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Dr. Sport - Wenn die Achillessehne zwickt

  • Dr. med. Klaus Rawe
Seit ca. einem halben Jahr habe ich auf der rechten Seite Probleme mit der Achillessehne. Die vom Arzt gestellte Diagnose lautet hier Achillodynie. Zur Therapie der Verletzung hab ich bislang Krankengymnastik gemacht und führe jetzt seit einigen Wochen ein Kräftigungstraining sowie Dehnübungen für die Wadenmuskulatur durch.

Zwischenzeitlich haben sich die Symptome auch gebessert. Im Moment ist es allerdings so, dass es mal völlig schmerzfrei ist und dann wieder recht stark schmerzt. Seit dem Beginn der Schmerzen hab ich jetzt mit dem Laufen ausgesetzt. Um mein Training so schnell wie möglich wieder aufnehmen zu können, sollte ich die konservative Therapie über Kräftigung und Dehnung weiter machen oder mich vielleicht doch operieren lassen? Und gibt es irgendwelche Übungen die besonders empfehlenswert sind?

Vielen Dank und Gruß,

Jens

 

Hallo Jens!

Unter Achillodynie versteht man eine Erkrankung der Achillessehne. Läufer leiden hierunter häufiger als andere Sportler. Sie ist gekennzeichnet durch Schmerzen im Bereich der Achillessehne, meist kurz oberhalb der Ansatzstelle am Fersenbein, wobei dann der gesamte Verlauf der Sehne bis in den Muskelübergang betroffen sein kann. Typisch bei Läufern ist ein maximal schmerzhafter Punkt ca. 2 cm oberhalb des Ansatzes. Die Schmerzen treten mehr bei Belastung auf, weniger in Ruhe.

Oft ist ein Anlaufschmerz vorhanden, besonders morgens nach dem Aufstehen und bei Beginn von Laufbelastungen, der sich nach einigen 100 Metern bessern kann. Diese Schmerzen sollten aber schon ernst genommen werden, weil sie ein Zeichen für eine chronische Schädigung sind und bei weiterer starker Belastung die Chronifizierung vorprogrammiert ist. Ursache ist meist eine Überlastung oder Fehlbelastung. So treten Beschwerden oft nach zu intensiven Steigerungen des Trainings oder ungewohnten Wettkämpfen auf. Vorbeugend werden die genügende Dehnung der Achillessehne sowie Kräftigung und Pflege der Wadenmuskulatur empfohlen.



Bei Beschwerden hat sich die Durchführung einer Kräftigung durch exzentrisches Training bisher mit sehr guten Ergebnissen bewährt. Als Therapie sollte dieses Training auf Grund der sehr langsamen Regenerationszeit des Sehnengewebes über 12 Wochen täglich durchgeführt werden. Hierbei stellt man sich barfuß an einer Treppenstufe auf die Zehenspitzen und hält diese Position 2 Sekunden um den Fuß dann langsam in die Horizontale abzusenken. Zunächst soll beidbeinig geübt werden, nach 2 Wochen einbeinig mit 6 x 15 Wiederholungen.

Begleitende Maßnahmen wie Salbenanwendungen mit entzündungshemmenden Salben oder in Form von Tabletten (dann jedoch niedrig dosiert) können hilfreich sein. Im akutem Stadium ist eine Fersenerhöhung Gold wert, um die Sehne zu entlasten (es müssen keine Stöckelschuhe sein, jedoch sind Schuhe mit Absatz besser zu tragen oder es gibt Fersenkeile in Schuhfachgeschäften oder Sanitätshäusern zu kaufen).

Von Kortisoninjektionen wird allgemein abgeraten, da diese die Sehne weich machen und die Reißgefahr erhöhen. Allenfalls zu Beginn der Erkrankung kann eine Infiltration ausschließlich in das Gleitgewebe (nur von versierten Orthopäden durchzuführen) gut wirken. Auch Achillessehnenbandagen können etwas lindern und den Heilungsverlauf unterstützen.

Als weitere medizinische Maßnahmen kann bei nachgewiesener Gewebeveränderung (Granulationen) im MRT (Magnetresonanztomographie) eine Stoßwellentherapie probiert werden. In Deutschland wird auch manchmal die Röntgentiefenbestrahlung eingesetzt. Diese Therapieformen sind mit dem behandelnden Orthopäden zu besprechen.

Leider muss Läufern bei anhaltenden Beschwerden eine Laufpause von 6 bis 8 Wochen angeraten werden, wenn die Beschwerden immer wieder bei Belastung auftreten. Bedenke, dass eine zunehmende Schädigung der Sehne die Gefahr einer Ruptur erhöht.

Eine Operation ist immer die ultima ratio, bedenke auch hierbei die Komplikationen. Hierbei wird das Sehnengleitgewebe über eine längere Strecke entfernt und gegebenenfalls die Sehne angespalten, um den Heilungsverlauf anzuregen. Eventuell sichtbare Verkalkungen oder Nekrosen können operativ entfernt werden. Hier sieht der Pathologe unter dem Mikroskop auch oft kleine Einrisse, welche in der MRT-Untersuchung nicht zu sehen sind.

Ob die Operation für Dich geeignet ist, musst du mit Deinem behandelnden Orthopäden diskutieren. Nach ca. 9 bis 12 Monaten konservativer Therapie ist dies sicher zu überlegen. Ein Patentrezept gibt es, wie du erkennen kannst, für die Therapie der Achillodynie nicht. Die Geduld des Sportlers wird bei dieser Erkrankung auf eine harte Probe gestellt. Ob am Ende eine Operation durchgeführt wird, hängt auch davon ab, wie stark der Wunsch ist, den Lieblingssport weiter auszuüben oder ob man bereit ist, auf andere Sportarten zu wechseln.

Einen guten Heilungsverlauf wünscht

Dr. Sport

Dr. Klaus Rawe

Details

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  • Star Vita: Dr. med.Klaus Rawe führt eine eigene Praxis für Allgemeinmedizin, Sportmedizin und Chirotherapie in Köln und ist Lauftherapeut. Er arbeitete u.a. als anerkannter Facharzt in Schweden und betreute und betreut u.a. Sportvereine, Eliteläufer und Triathleten. Er selbst hat mehr als 100 Marathons gefinisht und zahlreiche Ultratriathlons bestritten.
  • Star Erfolge: Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Chirotherapie

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