Vitale Faszien - bessere Koordination, Beweglichkeit und Wohlbefinden thinkstockphotos.com

Vitale Faszien - bessere Koordination, Beweglichkeit und Wohlbefinden

  • Redaktion
Die menschlichen Faszien fristeten lange ein von der Wissenschaft unbeachtetes Dasein. Erst die aktuelle Forschung rückte das körpereigene, kollagene Fasziennetzwerk in den Blickpunkt des Interesses. Ist der Hype um das Fazientraining berechtigt? Was sind die Faszien und wie funktionieren sie?

Die Funktion der Faszien

Faszien sind "Allround-Talente" in Sachen Bindegewebe. Sie grenzen durch ihre Umhüllung die Organe voneinander ab, umgeben Muskeln, Bänder, Knochenhaut und Gelenkkapseln und verbinden auch weiter entfernte Bereiche des Körpers miteinander. Faszienzüge verlaufen von oben nach unten, von vorn nach hinten und von außen nach innen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich bei dem Fasziennetzwerk um das größte Sinnesorgan des Körpers. Das ist ganz wörtlich zu verstehen, denn der Zustand der Faszienzüge beeinflusst direkt Ihr subjektives Körperempfinden. Vitale, gut durchfeuchtete Faszien reagieren flexibel auf Anstrengung und sportliche Beanspruchung. Sie sind reißfest und in der Lage auch punktuelle Belastungen zuverlässig abzufedern.

Das elastische Netzwerk aus Bindegewebe durchzieht den gesamten Körper. Wird das kollagene Bindegewebe nicht ausreichend durch Bewegung stimuliert, vermindert sich seine Elastizität, es verfilzt und kann seiner Pufferfunktion nicht mehr gerecht werden. Folglich können bereits bei geringer Belastung schmerzhafte Verletzungen des Bindegewebes auftreten. Mit fortschreitendem Alter machen sich die Faszien in Form von Alterssteifheit bemerkbar. Mit einem Fasziennetzwerk in schlechter Verfassung wird es schwierig, sich zu bücken, etwas aufzuheben und sich wieder aufzurichten. Doch es gibt eine gute Nachricht (sogar für "Couch-Potatoes"): Die Elastizität der Faszien lässt sich durch gezieltes körperumfassendes Training reaktivieren.

Faszientraining für sportliche Leistungssteigerung

Vitale Faszienzüge beeinflussen die Haltung und Beweglichkeit des Menschen positiv. Wissenschaftliche Erkenntnisse auf diesem Gebiet ergaben, dass die Ergänzung des Muskeltrainings durch Faszientraining sinnvoll ist. Optimale sportliche Leistungen lassen sich nur im ganzheitlichen Verbund von Muskeln und Faszien erreichen. Dieser Trainingsverbund bringt einen merklichen Gewinn an Beweglichkeit und Koordination und mindert die Verletzungsgefahr. Ihre Körperwahrnehmung intensiviert sich und somit auch die Freude an körperlicher Aktivität.

Die Erfahrung der Langsamkeit

Faszientraining ist nichts für Ungeduldige. Ihr müsst euch einlassen auf langsame Bewegungen, auf Eure Körperempfindungen. Hilfreich kann es sein, während der Übungen die Augen geschlossen zu halten, um die Aufmerksamkeit auf das Fühlen zu konzentrieren. Führt Ihr die Bewegungen zu schnell durch, verpufft die Wirksamkeit. In einigen Körperbereichen liegen die Faszien direkt unter der Haut, andere Faszienzüge sind in den tieferen Körperebenen angesiedelt. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die methodischen Ansätze des Faszientrainings.

Eine häufig angewandte Methode ist das langsame Rollen von Körperpartien über eine Hartschaumrolle. Erfahrungsgemäß tritt nach diesen Übungen eine Schmerzminderung ein, und zwar auch in Körperregionen, die nicht direkt berührt wurden. Dieser Effekt belegt, dass die Faszienzüge der Körperregionen untereinander korrespondieren und auf den stimulierenden Druck reagieren. Zudem erhöht sich durch den Einsatz der Faszienrolle die Wasserbindungsfähigkeit des Bindegewebes.

Stretchübungen dienen der aktiven Förderung der Beweglichkeit - leichte Drehbewegungen in einer Dehnposition. Auch "räkelndes Stretching" und Elastizitätstraining stehen auf dem Programm – sie dienen der dreidimensionalen Spannungsübertragung im Körper.

Das Angenehme zuletzt: Ihr nehmt durch das Faszientraining Euren Körper intensiver wahr. Ein erweitertes Bewegungsempfinden der Gelenke, Sehnen und des gesamten Körpers stellt sich ein. Schließt Freundschaft mit dem "Backoffice" Eures Körpers. Er dankt es Ihnen.

Hier lest Ihr unser Experten-Interview zum Thema Faszien und Faszientraining mit Dr. Robert Schleip

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