Fußball macht Menschen glücklich! Aber nicht lange... gettyimages.de -- Freudenbilder nach dem Viertelfinalsieg der DFB-Elf bei der EM 2016 gegen Italien

Fußball macht Menschen glücklich! Aber nicht lange...

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"Die deutschen Fußball-Zuschauer haben während der Europameisterschaft eine größere Lebenszufriedenheit als davor." Dieses aktuelle Forschungsergebnis wurde auf dem Sportwissenschaftlichen Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) präsentiert. Auf dem zwischen dem 13. und 15. September von der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München ausgerichteten Kongress stellte Prof. Dr. Michael Mutz von der Justus-Liebig-Universität in Gießen die neue Erkenntnis vor.
Prof. Mutz befragte über 1.000 Menschen aus verschiedenen Städten Deutschlands rund um die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Vor, während und nach dem Turnier sollten die Teilnehmer ihre allgemeine Lebenszufriedenheit bewerten. Zudem wurde um Einschätzungen zur grundsätzlichen Fußballaffinität gebeten und die Befragten sollten angeben, wie häufig sie die Spiele live verfolgten.

Das Hauptergebnis: die Menschen in Deutschland waren während des Turniers - verglichen mit der Zeit davor - bemerkenswert glücklicher mit ihrem Leben. Das trifft vor allem auf diejenigen zu, die sich selbst als fußball-interessiert bezeichneten und somit in der Regel die Spiele live anschauten.

Auf der Suche nach Ursachen sieht Prof. Mutz gar nicht so sehr den sportlichen Erfolg als ausschlaggebenden Faktor. Vielmehr sei die Bedeutung des gemeinschaftlichen Erlebens relevant. Das typische Gesellschaftsphänomen, bei Großveranstaltungen wie einer Europameisterschaft in großen Gruppen zusammen Fußball zu schauen, begünstige positive Auswirkungen auf die Stimmung: "In solchen Umgebungen steigt die emotionale Intensität an." Das würde starke Gefühlsausbrüche begünstigen, die im sonst meist monotonen Alltag der Bevölkerung selten stattfinden würden.

Allgemein betrachtet sei die Lebenszufriedenheit nach Ansicht des Professors für Sozialwissenschaften des Sports der Universität Gießen sehr stark von aktuellen Erlebnissen beeinflusst. Positive Erfahrungen wie Urlaub oder Beförderungen könnten potenziell negative Empfindungen, beispielsweise durch private Beziehungsprobleme, temporär abschwächen. Die dicht gestaffelte Reihung von euphorischen Ausbrüchen während bedeutender Sportereignisse würde damit schnell zu einer besseren Bewertung des eigenen Lebens führen.

Diese Kurzfristigkeit schlägt sich allerdings auch auf Prof. Mutz' Befunde aus den Monaten nach der EM 2016 nieder. Durch den Abstand zum Event verringerte sich der Effekt bei den Probanden wieder und nahm durchschnittliche Werte an. Ob dies bei einem Finalsieg anders gewesen wäre? "Diese Vermutung liegt natürlich nahe", meint Prof. Mutz und ergänzt: "Bis zum nächsten Pokal können wir allerdings leider nur spekulieren!"

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