbande hinaus geht einer der größten Kicker aller Zeiten: Auf Diego Maradonas rechtem Oberarm prangt das Konterfei des berühmten Guerrillakämpfers Ernesto „Che“ Guevara.

Kicker-Stecktabelle


Für seine Vorliebe für Tattoos ist mittlerweile auch Markus Babbel bekannt. Der Europameister von 1996 und aktuelle Trainer der TSG Hoffenheim hat sich die Vereinswappen einiger seiner Stationen als Spieler und Trainer tätowieren lassen. Bis dato zieren die Embleme der TSV Gilching-Argelsried, des FC Bayern München, des FC Liverpool, des VfB Stuttgart und von Hertha BSC Berlin Babbels Körper. Erweiterung nicht ausgeschlossen.

Lokale Verbundenheit


Allerdings gibt es auch echte Lokalpatrioten, die nie mehr als eine Stadt oder ein Vereinswappen auf ihre Haut lassen würden. So trägt der Noch-Kölner Lukas Podolski seit ein paar Wochen das Wappen der Domstadt auf der Innenseite des rechten Oberarms. Der Ur-Dortmunder Kevin Großkreutz hat sich nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2011 mit dem BVB die Skyline seiner Heimatstadt auf die Wade tätowieren lassen.

Das Sahnehäubchen in dieser Hinsicht liefert aber Julian Schieber. Der Stürmer des VfB Stuttgart machte im März mit seinem neuen Tattoo Schlagzeilen: Schiebers Unterarm wird nämlich nun durch die Skyline (sprich: den Kirchturm) seines Heimatdorfs Unterweissach bereichert.

Bemerkenswert ist auch das Tattoo des Argentiniers Angel di Maria. Auf dem Unterarm des Real Madrid-Stars steht: „Nacer en la Perdriel fue y sera lo mejor que me paso en la vida“ („In La Perdriel geboren zu werden, war und ist das beste, was mir in meinem Leben passieren konnte.“) So bringt man Heimatverbundenheit zum Ausdruck.

Gesamtkunstwerke


Die bislang genannten Herren sind aber noch unbeschriebene Blätter (bzw. Häute) im Vergleich zu den folgenden Akteuren, die ihren Körper im Lauf der Zeit zu einem „Gesamtkunstwerk“ erweitert haben.

Hier darf David Beckham, die kickende Stilikone der 00er Jahre, nicht fehlen. Beckhams Körper wird mittlerweile von mehr als 20 Tattoos verziert. Die genaue Zahl kennt wohl nur „Becks“ selbst – wenn überhaupt. Mit dabei: die Namen von Gattin Victoria (falsch geschrieben!) und den vier Kindern, das literarische Gespann Amor und Psyche, eine Jesus-Figur, ein Ring aus Rosen, ein Schutzengel und die römische Ziffer „VII“, die für Beckhams langjährige Rückennummer 7 steht.

Fast komplett „zugemacht“ sind auch der portugiesische Mittelfeldspieler Raul Meireles (Chelsea London), der französische Nationalstürmer Djibril Cissé und das italienische Raubein Marco Materazzi. Letzterer hat sich gewissermaßen einen Trophäenschrank auf den Körper malen lassen. Materazzis Oberschenkel und Schienbeine werden nämlich von den wichtigsten Pokalen geziert, die der Innenverteidiger in seiner Karriere gewonnen hat, darunter der WM-Pokal und der „Henkeltopf“ für den Sieg in der UEFA Champions League. Wer weiß, wie Materazzi aussehen würde, wenn er für Bayer Leverkusen aktiv wäre?

Von den deutschen Nationalspielern am ehesten auf dem besten Weg zum Gesamtkunstwerk ist Tim Wiese. Bei der deutschen Nummer 2 sind mittlerweile u.a. beide Arme von oben bis unten tätowiert. Unter anderem findet man auf dem Wiese’schen Körperschmuck Diamanten, Blumen sowie ein Aktbild seiner Frau Grit.

Dezent und stilvoll


Es geht aber auch anders: Ausgerechnet die aktuell vermutlich vier weltbesten Kicker, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Andres Iniesta und Xavi, sind bislang ohne jedes Tattoo ausgekommen. Doch ein Sportlertattoo kann auch durchaus dezent ausfallen, und trotzdem geschmackvoll und wohlüberlegt wirken. So hat sich der frühere italienische Stürmerstar Luca Toni (ehemals Bayern München) einzig und allein den Schriftzug „Berlino 2006“ in kleinen Lettern sowie vier kleine Sterne auf die Innenseite des linken Oberarms tätowieren lassen. Zur Erklärung: In jener Stadt und in jenem Jahr gewann Toni mit der italienischen Nationalmannschaft den vierten WM-Titel. Ein Klassiker über den Fußballsport hinaus sind auch die fünf Olympischen Ringe, welche mittlerweile die Knöchel oder Arme zahlreicher Olympiateilnehmer zieren.

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