Gefährliche Eichenprozessionsspinner breiten sich aus
- Christian Riedel
Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein Nachtfalter. Die Männchen erreichen eine Spanweite von 25 bis 32 Millimetern, die Weibchen zwischen 30 und 36 Millimetern. Als recht unscheinbare, nachtaktive Insekten stören sie uns eigentlich nur dann, wenn sie hilflos um die Schlafzimmerlampe kreisen.
Wie der Name schon sagt, besiedeln sie am liebsten Eichenwälder oder kleine Haine, wo neben anderen Bäumen auch Eichen stehen. Teilweise leben sie auch an einzeln stehenden Bäumen. In starken Befallsjahren können sie sich aber auch an anderen Bäumen (etwa der Hainbuche) ansiedeln. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist eigentlich die iberische Halbinsel. Seit einigen Jahren breiten sie sich aber auch von Mitteleuropa bis nach Vorderasien stark aus.
Gefährliche Raupen
Während die fertigen Falter ein kaum beachtetes Dasein führen, kann man das von deren Raupen nicht sagen. Sie können nicht nur den Baumbeständen großen Schaden zufügen, sondern auch den Menschen, die in ihre Nähe kommen. Denn die feinen Brennhaare der Raupen enthalten das Eiweißgift „Thaumetopoein“. Dieses kann auf der Haut zu massiven Irritationen und allergischen Reaktionen führen.
Das Problem bei den Raupen des Eichen-Prozessionsspinners ist, dass man die Raupen nicht berühren muss. Denn die mikroskopisch feinen Haare brechen leicht und können vom Wind mehrere hundert Meter durch die Luft getragen werden. Zudem bleibt nach jeder Häutung die alte Larvenhaut im Nest, das zwischen 100 und 200 Eier beherbergen kann.
Insofern kann in der Nähe eines Nestes die Luft von feinen Haaren nur so wimmeln. Zudem haben die Häute eine lange Halbwertszeit. Dadurch wird jedes verlassene Nest noch jahrelang zum Gefahrenherd. Besonders im umliegenden Unterholz oder einem benachbarten Gebüsch ist die Konzentration an Raupenhaaren oft sehr groß.
Gefahren für den Menschen
Der Kontakt mit den Raupenhaaren kann beim Menschen eine so genannte Raupendermatitis auslösen. Gefährlich sind die Haare des 3. Larvenstadiums, in dem sich die Nachwuchs-Schmetterlinge zwischen Ende Mai und Mitte Juni befinden. Die Haare bleiben auch an der Kleidung und Schuhen hängen und führen bei jeder Berührung zu einer Vergiftung der betroffenen Hautpartie. Beim Kontakt dringen die feinen Härchen in die Haut ein, wo sie sich mit feinen Haken festsetzen und die Raupendermatitis auslösen.
Die Raupendermatitis
Bei der toxischen Reaktion zeigen sich drei verschiedene medizinische Erscheinungsbilder, die unbehandelt bis zu zwei Wochen lang auftreten können:
- Juckende Quaddeln
- Hautentzündungen
- Papeln, kleine Knötchen, die Insektenstichen ähneln
Daneben kann es auch zu typischen Allergiereaktionen wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündungen kommen. Bei Allergikern können die Haare sogar einen allergischen Schock auslösen.
Problematisch ist es außerdem, wenn die Härchen eingeatmet werden, was gerade beim Sport in den befallenen Gebieten leicht passieren kann. Dann können die Raupenhaare zu Bronchitis, Husten und sogar Asthma führen.
Behandlung der Raupendermatitis
Die Hautirritationen werden in der Regel mit Kortison-Präparaten behandelt. Den Juckreiz, der meist mit den Hautreizungen verbunden ist, kann man mit Antihistaminika lindern. Gegen die internistischen Probleme helfen in der Regel Kortisonsprays oder Sprays, die die Bronchien erweitern. In ganz extremen Fällen müssen die Betroffenen stationär mit Kortison- oder Euphyllininfusionen behandelt werden.
Die Raupendermatitis vermeiden
Grundlegend ist es schwer, die Raupendermatitis zu verhindern. Schließlich kann man die Haare mit bloßem Auge nicht sehen und so den Kontakt nicht vermeiden. Die einzige Möglichkeit ist, die Gebiete zu meiden, in denen die Eichen-Prozessionsspinner stark verbreitet sind. Eine Übersicht findet Ihr hier
Wer im dichten Unterholz unterwegs ist, sollte freie Hautbereiche schützen. Außerdem sollte man die Raupen und die Nester auf keinen Fall berühren. Wer in einem Raupengebiet unterwegs war, sollte die Kleider danach so schnell wie möglich waschen und sich danach gründlich abduschen.