Surfsüchtig – Was heißt internetsüchtig und wer ist betroffen?
- Christian Riedel
Gegen Surfen im Allgemeinen gibt es nichts einzuwenden. Sofern die Wellen es zulassen, kann man auch stundenlang auf dem Surfbrett stehen. Anders ist das beim Surfen im Internet. Wer hier zu viel Zeit in virtuellen Welten verbringt, kann süchtig werden. Alleine in Deutschland sind bereits mehr als eine halbe Million Menschen internetsüchtig.
Um genau zu sein sind es derzeit rund 560.000 Menschen, wie eine vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene repräsentative Studie der Universitäten Greifswald und Lübeck ergeben hat. Bei weiteren 2,5 Millionen Menschen ist die Internetnutzung zumindest problematisch, behaupten die Wissenschaftler. Mehr als 3 Millionen Menschen in Deutschland können also nicht mehr oder kaum noch ohne Computer leben. Im Vergleich sind rund eine halbe Million Menschen süchtig nach Cannabis, 250.000 sind dem Glücksspiel verfallen.
Besonders betroffen von der Internetsucht sind 14- bis 24-jährige. Von ihnen sind bereits 2,4 Prozent süchtig, weitere 13,6 Prozent gelten als gefährdet. Überraschend ist dabei, dass mehr Mädchen als Jungen betroffen sind. Auch das Verhalten ist unterschiedlich: Während die Jungs eher online zocken, verbringen die Mädchen ihre Zeit überwiegend in sozialen Netzwerken, wie Facebook.
Was heißt Internetsucht?
Eine klare Definition von Internetsucht gibt es noch nicht. Dafür ist das Phänomen noch zu neu. Wenn allerdings fundamentale Dinge wie die Arbeit oder die Schule, das Sozialleben oder die Körperhygiene unter dem Nutzungsverhalten leiden, kann man zumindest von einer Gefährdung sprechen. Wenn nun auch noch Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Aggressivität, Nervosität, Schlaflosigkeit oder Schweißausbrüche hinzukommen, sobald man keinen Internetzugang hat oder der Computer kaputt geht, kann man von einer Sucht sprechen. Wie lange man dafür vor der Kiste sitzen muss, hängt dabei vom Einzelfall ab. Weitere Symptome für eine Internetsucht sind Verleugnung, Kontrollverlust (man bleibt länger online als man eigentlich möchte), Verharmlosung und fehlgeschlagene Versuche, die Computerzeit zu reduzieren.
Da die Sucht noch ein junges Phänomen ist, gibt es bisher in Deutschland kaum Möglichkeiten, sich therapieren zu lassen. Bei der Internetsucht kommt noch hinzu, dass eine komplette Abstinenz wie beispielsweise bei Zigaretten oder Alkohol kaum möglich ist. Als einzig mögliche Therapie gilt daher, den Betroffenen alternative Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung anzubieten, also Sport zu treiben, Freunde zu treffen oder sich ein Hobby zu suchen, das nichts mit Computern zu tun hat.
Bist Du gefährdet?
Wenn du wissen möchtest, ob du bereits süchtig oder zumindest gefährdet bist, kannst du unseren kurzen Selbsttest machen. Bei jeder Frage zum Nutzungsverhalten in Deiner Freizeit gibt es drei Antwortmöglichkeiten.
trifft fast immer zu (5 Pkt),
trifft manchmal zu (3 Pkt)
trifft so gut wie nie zu (1 Pkt)
Solltest du 40 und mehr Punkte erreichen, giltst du bereits als gefährdet.
1. Ich verbringe mehr Zeit im Internet als mit meinen Freunden.
2. Ich denke unterwegs oder im Urlaub oft ans Internet.
3. Ich kann mir ein Leben ohne das Internet nicht mehr vorstellen.
4. Ich habe im Netz mehr Spaß als in der wirklichen Welt.
5. Im Internet hole ich mir Ablenkung, wenn es mir schlecht geht.
6. Ich bleibe meistens länger im Internet als ich mir vorgenommen habe.
7. Beim Surfen vergesse ich oft auch zu essen und zu trinken.
8. Ich schlafe zu wenig, weil ich zu lange im Internet surfe.
9. Ich verschweige anderen, wie lange ich online war.
10. Ich habe mehr Freunde im Internet als in der Realität.
11. Meine Alltagspflichten vernachlässige ich, weil ich online bin.
12. Ich schaffe es nicht, meine Online-Zeit zu verkürzen, obwohl ich es mir vorgenommen habe.
13. Ohne Internet fehlt mir etwas Wichtiges.
14. Freunde und Familie beschweren sich, weil ich zu oft online bin.
15. Ich halte Termine nicht ein, weil ich surfe.
16. Andere Menschen sagen, dass ich mich verändert habe.
17. Ich bin lieber im Internet als mich mit Freunden oder Familie zu treffen.
18. Ich habe meinen Tagesablauf geändert, um mehr Zeit im Internet verbringen zu können.
19. Stört mich etwas beim surfen, werde ich ärgerlich.
20. Meine Leistung leidet unter meiner Online-Zeit.
Quelle: http://www.palverlag.de/Internetsucht.php